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Oelmann, Franz
Die Keramik des Kastells Niederbieber — Materialien zur römisch-germanischen Keramik, Band 1: Frankfurt a. M., 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.42906#0023
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11

Die Gefäßformen.

Die mit einem Stern * versehenen Typen si^d auf den Tafeln I—IV in schematischer Tuschzeichnung abgebildet.
A. Terra sigillata. (Typus 1—28.)
Terra sigillata ist in Niederbieber in großen Massen vorhanden, wohl auch verhältnis-
mäßig mehr als in früheren Kastellen. Mögen verringerte Produktionskosten oder die bequeme
Wasserstraßenverbindung sie stark verbilligt haben, jedenfalls ist sie jetzt ganz gewöhnlich.
Die Tatsache, daß die Hunderte von Reibschüsseln in Niederbieber mit geringen Ausnahmen in
Sigillatatechnik hergestellt sind, spricht deutlich genug. Auch Trinkgeschirr, namentlich Becher
und Krüge, begegnen jetzt entschieden häufiger in Sigillata als früher. Mit allen Mitteln suchen
die Sigillatatöpfer die Konkurrenz der anderen Techniken zu bekämpfen, indem sie nicht nur
deren Gefäßformen sich aneignen, sondern auch ursprünglich fremde Dekorationsarten, ins-
besondere die Weißmalerei und die Glasschliffimitation, übernehmen.
Die Technik steht im allgemeinen auf einer achtbaren Höhe. Die große Masse der Scherben
zeigt einen nicht sehr hart gebrannten, roten Ton von verhältnismäßig heller Tönung und eine
gute, feste Glasur. Daneben kommt allerdings vereinzelt auch geringere Ware vor aus einem
ganz hell- oder gelblichroten Ton mit gelblicher Glasur von geringer Beständigkeit. Es gibt
eben gute und schlechte Ware nebeneinander, wie an allen Orten und zu allen Zeiten. Chrono-
logische Schlüsse nur aus der Qualität einer Scherbe zu ziehen, ist eine mißliche Sache.
Ebensowenig gibt die Technik, wenigstens in dieser Zeit, für die Herkunft irgendwelchen
Anhalt. Sie zu ermitteln, ermöglichen uns in erster Linie die Töpferstempel. Da diese sich nicht
immer einem bestimmten Gefäßtypus zuweisen lassen, so scheint es zweckmäßig, schon hier eine
Übersicht über sie zu geben.

Stempelliste.
Abbildungen auf Tafel IX.
Die Sitte des Stempelns ist in Niederbieber im Vergleich zur früheren Zeit stark im Rück-
gang begriffen. Findet sie sich z. B. in Hofheim noch bei dem gesamten glatten Geschirr fast aus-
nahmslos angewandt, so begegnen Stempel hier außer auf vereinzelten Bilderschüsseln nur noch
auf einem einzigen Tassenboden Typus 7 (Florus f) und auf Tellerböden. Auch bei ihnen bietet
sich dasselbe Bild des Rückgangs. Während die 12 gewölbten Böden des älteren Typus 1 noch
sämtlich gestempelt sind, ist das bei den flachen Böden, die durchweg dem Typus 5 angehören,
längst nicht mehr die Regel. Und in demselben Verhältnis, wie die Stempel überhaupt zurück-
gehen, nehmen unter ihnen die schriftlosen und Zierstempel, die im T. und II. Jahrhundert nur
ganz vereinzelt Vorkommen1), zu. Von den 120 Stempeln, die sich auf glattem Geschirr finden,
sind nicht weniger als 32, also über 25 Prozent schriftlos. Es ist wohl möglich, daß diese Er-
scheinung in einem schon damals beginnenden Verfall der Schulbildung und Rückgang der
Schreibkunst begründet ist.
Stempel auf glattem Geschirr.
Die Verweisungen „CIL“ beziehen sich auf CIL XIII, 10010.
1. AFER-FECIT, abgebildet ORL Nr. 1 Heddesdorf S. 16 B I 1 und Westd. Zeitschrift
XV, 1896, S. 247 Nr. 3, auf flachem Tellerboden. 20 144. — [AF] ERTECIT, gleicher
Typus, auf flachem Tellerboden. E igo8. — AFER-F[ECIT] auf flachem Teller-
boden. Limesblatt S. 899. — AFER-FEC, vermutlich gleicher Typus, nur unvollständig,

0 Vgl. oben S. 9 Anm. 3.
 
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