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Oxé, August
Arretinische Reliefgefässe vom Rhein — Materialien zur römisch-germanischen Keramik, Band 5: Frankfurt a. Main, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.44799#0013
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I. Allgemeiner Teil.
I. Einleitung.
Noch im Jahre 1895 konnte Hans Dragendorff in seiner bahnbrechenden Arbeit „Terra
sigillata“ (Bonn. Jahrb. 96, 51 ff.) mit Recht schreiben: „Arretinische Vasen sind in Germanien
so gut wie nicht nachgewiesen, mit einziger Ausnahme der Vasen des AteillS“. Inzwischen sind
jedoch am Rhein und an der Lippe sowohl glatte wie verzierte arretinische Gefäße in so an-
sehnlicher Zahl zu Tage gekommen, daß jener Satz Dragendorffs heute nicht mehr zutrifft. Die
Erweiterung unseres Gesichtskreises kam zum ersten Male 1901 zum Ausdruck im Corpus Inscrip-
tionum Latinarum: dort veröffentlichte Oskar Bohn, gestützt vor allein auf die reichhaltigen
Funde von der Selsschen Ziegelei bei Neuß, in einem besonderen Abschnitte des Bandes XIII
(pars III, fasciculus I) und getrennt von der großen Masse der gallischen Terra sigillata unter
Nr. 10009, 1—32° die Töpfernamen der Vasa Arretina aus Germanien und den drei Gallien.
Dem Plan und Wesen dieses gewaltigen Inschriftenwerkes entsprach durchaus die weise
Beschränkung auf den Text der arretinischen Stempel. Aber je genauer wir die verschiedene Art
und Zeit der arretinischen Gefäße haben kennen lernen, desto mehr hat sich herausgestellt, daß
in den meisten Fällen mit der rein diplomatischen Wiedergabe des Töpferstempels der Forschung
wenig gedient ist. Da manchen von den italischen Sigillatagefäßen, die am Rhein gefunden sind,
die gleiche historische Bedeutung zukommt wie einem römischen Meilenstein, so bringen mit
Recht die neueren, sorgfältigen Veröffentlichungen das Faksimile des Töpferstempels, das Buch-
stabenform und Umrahmung erkennen läßt, ferner eine Abbildung oder wenigstens eine genaue
Beschreibung des Gefäßes. Nur derartige Veröffentlichungen ermöglichen eine volle Ausnutzung
der rheinischen Sigillatafunde nicht nur für die Geschichte unserer Heimat, sondern auch für die
allgemeine Geschichte der arretinischen Sigillata. Denn gerade die Funde am Rhein und an der
Lippe haben bisher die zuverlässigsten Stützen geliefert für die absolute Datierung der arretini-
schen Keramik, sowohl der glatten als auch, worauf es in den vorliegenden Untersuchungen an-
kommt, der verzierten.
Das haben vor allem die Bearbeitungen der arretinischen Sigillatagefäße gezeigt, die in
den Römerlagern bei Haltern an der Lippe gefunden sind. Diese wertvollen Veröffentlichungen
in den „Mitteilungen der westfälischen Altertumskommission“, die seit 1900 erfolgten, stammen
von Emil Ritterling (Mitt. 2, 133 ff), Hans Dragendorff (Mitt. 3, 74 ft), Emil Krüger
(Mitt. 4, 99)’ Siegfried Loeschcke (Mitt. 5, 128—190) und Karl Hähnle (Mitt. 6, 36—100).
Die beiden letzten Bearbeitungen sind besonders umfangreich, eingehend und grundlegend; in
Hähnles Bericht ist besonders die Reliefkeramik, vertreten durch ig neue Funde, eingehend
behandelt. Die letzten Sigillatafunde aus Haltern, die in den Jahren 1925—1930 gemacht wur-
den — darunter wieder mehrere arretinische Reliefgefäße —, werden von dem Verfasser im 8.
Heft der Westfälischen Mitteilungen besprochen werden.
Ebenso wichtig wie die Haltern-Funde, wenngleich an Zahl weit geringer, sind die Arre-
tina-Funde, die in dem Römerlager von Oberaden erhoben wurden. Ihre große Bedeutung
beruht darauf, daß sie aus einer kurzen Zeitspanne des letzten vorchristlichen Jahrzehntes stam-
men und somit für die absolute Datierung der arretinischen Sigillata überhaupt einen so festen
Anhalt liefern, wie bisher nur wenige Bodenfunde1).

1) Das Manuskript meiner Bearbeitung liegt seit i92g im Städt. Museum zu Dortmund, einer Drucklegung harrend.
 
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