Zwei Gedanken bestimmten die Ausschmückung der Karlsteiner Marienkirche, nämlich die Apokalypse und die
Bezugnahme auf Reliquien, deren Erwerbung Karl IV. selbst einen bestimmten Wert beilegte und im Bilde oder in einer
das Gedenken stützenden Inschrift verewigt wissen wollte. Propheten- und Engelschöre sowie Heiligenbilder zogen sich
noch über den Darstellungen aus diesen beiden Cyklen hin, in welchen bestimmte Gesichtspunkte der Anordnung unver-
kennbar sind. Beide Stofifkreise standen dem Denken und Streben Karls IV. so nahe, dass eine Beeinflussung der
künstlerischen Ausführung durch den kaiserlichen Auftraggeber umso mehr angenommen werden muss, als derselbe sogar
eine, Berücksichtigung seiner eigenen Person in einigen Bildern forderte und zweifellos selbst anordnete. Dadurch, dass
neben dem rein religiösen Bilde auch die Darstellung von Momenten rein individuellen Interesses mit bildnistreuer Hervor-
hebung der Person in den Wandbildern der Karlsteiner Marienkirche sich entschieden vordrängte, steigt der Wert
künstlerischer Eigenart der Ausstattung dieses Raumes außerordentlich. Ja, es ergibt sich auch eine Berührung mit jenen
Anschauungen, die in den auf das Doppelwunder von 1353 zurückgreifenden Bildern des Karlsteiner Palas das Cultbild
schon auf einen persönlichen Ton Karls IV. zu stimmen suchten.
Abb. 5. Engel von der alten Balkendecke der Karlsteiner Marienkirche.
42
Bezugnahme auf Reliquien, deren Erwerbung Karl IV. selbst einen bestimmten Wert beilegte und im Bilde oder in einer
das Gedenken stützenden Inschrift verewigt wissen wollte. Propheten- und Engelschöre sowie Heiligenbilder zogen sich
noch über den Darstellungen aus diesen beiden Cyklen hin, in welchen bestimmte Gesichtspunkte der Anordnung unver-
kennbar sind. Beide Stofifkreise standen dem Denken und Streben Karls IV. so nahe, dass eine Beeinflussung der
künstlerischen Ausführung durch den kaiserlichen Auftraggeber umso mehr angenommen werden muss, als derselbe sogar
eine, Berücksichtigung seiner eigenen Person in einigen Bildern forderte und zweifellos selbst anordnete. Dadurch, dass
neben dem rein religiösen Bilde auch die Darstellung von Momenten rein individuellen Interesses mit bildnistreuer Hervor-
hebung der Person in den Wandbildern der Karlsteiner Marienkirche sich entschieden vordrängte, steigt der Wert
künstlerischer Eigenart der Ausstattung dieses Raumes außerordentlich. Ja, es ergibt sich auch eine Berührung mit jenen
Anschauungen, die in den auf das Doppelwunder von 1353 zurückgreifenden Bildern des Karlsteiner Palas das Cultbild
schon auf einen persönlichen Ton Karls IV. zu stimmen suchten.
Abb. 5. Engel von der alten Balkendecke der Karlsteiner Marienkirche.
42