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Rechte, welche den Bogen trug, ist zerstört — kenntlich;
ferner zuoberst links: Sol in römischer Imperatorentracht
und rechts J u p p i t e r mit dem Blitz in der erhobenen Rech-
ten und mit dem Adler zu seinen Füßen. Wir haben somit
die sieben Gestirne vor uns, nach welchen von alters
her die Tage der Woche benannt worden sind: Sonne,
Mond und die fünf den Alten bekannten großen Planeten.
Auch unter diesen Figuren sind wieder einige recht unglück-
lich ausgefallen, besonders die Venus, die, allen Reizes bar,
in nüchternster Auffassung erscheint; nicht minder verfehlt ist
der trübselig dreinschauende Kriegsgott. Im Allgemeinen stört
bei der ganzen Bilderreihe, abgesehen von dem mangelnden
Ausdruck in den Gesichtern, sowohl die stetige Wiederkehr
der Spielbeinstellung, als auch das häufige Vorkommen der
seitlichen Kopfneigung. Hierin steckt bereits ein Stück Ma-
nier, von welcher sich der ein halbes Jahrhundert später auf-
tretende Churer Meister frei zu halten gewußt hat. Auch
der Faltenwurf ist im Ganzen schematisch behandelt.
Über den Sinn dieser Bilderfolge ist mancherlei gegrübelt worden. Am
bekanntesten ist die sinnreiche Deutung des ehemaligen Heidelberger Archäo-
logen K. B. Stark: „Wir sehen, die plastischen Darstellungen det Fa^ade des
Palastes bilden zusammen einen schönen Spiegel fürstlicher Regierung. Auf der
Kraft der Persönlichkeit, auf dem Heldentum des Volkes baut sich sicher die fürst-
liche Gewalt auf; sie hat ihr Zentrum in der Übung der christlichen Tugenden,
vereint mit Stärke und Gerechtigkeit, steht endlich unter dem Einflüsse höherer
Potenzen, einer himmlischen Leitung, die sich im Lauf der Gestirne kund gibt".
Diese Auffassung wird nicht beeinträchtigt, auch wenn wir annehmen,
daß die oberste Reihe ursprünglich nur die fünf Planeten des Altertums dar-
gestellt habe und erst später durch die zwei Giebelfiguren zu der Reihe der
sieben Wochentagsgötter erweitert worden sei. Da nun aber diese beiden
Figuren nur im Zusammenhange mit dem Doppelgiebel oder den beiden Zwerch-
giebeln entstanden sein können, so entsteht die Frage,,ob Sol und Luna (Diana)
ebenfalls von Colin herrühren, oder nicht. Im ersteren Falle müßte auch die
Giebelanlage bereits vor Colins Weggange, also noch zu Lebzeiten Ottheinrichs
geplant oder sogar schon begonnen worden sein, was aber unserer oben aus-
gesprochenen Annahme von der späteren Anordnung der Giebel widerspricht.
Es bleibt also nichts übrig, als die Herstellung der 15. und 16. Statue am Bau
einem andern Meister zuzuschreiben, der sich dem Colin'schen Stile nach Mög-
lichkeit anzupassen gesucht hat. Und in der Tat finden sich unter den 14 Colin-
schen Figuren weit größere Unterschiede ki Stil und Technik, als zwischen
diesen beiden jüngern und den ältern Statuen vorhanden sind. Man vergleiche
z. B. Justitia und Caritas, oder Herkules und Saturn, Saturn und Mars. Bei der
Aufstellung der Giebelstatuen werden dann natürlich die Plätze von Juppiter
und Diana vertauscht worden sein. In dieser Hinsicht steht unserer Annahme
somit nichts im Wege.
Rechte, welche den Bogen trug, ist zerstört — kenntlich;
ferner zuoberst links: Sol in römischer Imperatorentracht
und rechts J u p p i t e r mit dem Blitz in der erhobenen Rech-
ten und mit dem Adler zu seinen Füßen. Wir haben somit
die sieben Gestirne vor uns, nach welchen von alters
her die Tage der Woche benannt worden sind: Sonne,
Mond und die fünf den Alten bekannten großen Planeten.
Auch unter diesen Figuren sind wieder einige recht unglück-
lich ausgefallen, besonders die Venus, die, allen Reizes bar,
in nüchternster Auffassung erscheint; nicht minder verfehlt ist
der trübselig dreinschauende Kriegsgott. Im Allgemeinen stört
bei der ganzen Bilderreihe, abgesehen von dem mangelnden
Ausdruck in den Gesichtern, sowohl die stetige Wiederkehr
der Spielbeinstellung, als auch das häufige Vorkommen der
seitlichen Kopfneigung. Hierin steckt bereits ein Stück Ma-
nier, von welcher sich der ein halbes Jahrhundert später auf-
tretende Churer Meister frei zu halten gewußt hat. Auch
der Faltenwurf ist im Ganzen schematisch behandelt.
Über den Sinn dieser Bilderfolge ist mancherlei gegrübelt worden. Am
bekanntesten ist die sinnreiche Deutung des ehemaligen Heidelberger Archäo-
logen K. B. Stark: „Wir sehen, die plastischen Darstellungen det Fa^ade des
Palastes bilden zusammen einen schönen Spiegel fürstlicher Regierung. Auf der
Kraft der Persönlichkeit, auf dem Heldentum des Volkes baut sich sicher die fürst-
liche Gewalt auf; sie hat ihr Zentrum in der Übung der christlichen Tugenden,
vereint mit Stärke und Gerechtigkeit, steht endlich unter dem Einflüsse höherer
Potenzen, einer himmlischen Leitung, die sich im Lauf der Gestirne kund gibt".
Diese Auffassung wird nicht beeinträchtigt, auch wenn wir annehmen,
daß die oberste Reihe ursprünglich nur die fünf Planeten des Altertums dar-
gestellt habe und erst später durch die zwei Giebelfiguren zu der Reihe der
sieben Wochentagsgötter erweitert worden sei. Da nun aber diese beiden
Figuren nur im Zusammenhange mit dem Doppelgiebel oder den beiden Zwerch-
giebeln entstanden sein können, so entsteht die Frage,,ob Sol und Luna (Diana)
ebenfalls von Colin herrühren, oder nicht. Im ersteren Falle müßte auch die
Giebelanlage bereits vor Colins Weggange, also noch zu Lebzeiten Ottheinrichs
geplant oder sogar schon begonnen worden sein, was aber unserer oben aus-
gesprochenen Annahme von der späteren Anordnung der Giebel widerspricht.
Es bleibt also nichts übrig, als die Herstellung der 15. und 16. Statue am Bau
einem andern Meister zuzuschreiben, der sich dem Colin'schen Stile nach Mög-
lichkeit anzupassen gesucht hat. Und in der Tat finden sich unter den 14 Colin-
schen Figuren weit größere Unterschiede ki Stil und Technik, als zwischen
diesen beiden jüngern und den ältern Statuen vorhanden sind. Man vergleiche
z. B. Justitia und Caritas, oder Herkules und Saturn, Saturn und Mars. Bei der
Aufstellung der Giebelstatuen werden dann natürlich die Plätze von Juppiter
und Diana vertauscht worden sein. In dieser Hinsicht steht unserer Annahme
somit nichts im Wege.