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Oxé, August
Arretinische Reliefgefässe vom Rhein — Materialien zur römisch-germanischen Keramik, Band 5: Frankfurt a. Main, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.44799#0053
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II. Katalog der Gefäße.

I. Die rheinischen Funde. (Nr. 1—105.)

Die 105 abgebildeten Stücke verteilen sich auf folgende Fundorte:

Aachen (Nr. 102—io4)
Asberg (Nr. 70, 71)
Augst (Nr. 105)
Bonn (Nr. 63)
Bregenz (Nr. 91 und 96)
Köln (Nr. 61, 62, 68, 69)
Mainz (Nr. 72—84, 92)

Neuß (Nr. 7—60)
Nymwegen (Nr. 97—101)
Straßburg (Nr. 85—90)
Vechten (Nr. g4)
Windisch (Nr. 95)
Winterthur (Nr. 93)
Xanten (Nr. 1—6).

Ohne genauere Fundangabe: Nr. 64—67.

Wo keine Inventarnummern angegeben sind, fehlen solche.

A. Funde aus Xanten. (Nr. 1—6.)
la—d. Xanten. Kelch des M. Perennius Tigranus. Fuß, Teile des Randes und des Tafel I/Il
Bildfeldes sind auf ia ergänzt. II. mit Fuß i4,5 cm; Dm. 16,5 cm. Gef. mit gleichzeitiger
Keramik bei Ausgrabungen im August 1910 in den Augusteischen Legionslagern auf dem
Fürstenberg bei Xanten. Prov. Mus. Bonn Nr. 22538a. Vergl. B. J. 122, 1912, 4o8. 421 ff.
Der hohe Rand lädt oben zu einer steilen, glatten Lippe aus und ist unten durch zwei
kräftige Rillen begrenzt; auf diese folgt ein Perlstab mit stellenweise aussetzendem Eierstab. Das
Bildfeld hat unten keine besondere Zierleiste als Abschluß.
Dargestellt ist ein Trinkgelage mit Tafelmusik. Die zechende Gesellschaft besteht aus vier
Paaren, die Musikkapelle aus fünf Personen. Die Paare lagern nicht jedes für sich auf einer
Kline, sondern zusammen auf einem langen, hufeisenförmigen Speisesofa (Sigma) und zwar in
zwei Gruppen, immer zwei Jünglinge in der Mitte und je ein Mädchen auf dem Flügel. Wie
die Tischordnung eine symmetrische Anordnung vorsieht, so auch die Aufstellung der Musikan-
ten: in der Mitte hinter dem Vorhang die Beckenschlägerin (Kymbalistria), links davon ein stehen-
der Jüngling mit der Kithara und ein sitzendes Mädchen mit der Doppelflöte, rechts davon das
Gegenstück zur Flötistin, ein sitzendes Mädchen mit der Kithara, und ein sitzender bärtiger Mann,
der die Doppelflöte bläst und mit dem r. Fuße auf dem Taktbrett (Krupeza) der ganzen Musik-
bande den Takt angibt.
An den beiden Stellen, wo Tafelgesellschaft und -kapelle aneinanderstoßen, blieb im obe-
ren Bildfelde etwas Raum frei, der gegebene Platz für eine rücksichtsvolle Anbringung des zwei-
zeiligen Töpferstempels M. PERENN/TICRANI. Der ‘Former’ hat ihn aber nur an der einen
Stelle angebracht und die andere weder mit einem Stempel noch mit einem aufgehängten Gegen-
stände, mit welchem andere Former die Örtlichkeit anzudeuten pflegen, ausgefüllt.
Für die stilistische Würdigung der Darstellung und die wichtigen Folgerungen, die sich
daraus für dieses Pasticcio ergeben, können wir auf Hans Lehners treffliche Darlegungen
(a. a. 0.) verweisen und uns auf einige Bemerkungen, die mehr die Technik und Zeitstellung
betreffen, beschränken.
Zunächst die Gefäßform. Verglichen mit den frühsten rheinischen Reliefkelchen, dem
Neußer Satyrkelch V 12, dem Mainzer Kranichkelch XVI 72 und den beiden Neußer Annius-

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