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Otto, Gertrud; Watzinger, Carl; Weise, Georg
Die Ulmer Plastik der Spätgotik — Tübinger Forschungen zur Archäologie und Kunstgeschichte, Band 7: Reutlingen, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.31325#0331
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Relieffiguren des Germanischen Museums. Kine Art Replik des hl. Mau-
ritius 1 ist der Rittersmann 2 in Nürnberg. Ähnlichkeiten des Gewandstils,
man vergleiche die an zwei Stegen aufgehängte Faltenbrücke unterhalb
der Hiifte, könnten schließlich dazu führen, auch das Reichenbacher
Sippenfragment (Abb. 372) in Beziehung zu der Örtel-Madonna zu setzen.

Zur Deutung dieser Zusammenhänge scheint mir nur eine Erklärung
möglich. Gleichgültig, wie wir uns zu dem Datum des Bieselbacher Altars
stellen: zum mindesten schon an dem Wippinger Altar (1505) tritt uns
zu Anfang des 16. Jahrhunderts Mauch mit fertig geprägtem Stil von aus-
gesprochener Eigenart entgegen. Auch die Arbeiten des Meisters der Örtel-
Madonna und seiner Werkstatt gehören alle erst dem 16. Jahrhundert, mit
ganz geringen Ausnahmen jedenfalls erst dem zweiten Jahrzehnt an. Eine
Herleitung des Mauchschen Stils aus dieser Werkstatt erscheint nicht mög-
lich. Dagegen haben wir beobachtet, daß gerade die späteren Schöpfungen
aus der Richtung des Meisters der Örtel-Madonna zum Teil in ganz aus-
gesprochener Weise eine Annäherung an Mauch erkennen lassen. Alle die
von uns erwähnten Beziehungen zwischen beiden Werkstätten dürften
darauf zurückzuführen sein, daß der Meister der Örtel-Madonna oder seine
Gefolgschaft sich mehr und mehr dem Neuen hingaben, was die Kunst
Mauchs in ihrer Wendung zur Renaissance brachte. Mauch erscheint als
der Gebende und als der moderner Gerichtete unter den beiden Meistern.
Durch den Hinweis auf verwandtschaftliche Beziehungen können wir schließ-
lich noch die von uns festgestellten Werkstatt-Zusammenhänge stützen. Wir
wissen, daß Mauch eine Schwester des uns durch urkundliche Nachrichten
bekannten Jörg Stocker zur Erau hatte und daß er im Hause seines Schwagers
wohnte 3. Dem Namen Stocker sind wir auf einem derWerke aus der Rich-
tung des Meisters der Örtel-Madonna, auf dem oben besprochenen Annen-
Altar in Oberstadion 4 begegnet. Möglich, daß eine dauernde Zusammen-
arbeit zwischen Mauch und Stocker bestand und daß die Werkstatt des
Meisters der Örtel-Madonna irgendwie mit dem uns freilich nur als Maler
bekannten Stocker in Verbindung zu bringen ist.

1 Abb. in Kunst- und Altertumsdeukmale O.A. Geislingen S. 36. 2 Abb. bei Josephi a. a. O. Nr. 366

S. 215. 3 vgl. Baum, Zu Daniel Mauch a. a. O. 4 vgl. oben S. 281.

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