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Niemann, George; Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Der Palast Diokletians in Spalato — Wien: Hölder, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.52910#0148
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läßt. Zudem kommen Rustikaquadern, wie sie in dieser Mauer vorzugsweise verwendet sind, in den römischen Teilen des
Bauwerkes überhaupt nicht vor und wären oberhalb einer aus glatt bearbeiteten Steinen bestehenden Wand nicht denkbar.
Mit den gleichen Quadern, aus welchen die obere Mauer besteht, sind einige der Bogen vermauert, auch greifen am rechten
Ende Steine der Aufmauerung auf Stellen über, wo ursprünglich Teile der architektonischen Gliederungen ihren Platz hatten.
Eine von wenigen Fenstern durchbrochene Aufmauerung oberhalb der römischen Bogen zeigt Tafel VII in dem Werke
Rob. Adams. Auf dieser Abbildung sieht man über den Halbsäulen einzelne von Mauerwerk umgebene Postamente. Genaue
Maße für diese vor eine Attika herausspringenden Postamente sind auf den Tafeln VIII und IX desselben Werkes wieder-
gegeben. Trotzdem bezweifle ich das ehemalige Vorhandensein von Postamenten; denn sie hätten zur Voraussetzung, daß
die Oberfläche der Gesimsverkröpfungen als Lagerfläche hergerichtet wäre, was in Wirklichkeit nicht der Fall ist; vielmehr
ist, wie schon erwähnt wurde, die obere Fläche der Gesimssteine durchaus uneben.
In den Wiederherstellungsversuchen habe ich eine auf der Mauer stehende Attika ohne vortretende Postamente
gezeichnet und die Höhe derselben so angenommen, daß der in Fig. 122 gezeichnete Segmentbogen nicht über das Deck-
gesimse der Attika hinausreicht.

AS Gurtgesimse, welches die Südwand in zwei Stockwerke scheidet, bezeichnet die Fußbodenhöhe der
sich über mehr als sechstausend Quadratmeter erstreckenden kaiserlichen Wohnung. Dieser Teil des
Palastes, dessen Fläche jetzt von zahlreichen Häusern bedeckt wird, ist bis auf äußerst geringe Reste
zerstört. Auch Rob. Adam hat hier nicht mehr gesehen, als heute vorhanden ist, und seine Rekonstruktion
entbehrt jeder Grundlage.
Einigen Aufschluß über die Anordnung dieses Teiles gibt der noch bestehende Unterbau, dessen gewölbte Untergeschoß.
Räume heute zum Teil als Magazine, zumeist aber, und zwar seit Jahrhunderten, von den Bewohnern der auf den Gewölben
stehenden Häuser als Kloaken benützt werden. Sie haben keinen Abfluß und sind bis fast an den Gewölbescheitel mit
Fäkalien gefüllt. Einige der Kellerräume enthalten Schutt und Erde; manche sind überhaupt nicht zugängig.
Bei den Grabungen, die wir in den tiefliegenden Straßen dieses Stadtteiles vornahmen, besonders in der Nähe des
Vestibüls und in der von hier zur Südpforte führenden Gasse, wurden wir nicht nur durch die Enge des Raumes und die
aus den oberen Stadtteilen hinunterführenden, im aufgeschütteten Erdreich gebauten Unratskanäle behindert, sondern wir
gelangten auch überall in den Bereich stehenden Wassers, das aus den Kanälen und Kloaken durchsickert.
Die Einteilung des Kellergeschoßes ist, soweit es gelang den Sachverhalt festzustellen, in den Plänen 129 und 130
wiedergegeben. In dem ersten Plane ist der gegenwärtige Zustand dargestellt; die unzugängigen Teile sind schraffiert und
in der Schraffierung ist das über den Gewölben befindliche Straßennetz eingezeichnet. Das römische Mauerwerk ist durch
dunklen Ton hervorgehoben. Der zweite Plan, dem mehrere Schnitte beigefügt sind, zeigt den Versuch, das Fehlende
wenigstens teilweise zu ergänzen.


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