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Oxé, August
Arretinische Reliefgefässe vom Rhein — Materialien zur römisch-germanischen Keramik, Band 5: Frankfurt a. Main, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.44799#0014
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Eine zusammenfassende Bearbeitung der am Rhein gefundenen arretinischen Reliefgefäße
fehlte bisher. Nur die Funde aus Mainz und zum Teil die aus Xanten haben eine ihrer Be-
deutung entsprechende Behandlung gefunden: die Mainzer Kelche in der „Mainzer Zeitschrift“
von E. Neeb’und G. Behrens und in den „Altertümern unserer heidnischen Vorzeit“ von L.
Lindenschmit; ein Xantener Kelch im Bonner Jahrbuch 122, 1912 von H. Lehner. Am
meisten wurde eine Veröffentlichung der zahlreichen auf der Selsschen Ziegelei bei Neuß gemach-
ten Funde vermißt, die jetzt mit der Selsschen Sammlung im Museum zu Neuß aufbewahrt wer-
den; abgebildet auf den Tafeln IV—XIII und LVII—LIX, sind sie der Kern dieser „Materialien“.
Dazu kommen noch rheinische Funde aus Vechten, Nymwegen, Xanten (Vetera), Asberg, Köln,
Bonn, Mainz, Straßburg, Augst, Bregenz und einige den rheinischen Funden sehr nahe stehende
aus Windisch, Winterthur und Aachen. Die Besprechung und Wiedergabe der einzelnen Gefäße
ist im allgemeinen nach den Fundorten geordnet.
Die Bedeutung der am Rhein gefundenen arretinischen Reliefgefäße kann nur dann voll-
auf gewürdigt werden, wenn sie mit den arretinischen Gefäßen überhaupt und deren Geschichte
in Zusammenhang gebracht werden. Das Vergleichsmaterial ist jedoch meist sehr zerstreut ver-
öffentlicht und vielfach nicht leicht erreichbar. Am verbreitetsten und zugänglichsten sind noch
die bereits genannte Arbeit H. Dragendorffs, „Terra sigillata”, und die beiden Kataloge Georg
Chases von der Sammlung Loeb, Neuyork 1908, und von der Bostoner Sammlung, Boston 1916;
ferner die erwähnten Halterner Veröffentlichungen. In vielen Fällen war jedoch weiteres Ver-
gleichsmaterial erwünscht und nötig: das sollen unsere Tafeln XXII—LV bieten.
Da die reichhaltigen Sammlungen, die u. a. das Museum in Arezzo selbst und das Archäo-
logische Institut in Tübingen enthält, voraussichtlich von anderer Seite demnächst eine Bearbei-
tung erfahren werden, sind von uns meistens die Bestände anderer Sammlungen und Museen für
die „Parallelen“ herangezogen worden. In erster Linie haben deutsche Sammlungen beigesteuert:
das Antiquarium in Berlin, das Albertinum in Dresden, die Archäologischen Institute in Bonn,
Göttingen und Heidelberg, die Museen in Haltern, Hannover, Karlsruhe, Mainz, München, Würz-
burg, die Privatsammlungen Arndt-München und Niessen-Köln. Von ausländischen Museen das
von Bregenz, der Louvre in Paris, das Britische Museum in London, die Eremitage in Leningrad,
die Museen von Marseille, Neapel, Madrid, Tarragona, Boston.
Es gehört nicht zu den Aufgaben dieser Materialiensammlung, den Zusammenhängen der
arretinischen Reliefdarstellungen mit der großen griechischen Kunst nachzugehen, wie es zuerst
H. Dragendorff1), später K. Hähnle, G. Chase in seinen beiden Katalogen, Oswald und Pryce in
ihrer „Terra sigillata“ getan haben. Diese Zusammenhänge aufzuzeigen, würde über den Rahmen
der „Materialien“ hinausgehen. Dagegen entspricht durchaus ihrem Charakter die Feststellung
und Verfolgung gewisser technischer und stilistischer Merkmale; denn gerade derartige handwerks-
mäßige Eigenschaften in der Zusammenstellung, Ausführung und Anbringung des Reliefs setzen
uns oft in den Stand, auch ein Reliefgefäß, dessen Töpfermarke nicht erhalten ist, einer bestimmten
Töpferei oder sogar einem bestimmten Arbeiter innerhalb einer Töpferei zuzuweisen. Auf dieses
Hilfsmittel sind wir bei der Bestimmung der rheinischen Funde umso mehr angewiesen, als diese
vielfach aus Bruchstücken oder Splittern bestehen und ganze oder fast ganze Reliefgefäße die
Ausnahme bilden. Den Weg, den wir damit betreten, hat mit gutem Erfolg zuerst K. Hähnle
eingeschlagen, indem er auch den nebensächlichen Elementen des Reliefs, wie den Formen des
Eierstabes, der Blätter und Rosetten sowie der Gestaltung des Fußes, des Randes und der Lippe
des Gefäßes Beachtung schenkte2). Dieses Hilfsmittel bedarf noch immer der Vervollständigung
und des Ausbaues. Es muß uns noch mehr als bisher gelingen, z. B. die Eigenheiten der 'Hand-
schrift des Formers’, wie ich es bezeichnen möchte, zu erfassen und zu bestimmen, die sich teils
*) Außer in der genannten Arbeit „Terra sigillata” in den Aufsätzen „Zur T.s.-Industrie”, Bonn. Jahrb. ioi,
1897, x40 ff. und „Die arretinischen Vasen und ihr Verhältnis zur augusteischen Kunst”, a. a. O. 103, 1898, 87 ff.
2) Zuerst in seiner Bearbeitung der Halterner Funde in den Westf. Mitt. 6, 1912, dann in seiner Tübinger
Dissertation über „Arretinische Reliefkeramik" 1915.
 
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