Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Otto, Gertrud; Watzinger, Carl; Weise, Georg
Die Ulmer Plastik der Spätgotik — Tübinger Forschungen zur Archäologie und Kunstgeschichte, Band 7: Reutlingen, 1927

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.31325#0014
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
urkundlichen Materials wichtige Krgebnisse gewonnen. Als das Buch er-
schien (1911) stand die inventarisatorische Krschließung der oberschwäbischen
Kandesteile des heutigen Wtirttemberg, an der Baum selbst hervorragenden
Anteil genonrmen hat, noch in den Anfängen. Die ,,Ulmer Plastik" konnte
deshalb im wesentlichen nur auf die Schnitzwerke in Ulm und seiner näch-
sten Umgebung, sowie diejenigen in Museumsbesitz Bezug nehmen.

Die vorliegende Arbeit glaubt gegentiber den von Baum gewonnenen
Resultaten prinzipiell Neues bringen zu können, indem sie die Krforschung
der Ulmer Plastik auf wesentlich breiterer Grundlage aufzubauen versucht.
In den Jahren 1922—1927 sind von dem Tübinger Kunsthistorischen
Institut die schwäbischen Landesteile mit Kinbeziehung von bayerisch
Schwaben und dem badischen Bodenseegebiet nach ihrem Bestand an
Plastik inventarisiert worden. Jeder Ort, jede Kirche und jede Kapelle
wurden abgesucht, fast alle Bildwerke photographiert. Das Gebiet vom
Südabhang der Alb, wo die katlrolischen Ortschaften einsetzen, bis zum
Bodensee, und vom Ostrand des Schwarzwaldes bis an den Kech wurde
bereist. In bayerisch Schwaben ist bis jetzt in stidlicher Richtung die Kinie
Memmingen—Augsburg erreicht 1. Nur ganz selten konnten zur Orientierung
amtliche Inventare benutzt werden. In den alten Bearbeitungen der In-
ventare von Baden, Wtirttemberg und Hohenzollern ist die Plastik nur
in Ausnahmefällen erwähnt. Bayerisch Schwaben harrt noch der Jnventari-
sation, ältere Beschreibungen leiden an demselben Mangel der Berücksich-
tigung plastischer Kunst. Nur gelegentliche Hinweise Schröders gaben hier
in einzelnen Källen Kingerzeige. Kinzig die bisher erschienenen Bände der
Kunst- und Altertumsdenkmale Württembergs, soweit sie den Donaukreis
betreffen, boten eine einigermaßen gentigende Grundlage. Hier konnten
sich die Vorarbeiten unserer Untersuchung auf einzelne Krgänzungen und
auf gelegentliche Aufnahme im Inventar nicht abgebildeter Stücke be-
schränken.

Auf dem gesamten, in den oberschwäbischen Kandesteilen erhaltenen
Besitz an spätgotischen Bildwerken sucht die vorliegende Arbeit die Kennt-
nis der Ulmer Werkstätten aufzubauen. Außer der Produktion lokaler
Meister begegnen allenthalben Schnitzwerke, die sich als ulmisch oder von
Ulm abhängig erweisen. Kine beträchtliche Anzahl einzelner Werkstätten
sind gleichzeitig in Ulm tätig gewesen. Neben den bekannten des jtingeren
Syrlin, Gregor Krharts, Schaffners und Mauchs stehen anonyme Meister,
deren Werkstatt-Produktion gleichfalls einen erheblichen Umfang erreicht.
Keider ließ sich keiner dieser Betriebe mit dem Nanien eines der tibrigen
urkundlich nachweisbaren Ulmer Schnitzer, wie etwa mit Nikolaus Weck-
mann, in Verbindung bringen. Nach Möglichkeit wurde versucht, das

1 Die Landeszugehörigkeit der einzelnen Orte ist aus der jeweils in Klammer beigefügten Oberamts-
bezeichnung zu ersehen. B.A. = Bayern; O.A. = Württemberg; Amt = Baden.

10
 
Annotationen