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Oelmann, Franz
Die Keramik des Kastells Niederbieber — Materialien zur römisch-germanischen Keramik, Band 1: Frankfurt a. M., 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.42906#0085
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Abb. 55 (1:2).
Fig. 1—5: Typus 89; 6: Typus 104; 7—10: Typus 105; 11: Typus 107; 12; Typus 102; 13: Typus 103; 14—-17: Typus 110;
18—20: Typus 112; 21: Typus 111.

(Ritterling a. a. O. S. 117 F 3 und Taf. XIII Fig. 10), in der Heldenbergener Töpferei hadriani-
scher Zeit (Wolff ORL Nr. 25 Heldenbergen S. 15, V 1 und Taf. III 3) und den zeitlich hieran an-
schließenden Öfen von Heddernheim (Mitt. über röm. Funde in Heddernheim IV S. 122 f.)
recht häufig. Gegen Ende des II. Jahrhunderts ist er dann wieder verschwunden.
*T y p u s 89. Urne mit innen gekehltem Rand (sog. herzförmigem
Randprofil).
Sie ist der für Niederbieber typische Kochtopf und vielleicht der häufigste von allen hier
vorkommenden Gefäßtypen. Die Randstücke zählen nach vielen Hunderten; einige wenige
Exemplare sind vollständig oder wieder hergestellt worden (E J755, E 1938, E 2283). Charak-
teristisch für die Bildung des Randes ist folgendes. Da, wo er nach außen umgebogen wird, wird
er zugleich mehr oder weniger einwärts gedrückt, so daß er auch nach innen über die Wand vor-
springt. Um den Falz auf der Oberseite zur Aufnahme des Deckels zu erhalten, wird dann die
Lippe etwas nach oben gebogen, wobei die Außenseite durch eine grobe, flachwinklige Rille
gegliedert wird. Welch mannigfaltige Varianten sich dabei im einzelnen ergeben, mag eine
kleine Auswahl von Randprofilen veranschaulichen (Abb. 55 Fig. 1—5). Sie für feinere
chronologische Unterscheidungen zu verwerten, scheint mir indessen ziemlich aussichtslos.
Wie der Befund in Niederbieber lehrt, hat der Rand mit Deckelfalz beim rauhwandigen
Kochtopf die beiden älteren Typen (87 und 88) gegen Ende des II. Jahrhunderts fast gänzlich
verdrängt. Seine Anfänge hegen schon in der ersten Hälfte des II. Jahrhunderts. Randprofile
wie die einiger Töpfe aus dem Heldenbergener Ofen (ORL Nr. 25 Heldenbergen S. 16, V 1 c und
Taf. II Fig. 4) oder aus Kastell Schlossau (ORL Nr. 51 Schlossau Taf. II Fig. 22, 23) zeigen
bereits den Falz, doch ist er noch verhältnismäßig flach, und auch die in den Töpferöfen beim
Kastell Welzheim, die zugleich mit der Anlage des ersten Kastells um die Mitte des II. Jahrhunderts
in Betrieb genommen sein müssen, gefundenen Randstücke haben im allgemeinen noch einfachere
Formen (Fundberichte aus Schwaben XIX S. 132 Abb. 64, 39—46). Gegen Ende des Jahr-
hunderts ist dann der gekehlte Rand in seiner kräftig profilierten Form fertig ausgebildet, in
der er bis tief ins IV. Jahrhundert weitergelebt hat. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich am
Limes bis an die Grenze Rätiens (vgl. Barthel ORL Nr. 59 Cannstatt S. 66) und rückwärts ver-
mutlich über ganz Gallien; wenigstens ist er in Trier ganz gewöhnlich, und auch aus Reims finde
ich ihn von Dragendorff bezeugt (Bonn. Jahrbb. 104 S. 186 Fig. 5).
Typus 90. Halslose Gesichtsurne ohne.Henkel.
Ein sicheres Kennzeichen dieses Gefäßtypus ist die Bildung des Randes, der in scharfem
Knick nach innen umgebrochen und dann halbkreisförmig zurückgebogen ist. Derartige Rand-
 
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