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Niemann, George; Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Der Palast Diokletians in Spalato — Wien: Hölder, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.52910#0089
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Das Mausoleum.

AS wichtigste Gebäude in Spalato ist die Domkirche. Der Bau hatte ursprünglich eine giebelgeschmückte
Vorhalle, zu der eine breite Treppe hinaufführte. Beides mußte dem Glockenturme weichen, der hinter den
Säulen des Peristyls errichtet wurde. Seitdem führt der Zugang durch den Turm auf der weit schmäleren,
aber noch immer stattlichen Treppe, die das untere Stockwerk desselben durchschneidet.
Der Bau hat mancherlei Änderungen und Erweiterungen erfahren, ist aber im wesentlichen erhalten
geblieben.
Auf achtseitigem Unterbau erhebt sich, von einem Säulengange umgeben, der außen gleichfalls achtseitige, im Innern
kreisförmige Aufbau. Er ist von einer Kuppel überspannt, die ein Zeltdach deckt.
Der Säulengang, welcher einst das Mausoleum an allen Seiten umgab, ist späteren Zubauten teilweise zum Opfer
gefallen. Elf Säulen stehen noch, Teile des Gebälkes tragend, frei und sichtbar an ihrem Platze; einige sind in den Mauern
der Zubauten verborgen, andere verschleppt.
Der achtseitige Kern des Gebäudes ist außen sehr einfach; durch keinerlei Gliederung belebt, steigen seine aus regel-
mäßigem Quaderwerk bestehenden Wände bis zur Höhe von 16 m auf. Ein Gebälk bildet den Abschluß.
An der Westseite, dem vorgebauten Turme zugewendet, befindet sich die alte Eingangstüre, an der Südseite eine später
ausgebrochene Nebenpforte. Der Raum vor der Haupttüre ist von einem Kreuzgewölbe überspannt, das den Dom mit dem
Turme verbindet. Zwei dicht an die Mauer gerückte Säulen, deren eine ein romanisches, die andere ein antikes Kapitell
trägt, stützen das Gewölbe dort, wo es an die zurückweichenden Achteckseiten sich anschließt. Oberhalb des Gewölbes sieht
man in der Wand des Domes ein halbkreisförmiges Fenster.
Dem in die Domkirche Eintretenden zeigt sich, auf engem Raume zusammengedrängt, ein Gemisch römischer, mittel-
alterlicher und barocker Formen, zu wirkungsvoller Einheit verbunden durch die in der Kirche herrschende, nur von ein-
zelnen Lichtstrahlen unterbrochene Dämmerung, die sich oben in der Kuppel zu völliger Dunkelheit verdichtet.
Stämmige korinthische Säulen mit schwerem verkröpften Gebälke stehen in der Runde; sie tragen eine zweite Ord-
nung kleineren Maßstabes, oberhalb deren die ungegliederte Kuppel beginnt.
Zwischen den unteren Säulen waren in der Dicke der Mauer acht Nischen von abwechselnd halbkreisförmigem und
rechteckigem Grundriß angebracht, in deren einer die antike Haupttüre, in einer zweiten der Nebeneingang sich befindet.
Die beiden dem Haupteingange zunächstliegenden halbkreisförmigen Nischen sind in der ursprünglichen Gestalt erhalten;
zwei andere, rechteckige, in späterer Zeit nach außen durchbrochen und erweitert. Es sind die der Haupttüre gegenüber-
liegende Nische, welche jetzt den Durchgang zu dem an der Ostseite angebauten Presbyterium bildet, und die nördliche,
die zu einer Kapelle erweitert wurde.
Starke Veränderungen haben auch die dem Presbyterium zunächstliegenden, ursprünglich halbkreisförmigen Nischen
erfahren; sie sind zu dreieckigen, mit kleinen Fenstern versehenen Kapellen erweitert, in denen hochaufragende, von je vier
Pfeilern getragene, weit in den Hauptraum vortretende gotische Baldachine stehen.


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