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Otto, Gertrud; Watzinger, Carl; Weise, Georg
Die Ulmer Plastik der Spätgotik — Tübinger Forschungen zur Archäologie und Kunstgeschichte, Band 7: Reutlingen, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.31325#0163
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Abb. 173. Adelberg

Ulrichskapelle. Hl. Ulrich u. Uiborius.

des Goldes treten harte, tiefe Schatten, die eine starke Kontrastwirkung
erzeugen. Kin zunehmendes plastisches Gefühl ist auch für die Körperauf-
fassung bezeichnend. Die Madonna von Ennetach (Abb. 132), eine der besten
Schöpfungen der Frühzeit des Meisters, wirkt wie ein in die Fläche proji-
ziertes, zweidimensionales Gebilde neben der tiefenhaft aufgefaßten und
rundplastisch durchgebildeten Adelberger Madonna, bei der die Glieder sich
vom Körper lösen und deutlich in ihrer Fnnktion unter der Gewandung in
die Frscheinung treten. Die in der Fläche verlaufende S-Schwingung des
Körpers, wie sie für Fnnetach noch bezeichnend ist, weicht einer raumhaft
aufgefaßten freieren Bewegung. Der Körper steht hochaufgerichtet, die
Proportionen sind gestreckt und geben der Adelberger Madonna eine feier-
liche Würde, die durch den frauenhaft-reifen Ausdruck des Gesiclits noch
wesentlich verstärkt wird. Bei den beiden weiblichen Begleitfiguren kommt
wieder eher das lyrische Flement und die spätgotische Vorliebe für zierliche

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