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Künstler-Gesellschaft Zürich [Editor]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 54.1894

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II. Erste Studienzeit in Sursee, Stans und Luzern (1867 - 1874)
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III. Düsseldorf (1874 - 1892)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43113#0016
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richts war dessen Staffelei stets umlagert von jenen Schülern, denen infolge guter
Leistungen vergönnt war, das anstossende Atelier zu betreten, wo Fellmann arbeitete.
Die prächtigen Zeichnungen schienen ihnen unerreichbare Vorbilder. Fellmann hat
an der luzernischen Kunstgewerbeschule sehr viel für seine akademische Fortbildung
profitiert; ihrem Direktor Weingartner blieb er immer und mit Recht ein dankbarer
Schüler.

III.
Düsseldorf.
(1874—1892.)
9
Schon bevor Fellmann an die luzernische Zeichnungsschule kam, dachte er daran,
sich den Studienort seiner akademischen Ausbildung zu wählen. Er hatte sich vor-
genommen, bald nach Ostern «in die Fremde» zu ziehen; allein es ergaben sich
Schwierigkeiten. Fellmann hatte an Weimar gedacht; Deschwanden aber riet ab; «an
einer so kleinen Akademie wird Dir jene Anregung, die eine grosse Akademie mit den
reichen Bildersälen bietet, fehlen», schrieb der Altmeister seinem Schüler. Dieser
wollte sich nach München wenden, und aus den zwischen ihm und seinen Lehrern
Deschwanden und Weingartner gewechselten Briefen ergibt sich, dass dies bereits
ziemlich fest abgemacht war. Deschwanden schrieb ihm : «Wenn Du Dich an Herrn
Schiffmann in München anschliessen kannst, so bin ich ganz einverstanden». Allein
dieser Plan scheiterte an äusserlichen, freilich nicht kleinen Hindernissen. Es ergibt
sich dies aus einem Briefe Deschwandens aus gleicher Zeit: «Also Schiffmann ist nicht
in München, wohl aber Cholera und Nervenfieber, Grund genug, jetzt nicht hinzugehen,
sondern einstweilen noch in der Nähe zu bleiben und zwar in Luzern selber, um Dich
in der Malerei zu üben».
Im September entschloss sich Fellmann für Düsseldorf. Deschwanden hatte dort
einen vor allen lieben Freund, Carl v. Müller, Weingartner selbst war ein Düsseldorfer
Schüler; er hat Fellmann den Rat gegeben, dorthin zu ziehen, und Deschwanden war
schon aus dem Grunde einverstanden, weil er dachte, Aloys werde in Carl v. Müller
einen vorzüglichen Lehrer finden. Denn damals glaubte er noch bestimmt, Fellmann
würde sich der religiösen Malerei zuwenden.
Im Oktober 1874 verreiste Fellmann aus seiner lieben Heimat, rheinabwärts Düssel-
dorf zu, das Herz voll des ehrlichen Strebens, ein ganzer Künstler zu werden, in der
Hand eine liebenswürdige Empfehlung Deschwandens an dessen rheinische Kunstfreunde
Deger, Andreas Müller, Carl v. Müller und Itenbach in Düsseldorf, Eduard Steinle in
Frankfurt und Settegast in Koblenz. «Sie werden, ich zweifle nicht daran», schreibt
Deschwanden,. «diesem meinem braven, begabten Kunstjünger hie und da einen Besuch
gestatten, wenn er in seinem Vorhaben, sich der religiösen Kunst zu widmen, Ihres
väterlichen Rats bedürftig sein wird. Gott segne Sie und die lieben Ihrigen dafür!»
 
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