Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Otto, Gertrud; Watzinger, Carl; Weise, Georg
Die Ulmer Plastik der Spätgotik — Tübinger Forschungen zur Archäologie und Kunstgeschichte, Band 7: Reutlingen, 1927

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.31325#0199
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Werkstattbetriebes und gleichzeitig das
Abnehmen der Kräfte des alternden
Meisters nrögen die einheitliche heitung
mehr und mehr zuriickgedrängt haben.

Der Selbständigkeit einzelner Gesellen,
die ihre Anregungen z. T. von anderen
Zentren bildhauerischer Tätigkeit be-
zogen haben könnten, wird ein zu-
nehmender Spielraum eingeräumt. Auch
andere Ulmer Werkstätten beeinssussen
gelegentlich die Formgebung. Die Maria
(Abb. 213) des Alpirsbacher Hochaltars
ist, wie noch im einzelnen nachzuweisen
sein wird 1, dafür aufschlußreich. Eine
weitgehende Mischung und Wechsel-
beziehung der verschiedenen in Ulm
tätigen Werkstätten und ihrer Stil-
eigentümlichkeiten kann als eine typi-
sche Brscheinung der letzten Phase der
spätgotischen Periode gelten. Bei der
Frage des schulbildenden Finssusses der
Syrlinwerkstatt haben wir auf diese Ver-
hältnisse ausfiihrlich zuriickzukommen.

Die fiihrende Bedeutung der Syrlin-
schen Werkstatt läßt vielleicht keine
Tatsache so sehr erkennen, wie die, daß
das ferne Schwarzwaldkloster seinen
Hochaltar aus ihr bezogen hat. Der
Alpirsbacher Altarschrein diirfte die
letzte umfangreichere Arbeit gewesen
sein, die aus der Werkstatt vor des
Meisters Tod, der auf 1521 oder kurz
hernach angesetzt werden muß 2, her-
vorgegangen ist. Nicht nur der fort-
geschrittene Charakter der Skulpturen,
sondern auch die stilistische Haltung
der Fliigelgemälde zwingen zu einer Datierung um das Jahr 1520. Die
Verbindung mit Ulm und die Finreihung in die Syrlinsche Werkstatt ver-
mögen wir durch ein aus Ulm selbst stannnendes Stiick noch enger zu
gestalten. Fine typische Arbeit der Syrlinwerkstatt ist das Fragment
eines Marientodes (Abb. 214) in Fggingen (O.A. Blaubeuren), das sich

Abb. 215. Alpirsbach

Klosterkirche. Gottvater vom Hoclialtar.

1 vgl. unten S- 223. 2 vgl. Baum, Ulmer Plastik S. 51.
 
Annotationen