Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Neue Sammlung der merkwürdigsten Reisegeschichten, insonderheit der bewährtesten Nachrichten von den Ländern und Völkern des ganzen Erdkreises (Band 2) — Frankfurt, Leipzig: Van Düren, 1749

Zitierlink:
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/neue_sammlung_merkwuerdigsten_reisegeschichten_bd2/0048
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

EE 4 9

.

24 II. Buch. Von den Bevoͤlkerungen der Chamiten. *

ſetzen alſo das Alterthum derſelben noch uͤber das Alterthum der hebraͤiſchen ö
Sprache hinaus, und glauben hierzu hinlaͤngliche Gruͤnde ſelbſt in den Schrif-
ten Moſis gefunden zu haben (29). ᷓ— ö
Es iſt dieſelbe eine von denjenigen mit einander verwandten Mundarten,
welche man gemeiniglich die morgenlaͤndiſchen Sprachen zu nennen pfleget. Der
gemeine Gebrauch derſelben war nicht allein in die Graͤnzen des eigentlichen Syriens
eingeſchraͤnket; ſon dern ſie war auch doch mit einer geringen Veraͤnderung,
die Sprache einiger ihren angraänzenden Nachbarn, als der Armenier, Baby-
lonier, Meſopotamier, und vornehmlich der Chaldaͤer. Die genaue Verwand-
ſchaft und Aehnlichkeit der Sprachen dieſer Voͤlker mit der ſyriſchen zeiget gar
deutlich, daß ſie nur verſchiedene Mundarten von dieſer geweſen. Ein alter
Schriftſteller ſagt ausdruͤcklich )/ daß ſich die Mundart, oder die Sprache der
Syrer, bey denen Voͤlkern, welche inner⸗und auſſerhalb dem Euphrat, das iſt,
welche von dieſem Fluß zu rechnen gegend Abend und Morgen hin gewohnet,
bis auf ſeine Zeit erhalten habe, und von ihnen ſey geredet worden. Und
an einem andern Ort ſchreibet er 4): die armeniſchen „ ſyriſchen und arabi-
ſchen Voͤlker hätten, in Abſcht auf ihre Sprache, Lebensart, und Leibesge-
ſtalt, vieles mit einander gemein (300) 8.

Seie iſt den Juden vor der babyloniſchen Gefangenſchaft unbekannt gewe.
ſen; wie man unter andern aus einigen Stellen der heiligen Schrift gar deut-
lich abnehmen kann 6). In der letzten aus den Buͤchern der Koͤnige angefuͤhr-
ten Stelle, bitten die abgeordnete Bedienten des Hiskia den Rabſake nicht auf

(20) Es iſt ſchon ſo lang und viel über
die Frage: welches die aͤlteſte Sprache ſey,
geſtritten worden, daß ſie auch bey den
groͤſten und ernſthafteſten philologiſchen

Kunſtrichtern, faſt als unerheblich „zum
wenigſten auf eine Zeitlang, bey ſeite gele-
get worden. Inzwiſchen bleiben wir bey
der gewoͤhnlichſten und bisher von den an-
geſehenſten Gelehrten und Kennern dieſer
Sprachen gebilligten Meynung „ daß die
hebraͤiſche Sprache die aͤlteſte, und diejeni-
ge iſt, deren ſich der allererſte unter den

Menſchen, der Adam, bedienet; ohnerach-

tet Theodoretus, die Maroniten und einige
neuere Gelehrte dieſen Vorzug der ſyriſchen

oder chaldaͤiſchen Sprache beylegen wollen;

wovon Bochart in Phaleg. Ib. 1. cap. 15. de
confuſione linguarum „ mit mehrerem kann
nachgeſehen werden. —
(30) Bochart Phaleg lib. 2. cap. 9. mer-
ket an, daß es ſehr wahrſcheinlich ſey, daß
die armeniſche Sprache ein Miſchmaſch aus
der ſyriſchen und phrygiſchen geweſen,
von welchen beyden Voͤlkern die Arme-
nier abgeſtammet; womit der 1. Theil
dieſer allgem. Reiſegeſchichte S. 84. §. 20.
zu vergleichen iſt. Hieraus iſt auch zu-
gleich abzunehmen, wie eben dieſer Schrift-
ſteller an einem andern Ort anmerket, daß
es ſehr ungereimt iſt, wann man die
Stammwoͤrter dieſer Sprache aus der ara-
biſchen herleiten will.

2) Serabo, b. 2.
4) Lib. 1. pag. 244.

3) Zerem. 5, 15. 2 Boͤnig. 18, 26.

4 SS
ö —

20 .
 
Annotationen