Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Otto, Gertrud; Watzinger, Carl; Weise, Georg
Die Ulmer Plastik der Spätgotik — Tübinger Forschungen zur Archäologie und Kunstgeschichte, Band 7: Reutlingen, 1927

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.31325#0311
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
keliren aucli bei ihr in obli-
gater Vollständigkeit wieder.

In weieher, für eine späte
Stilstufe bezeiclmender Mo-
dellierung sind die einzelnen
Faltendetails gegeben. Die
vorherrschende Bntwicklung
in unserer Werkstatt und unter
ihren Ablegern bewegt sich in
dieser Richtung. Daneben läßt
eine kleinere Gruppe von Ar-
beiten die Neigung zur Be-
tonung stängiger, geradliniger
Faltengrate erkennen, wie wir
sie schon bei den Oberwald-
bacher Figuren feststellen
konnten und wie sie auch die
Madonna in Dinkelsbühl vor-
bereitet. Ähnlich wie bei dieser
letzteren macht sich die Um-
deutung des herkömmlichen
Faltenschemas zu sperrigerer
Dinienführung bei einer Ma-
donna (Abb.357) in Rot (B.A.

Neu-Ulm) geltend. Immer
mehr streben die beiden zu
dem Mantelüberschlag führen-
den Stege vom Körper weg.

Gleichzeitig wird mehr und
mehr eine Auflösung und Urn-
deutung des Brückenmotivs bemerkbar. Ein ähnliches Endstadium, wie es
die Madonna aus Wiblingen (Abb. 353) zeigt, läßt eine iiber dem Portal der
Klosterkirche zu Stetten bei Hechingen (Hohenzollern) aufgestellte Ma-
donna (Abb. 358) erkennen, ein ziemlich bäurisches Stück, das in keine
näheren Werkstattzusammenhänge eingereiht werden kann, und das sich
auch örtlich in beträchtlicher Entfernung von Ulm befindet. Das Motiv
der Briicke iiber dem Oberschenkel erscheint aufgelöst in zwei sich schnei-
dende Uinienzüge. Ebenso ist der sanfte Schwung der Diagonalfalten in
sperrige Stangen und Grate zerlegt. Nahezu restlos ist die Umsetzung voll-
zogen. Durch den Vergleich mit einer Figur wie der Madonna von Rot
wird die Abwandlung vielleicht am besten klar, die zu diesem letzten,
spätesten Stadium geführt hat.

Abb. 363. Tomerdingen
Pfarrkirche. Hl. Sippe.

307
 
Annotationen