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VORREDE.

Die nachfolgende Studie ist gewissermassen ein Seiten - Schössling der grösseren
Arbeit des Verfassers, welche die Verzeichnung und Beschreibung der Miniaturen der
Heidelberger Universitäts- Bibliothek zum Gegenstande hat. Während der Ausarbeitung
des zweiten Theiles dieses „Catalogue raisonn^", der binnen Jahresfrist vollendet sein dürfte,
drängte sich die Aufgabe wie von selbst auf, den Bilderkreis eines bestimmten Werkes
einmal möglichst erschöpfend durch die uns erhaltenen Handschriften desselben hindurch
zu verfolgen. Der wälsche Gast erschien hierfür aus verschiedenen Gründen besonders
geeignet. Zunächst besitzt unsere Bibliothek davon selbst drei illuminirte Mss., und eine Um-
frage bei den betreffenden Behörden eröffnete die Aussicht, die vorhandenen Handschriften
vollständig zusammen zu bekommen. Dank der gütigen Unterstützung meines hochver-
ehrten Freundes Karl Zangemeister, des Oberbibliothekars unserer Palatina, ist es in der
That auch gelungen, bis auf eines sämmtliche übrigen Mss. des Thomasin'sehen Ge-
dichtes vorübergehend zur Vergleichung miteinander hierher gesandt zu erhalten. Sodann
war der Umstand für die Wahl mitentscheidend, dass es sich bei den Illustrationen zum
wälschen Gaste nicht um einen religiösen Stoff handelt, bei dem die traditionelle Auf-
fassung eine mehr oder minder bedeutende Bolle zu spielen pflegte, sondern dass das
Stoffgebiet, welches die Bilder dieses Lehrgedichtes behandeln, für den Illustrator ein
eigenartiges und eigenartige Behandlung erforderndes war. Hier Hess sich am ehesten
ein von aussen nicht beeinflusstes Resultat erwarten. Schliesslich lockte den Verfasser der
Wunsch, ein bisher von der Kunstforschung noch wenig betretenes Gebiet auf einer
streng vorgezeichneten Strasse zu durchwandern und dasselbe bei dieser Gelegenheit
wenigstens nach einer Richtung hin zu erschliessen. Ob und wie weit die Wanderung
sich gelohnt hat, mögen die in nachfolgendem niedergelegten Resultate entscheiden.

Zur Erläuterung und Controlle des Textes sind einige Lichtdruck - Tafeln bei-
gefügt, welche aus der Hof-Lichtdruck-Anstalt von J. Baeckmann in Carlsruhe herrühren.

Herrn Professor W. Braune, welcher mir bei der dialektischen Prüfung und der
Lesung der Handschriften wiederholt behülflich gewesen ist, sowie den verehrlichen Vor-
ständen der Bibliotheken in München, Gotha, Dresden, Stuttgart und des Gräfl. Erbach'-
schen Gesammt-Haus-Archivs, aus deren Schätzen mir die betreffenden Mss. anvertraut
worden sind, insbesondere auch Herrn Buchhändler K. J. Trübner in Strassburg, dem
ehemaligen Besitzer des Hamilton-Codex, sei an dieser Stelle der verbindlichste Dank aus-
gesprochen.

Heidelberg, im Mai 1890.

Dr. Adolf von Oechelhäuser.
 
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