Mannheim
Residenz der Kurfürsten von der Pfalz
VON JÜRGEN VOSS
Manfred Schlenke zum 1.11.1992 gewidmet
... verirrten wir uns gleichsam in das schöne
Mannheim hinein und befanden uns plötzlich an
dem Hofe des ungeheuren und herrlichen, von
Karl Theodor ... erbauten Residenzpalais ...
Von hier wandten wir uns rechts in das Innere
von Mannheim und fühlten uns ganz eigen
erfreut durch den fast ganz neuen und einzigen
Anblick einer so durchaus modernen Stadt.
Joseph von Eichendorff, Brief von 1807
Im Rahmen dieses Bandes über südwestdeutsche Residenzen ist es mehr als legitim, auch die
kurpfälzische Residenzstadt Mannheim zu behandeln. Friedrich Walter und Bernhard Kirch-
gässner haben dazu wichtige Vorarbeiten geleistet, auf denen sich gut aufbauen läßt1. Wenn
das Thema hier nochmals aufgegriffen wird, so soll auch die Gelegenheit wahrgenommen
werden, einige neue Akzente zu setzen, denn dem heutigen Mannheimer ist wohl kaum
bewußt, daß seine Stadt in jedem Handbuch zur frühneuzeitlichen Urbanistikgeschichte aus
guten Gründen einen Platz hat. Hat doch hier im Anschluß an die nach den Modellstädten der
Renaissance ausgerichtete Festung des frühen 17. Jahrhunderts dann im 18. Jahrhundert die
Stadt im Verbund mit der neuen Schloßanlage eine sonst selten verwirklichte bauliche Einheit
gefunden2. - Der Beitrag befaßt sich einleitend mit der Residenzstadtfrage und versucht diese
Frage auch durch einen kleinen begriffsgeschichtlichen Exkurs etwas aufzuhellen (I). Daran
anschließend wird der konkrete Fall der Residenzstadt Mannheim abgehandelt (II-V).
1 F. Walter, Geschichte Mannheims von den ersten Anfängen bis zum Übergang an Baden, Mannheim
1907 (ND Mannheim 1977); B. Kirchgässner, Kunst und Kultur zwischen Hof und Bürgertum: Die
kurfürstliche Residenzstadt Mannheim im 18.Jahrhundert, in: W. Rausch (Hg.), Städtische Kultur der
Barockzeit, Linz 1982, S. 223-234.
2 Vgl. unter anderem J. Gantner, Grundformen der europäischen Stadt, Wien 1928; G. Munter, Die
Geschichte der Idealstadt, Berlin 1928; K. Gruber, Die Gestalt der deutschen Stadt, München 1952;
W. Randa, Raumprobleme im europäischen Städtebau. Das Herz der Stadt, München 1956; H. Rosenau,
The ideal city in its architectural evolution, London 1959; L. Mumford, La eite ä travers l’histoire, Paris
1964; E.A. Gutkind, Urban development in Central Europe, New York 1964, E. Egli, Geschichte des
Städtebaus 3, Stuttgart/Zürich 1967; W. Braunfels, Abendländische Stadtbaukunst, Köln 1976; P. La-
vedan, J.Hugueney und Ph. Henrat, L’urbanisme ä l’epoque moderne, Genf 1982.
Residenz der Kurfürsten von der Pfalz
VON JÜRGEN VOSS
Manfred Schlenke zum 1.11.1992 gewidmet
... verirrten wir uns gleichsam in das schöne
Mannheim hinein und befanden uns plötzlich an
dem Hofe des ungeheuren und herrlichen, von
Karl Theodor ... erbauten Residenzpalais ...
Von hier wandten wir uns rechts in das Innere
von Mannheim und fühlten uns ganz eigen
erfreut durch den fast ganz neuen und einzigen
Anblick einer so durchaus modernen Stadt.
Joseph von Eichendorff, Brief von 1807
Im Rahmen dieses Bandes über südwestdeutsche Residenzen ist es mehr als legitim, auch die
kurpfälzische Residenzstadt Mannheim zu behandeln. Friedrich Walter und Bernhard Kirch-
gässner haben dazu wichtige Vorarbeiten geleistet, auf denen sich gut aufbauen läßt1. Wenn
das Thema hier nochmals aufgegriffen wird, so soll auch die Gelegenheit wahrgenommen
werden, einige neue Akzente zu setzen, denn dem heutigen Mannheimer ist wohl kaum
bewußt, daß seine Stadt in jedem Handbuch zur frühneuzeitlichen Urbanistikgeschichte aus
guten Gründen einen Platz hat. Hat doch hier im Anschluß an die nach den Modellstädten der
Renaissance ausgerichtete Festung des frühen 17. Jahrhunderts dann im 18. Jahrhundert die
Stadt im Verbund mit der neuen Schloßanlage eine sonst selten verwirklichte bauliche Einheit
gefunden2. - Der Beitrag befaßt sich einleitend mit der Residenzstadtfrage und versucht diese
Frage auch durch einen kleinen begriffsgeschichtlichen Exkurs etwas aufzuhellen (I). Daran
anschließend wird der konkrete Fall der Residenzstadt Mannheim abgehandelt (II-V).
1 F. Walter, Geschichte Mannheims von den ersten Anfängen bis zum Übergang an Baden, Mannheim
1907 (ND Mannheim 1977); B. Kirchgässner, Kunst und Kultur zwischen Hof und Bürgertum: Die
kurfürstliche Residenzstadt Mannheim im 18.Jahrhundert, in: W. Rausch (Hg.), Städtische Kultur der
Barockzeit, Linz 1982, S. 223-234.
2 Vgl. unter anderem J. Gantner, Grundformen der europäischen Stadt, Wien 1928; G. Munter, Die
Geschichte der Idealstadt, Berlin 1928; K. Gruber, Die Gestalt der deutschen Stadt, München 1952;
W. Randa, Raumprobleme im europäischen Städtebau. Das Herz der Stadt, München 1956; H. Rosenau,
The ideal city in its architectural evolution, London 1959; L. Mumford, La eite ä travers l’histoire, Paris
1964; E.A. Gutkind, Urban development in Central Europe, New York 1964, E. Egli, Geschichte des
Städtebaus 3, Stuttgart/Zürich 1967; W. Braunfels, Abendländische Stadtbaukunst, Köln 1976; P. La-
vedan, J.Hugueney und Ph. Henrat, L’urbanisme ä l’epoque moderne, Genf 1982.