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Andermann, Kurt [Editor]; Arbeitsgemeinschaft für Geschichtliche Landeskunde am Oberrhein [Editor]
Residenzen: Aspekte hauptstädtischer Zentralität von der frühen Neuzeit bis zum Ende der Monarchie — Oberrheinische Studien, Band 10: Sigmaringen: Thorbecke, 1992

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Fuchs, Peter: Der Musenhof. Geistesleben und Kultur in den Residenzen der Neuzeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.52728#0139

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DER MUSENHOF

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Universität Wittenberg9, und sein gleichnamiger Kollege Friedrich II. der Weise von der
Pfalz, auch mindestens ein friedlicher Herr, was man von seinem Namensvorgänger, Fried-
rich I. dem Siegreichen, kaum sagen kann, obwohl der im frühhumanistischen Heidelberg
mehr für Kultur und geistiges Leben getan hat als sein Großneffe10. Also Vorsicht! Mars und
Apollo Musagetes schließen einander nicht aus, können durchaus Hand in Hand gehen.
Friedrich der Große ist das große Beispiel11!
Albrechts IV. des Weisen von Bayern Weisheit hat wohl vor allem darin bestanden, den
Erbteilungen der bayerischen Wittelsbacher Einhalt zu tun12. Dann wird die Weisheit obsolet.
Moritz von Hessen, der Promotor des englischen Theaters in Deutschland, der Förderer der
Musik und Heinrich Schütz’ und Gründer des Collegium Mauritianum in Kassel, trägt den
Beinamen »der Gelehrte«13. Er gehört in eine Fürstengruppe um die Wende vom 16. zum
17. Jahrhundert, deren weitere Mitglieder die Gelehrsamkeit zwar nicht im Beinamen führen,
es aber genauso dürften wie Moritz: der Dramatiker und Förderer der Universität Helmstedt
Heinrich Julius von Braunschweig, der Giordano Bruno eine Zeitlang Asyl gewährte14, der
Gründer der um Sprache, Sprachbildung und Sprachpflege bemühten Fruchtbringenden
Gesellschaft Ludwig von Anhalt-Köthen15 und natürlich Kaiser Rudolf II. auf dem Hradschin
France, London und Paris 1785 und öfter; moderne wissenschaftliche Ausgabe von S. Solente (Societe de
l’histoire de France, Serie anterieure ä 1789, 437 und 444), 2 Bde., Paris 1936-1940. Vgl. R. Pernoud,
Christine de Pisan, Paris 1982, deutsch von S. A. Rott-Illfeld, München 1990; über Karl V. J. Cal-
mette, Charles V, Paris 1945 (ND Paris 1979).
9 I.Ludolphy, Friedrich der Weise Kurfürst von Sachsen 1463-1525, Göttingen 1984; G.L. Plitt,
Friedrich der Weise Kurfürst von Sachsen als Schirmherr der Reformation. Ein Vortrag, Erlangen 1863,
S. 2, meint, »daß er seine Weisheit recht bewies, indem er da nicht handelte, wo er nichts zu handeln hatte,
und die Dinge, soweit sie nicht unter sein Regiment gehörten, gewähren ließ, selbst ruhig abwartend.«
10 Über Friedrich I. und II. von der Pfalz vgl. H.Grüneysen und P. Fuchs in: NDB 5 (1961)
S. 526-530.
11 Vgl. Th. Schieder, Friedrich der Große. Ein Königtum der Widersprüche, Frankfurt a.M. u. a. 1983,
und aus der Fülle der Publikationen zum Jubiläumsjahr 1986 F. Benninghoven, H.Börsch-Supan und
I. Gundermann, Friedrich der Große. Ausstellung des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz
anläßlich des 200. Todestages König Friedrichs II. von Preußen, Berlin 1986.
12 »Hätte Albrecht IV. außerdem [gemeint ist das Primogeniturgesetz von 1506] während seines ganzen
Regentenlebens nichts von Wichtigkeit unternommen: durch die Errichtung dieser pragmatischen Sanc-
tion allein würde er den Beinamen des Weisen, den die Nachwelt ihm ertheilte, verdient haben.«
(J. Milbiller in: J. S. Ersch und J. G. Gruber, Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Kün-
ste, 2, Leipzig 1818, S. 378). Ebenda S. 377 heißt es allerdings: »Seine Gelehrsamkeit war damals noch eine
so seltene Erscheinung unter den Großen, daß die unwissenden, nur mit dem Handwerke des Krieges
bekannten, Ritter ihn nur den Schreiber nannten.«
13 H. Hartleb, Deutschlands erster Theaterbau. Eine Geschichte des Theaterlebens und der englischen
Komödianten unter Landgraf Moritz dem Gelehrten von Hessen-Kassel, Berlin und Leipzig 1936. Über
Landgraf Hermann II. den Gelehrten von Hessen (J1413) vgl. W. Heinemeyer, in: NDB 8 (1969) S. 633f.
14 I. Werner, Zwischen Mittelalter und Neuzeit: Heinrich Julius von Braunschweig als Dramatiker der
Übergangszeit (EuropHochschulschrr 1/160), Frankfurt a.M. u.a. 1976.
15 K. Conermann (Hg.), Das Köthener Gesellschaftsbuch Fürst Ludwigs I. von Anhalt-Köthen
1617-1650 (Der Fruchtbringenden Gesellschaft geöffneter Erzschrein 1-3), 3 Bde., Leipzig und Weinheim
1985; G. Hoppe, Das Italien-Erlebnis Ludwigs von Anhalt und seine Widerspiegelungen (VeröffHist-
MusKöthen 15 = ErzschreinStud 1), Köthen 1986.
 
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