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Otto, Gertrud; Watzinger, Carl; Weise, Georg
Die Ulmer Plastik der Spätgotik — Tübinger Forschungen zur Archäologie und Kunstgeschichte, Band 7: Reutlingen, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.31325#0269
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bekräftigt, dessen Flügelgemälde die Sig-
natur Schaffners tragen 1. Die im Schrein
angebrachte Sippendarstellung (Abb. 304)
zeigt die engste Übereinstimmung mit den
Wettenhauser Skulpturen. Die nahen Be-
ziehungen offenbart schon ein Vergleich
der beiden Marienköpfe. Zwar die hohe
Stirn und das Oval des Gesichts sind all-
gemeine Ulmer Eigentümlichkeit: was die
beiden Figuren so nahe zusammenrückt
und von andern Ulmer Arbeiten unter-
scheidet, ist die Form der Augen, die dick-
liche Nase bei ganz kleinem Mund und
die Behandlung der reichen Haarfülle
in stark gewundenen Docken. Zu diesen
Gleichheiten kommen — wie bei den an-
deren Werkstätten — Übereinstimmungen
in der Anwendung fester Faltenschemata.

Alle Motive im Gewand der hl. Anna des
Hutzaltars kehren aufs genaueste beim
Gottvater von Wettenhausen wieder.

Man beachte, wie sich links ein Mantel-
zipfel zu Boden zieht und wie die ganze
Seitenpartie gegeben ist: der Saum bäumt
sich iiber dem rechten Knie und lließt
nach leichtem Umschlag in großer Kurve
weiter, bis er am Schluß noch einmal in
einer hohen Welle ausschlägt. Und nicht
nur die Uinienführung der äußeren Um-
randung, sondern auch die Binnenzeich-
nung in allen Punkten stimrnt iiberein.

Sowohl die horizontalen Uagen im Schoß
als die vertikalen auf der Seite sind Zug
fiir Zug dieselben. Wie die beiden von Abb. 303. Wettenhausen

rechtS Ulld lillks aUSgehenden großeil Klosterkirche. Christus der Krönung.

Faltenstangen unten zangenartig inein-

andergreifen, wie dem Faltendreieck dariiber von oben ein Querbalken vor-
gelegt ist, oder wie ganz rechts außen von der schneckenförmig endenden
Horizontalfalte drei vertikale Stangen ihren Ausgang nehmen: alles dies
zeigt beim Hutzaltar wie bei der Wettenhauser Marienkrönung ein Ar-
beiten nach den gleichen feststehenden Werkstattfonneln. Zu der rezept-

1 vgl. Pückler-Limpurg, Martin Schaffner, (Straßburg 1899) S. 24.

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