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Novensia: Studia i Materiały — 15.2004

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Dimitrova-Milčeva, Aleksandra: Marmortorso der Aphrodite Pudica vom Typ Rhodos aus Sveti Vrac̆
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https://doi.org/10.11588/diglit.41866#0188

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Die Góttin ist in der bekannten Ikonographie mit Delphin neben dem linken
Bein dargestellt. Sie verdeckt die Scham nicht mit der linken, sondem mit der
rechten Hand. Die Drapierung des Chitons fallt auf der aus den Standbildem der
Venus von Rhodos bekannten Art und nicht im Zickzack wie bei der Statue aus
Sveti Vrac. Die Ausarbeitung ist gróber, was wahrscheinlich auf die mindere
Qualitat des Marmor zuruckzuftihren ist. Ohne Zweifel ist unsere Skulptur das
Werk eines guten Kunstlers. Das sollte uns nicht uberraschen, wenn man die groBen
Errungenschaften in der dekorativen und votiven Metallplastik in der Stadt und
der Umgebung im 2.-3. Jhdt. voraussieht, bedingt durch das Vorhandensein
wunderbarer Marmorsteinbriiche. Eben aus diesem Grand neige ich zu der An-
nahme, daB das Standbild der Venus Pudica aus Sveti Vrac ein Werk der ortlichen
Skulpturwerkstatten ist.
Das Entdecken dieser typologisch gleichen und stilistisch nahen Statuen der
Góttin in Stobi und Sveti Vrac ist eine AuBerang des Achtung der Góttin seitens
der Bevolkerang dieser nahegelegenen und von einem Kulturkreis umfaBten
Stadten. Aus Stobi sind auch andere Darstellungen der Venus Pudica in Marmor
und Bronze bekannt. In Thrakien und Mósien ist sie weit verbreitet, besonders
in der Kleinplastik. Ein Steintorso der halbbekleideten Venus aus einem Badraum
in Pautalia wird im Museum der Stadt Kjustendil aufbewahrt [Slokoska Faltblatt],
Letzteres ist jedoch gróber in der Ausfuhrung. Aufnerksamkeit verdient eine
seltene Darstellung der Venus Pudica auf einer trapezfórmigen Votivplatte aus
Novae. Darauf ist die Góttin mit Delphin und Genius Mortis bei dem Stanbein
dargestellt [Dimitrova-Milceva 1986, 402, Abb. 20],
Andere Denkmaler der Venus Pudica aus Sveti Vrac sind nicht bekannt. Wie
ich am Anfang bemerkte, hat das Standbild dieser Góttin eines der romischen
Bader in der Stadt geschmuckt. Beriihmt mit seinen heilkraftigen Mineralquellen,
mit dem Gymnasion und der Fursorge fur die Sportspiele, zeigte die Stadt beson-
dere Achtung gegenuber den Gottheiten der Gesundheit und des glucklichen
Zufalls. Daranter hatte auch die Góttin Venus ihren Platz, nicht nur als Symbol
der Naturschonheit, sondem auch als Symbol der physischen und seelischen
Vollkommenheit.

Anmerkungen

1 Die Ausgrabungen wurden von Tzanka Slavceva-Ribarova, damals Museumsleiter im
Historischen Bezirksmuseum Blagoevgrad, durchgefuhrt. Sie hat mir liebenswurdigerweise das
Standbild zur Veroffentlichung iiberlassen. Im Jahre 1998 bei Rettungsausgrabungen sudlich des
angegebenen Terrains, auf dem Fahrdamm der StraBe “8. Marz“ -— ein Terrain, bestimmt fiir
Wohnbauten — wurden massive architektonische Llberreste und eine Nekropole aus der spaten
Antike und des Mittelalters entdeckt.
 
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