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Abb. 6. Heiligenköpfe an der Nordwand der Karlsteiner Katharinenkapelle.

III.

Die Gemälde der Karlsteiner Katharinenkapelle.

on der Marienkirche führt ein schmaler Gang im Mauerkörper der Westwand zu der Katharinenkapelle, die mit
mäßiger Vorkragung an der Südseite vortritt und fast ganz in dem Mauerkörper der Südwand ausgespart er-
scheint. Unter dem aus späterer Zeit stammenden Verputze ist an mehreren Stellen ein vergoldeter Gips-
grund erkennbar, in welchem einst Edelsteine eingelassen waren. Außer dieser Decoration zierten den engen
Raum, der nur durch ein kleines Fenster spärliches Licht erhält, noch Wandmalereien; als Rest derselben stellt sich ein mit
beiden Händen das Rauchfass schwingender Engel dar (Taf. XIII, Abb. i). Die stark beschädigte, von rothem Grunde sich
abhebende Gestalt mit blondem Haare und grünen Flügeln trägt ein blaues Gewand und bietet künstlerisch immer noch mehr
als die ziemlich rohe Darstellung der Dreifaltigkeit in der Wölbung der Fensternische; hier zeigt eine braunrothe, mit Grau
gehöhte Zeichnung den thronenden Gott Vater, mit beiden ausgestreckten Armen das Kreuz haltend, an welchem Christus
mit einem fast durchsichtigen Lendenschurze hängt. Die Fensterleibungen enthalten auch noch Reste der ursprünglichen
Wandverkleidung mit vergoldetem Gipsgrund für das Einsetzen der Edelsteine. Dieser Gang ist gegen die Katharinen-
kapelle hin abgesperrt durch eine prächtige alte Eisenthüre,’) deren von breiten Bändern umsäumte Rauten als Zierde
den silberweißen Löwen Böhmens auf rothem und den einköpfigen schwarzen Adler des deutschen Reiches auf goldenem
Grunde einschließen, indes die rosettenartigen Schrauben einst ebenso in Vergoldungen hervortraten wie die auf den
Bändern aufgemalten sonnenartigen Verzierungen; selbst an den geraden Bändern der Thürrückseite setzen in Schwarz
aufgemalte, gothisch stilisierte Ziermotive ein, die von rothem Grunde sich wirkungsvoll abheben.
Nur wenige Räume mittelalterlicher Kirchen- und Burgenbaukunst bieten heute noch eine solche Pracht ursprünglicher
Ausstattung wie die Karlsteiner Katharinenkapelle,®) in welche Karl IV. zu Andachtsübungen sich zurückzog (Taf. XIV).
Reicher Farbenschmuck hebt die Glieder der vergoldeten Rippen in den beiden Kreuzgewölbejochen, an deren Schlusssteinen
auf Silberblech Rosetten aus eingesetzten Edelsteinen prangen; die Mitte der einen zeigt einen von Amethyst-, Karneol- und
Chrysoprasstücken umgebenen Topas, die andere einen feingeschnittenen Chalcedon mit einem ausdrucksvollen Engelskopfe.
Der birnförmige Vorsprung des Rippenprofiles ist vergoldet, die Auskehlung mit goldenen Sternen auf blauem Grunde
besetzt und das beide verbindende Mittelglied hellroth bemalt; den farbenprächtigen Eindruck des Kapellenraumes erhöht
sowohl der Goldgrund der Kappen, von welchem Sterne, Kreuze und vierblättrige Rosetten sich abheben, als auch die
Edelsteinverkleidung der Wände, in deren vergoldetem Gipsgrunde glänzend polierte Prachtexemplare von Jaspis, Karneol,
Amethyst u. dgl. —-im ganzen 1132 Stücke —- erstrahlen. Selbst der vortretende Rand der Altartischplatte war einst mit
Edelsteinen auf vergoldetem Gipsgrunde geziert, um welche je acht, heute fehlende kleinere Steine eingesetzt waren. An


1) Grueber, Kunst des Mittelalters in Böhmen. III. S. 68 u. 137. — Sedläcek, Karlstein a. a. O. S. 57. — 1 2) Zap, Kaple sv. Knze a sv.
Katefiny na Karlsteine a. a. O. S. 75 u. f. — Bock, Schloss Karlstein in Böhmen a. a. O. S. 91. — Zap, Kollegialnf chräm Panny Marie s kaplf sv.
Kateriny na Karlsteine a- a. O. S. 340. — Grueber, Kunst d. Mittelalters in Böhmen III. S. 67 u. 68. — Passavant, Über die mittelalterl. Kunst in
Böhmen u. Mähren a. a. O. S. 210. — Taf. II. bei Grueber ist ebenso ungenau als die Abbildung des Innern bei Sedläcek, Podbrdsko S. 109.

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