Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Oxé, August
Arretinische Reliefgefässe vom Rhein — Materialien zur römisch-germanischen Keramik, Band 5: Frankfurt a. Main, 1933

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44799#0051
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
39

wir schon bei Bargathes LIV 259 sahen. Ähnlich, aber reicher ausgestattet ist die Ranke auf
den folgenden drei Xa/zZ/zzzs-Kelchen: III (LVI) 2 und XVII 73 und 75. Aus provinzialen Ateius-
Töpfereien stammt auch das einfachere Rankenmuster XIII 56 und 57. XLVIII 176. Ein Zeichen
der Spätzeit ist es, daß der ‘Former’ diese Ranken nicht mehr freihändig in die Formschüssel
zeichnete, sondern mechanisch mit Hilfe eines Handstempels einpreßte. Diesen steifen Charakter
tragen auch gewisse Blattkränze, die aus einem zwei- oder dreiteiligen Pflanzenelement bestehen,
wie XIII 58. XIV 61 und LXXII 102; diese etwas starre oder erstarrte Zierform begegnete uns
auch auf dem gleichzeitigen Bargathes-KAc\i LIV 257. Eine verbreitete Zierweise jener Zeit, wie
Beispiele der puteolanischen Töpferei des Naevius beweisen (Dragendorff, T. S. Taf. VI 59. 60),
ging auch sie von den italischen Vorbildern auf die ältesten frühgallischen Reliefschüsseln der
Form Drgd. 29 über.
Die provinzialen Reliefgefäße des Ateius stimmen in den Gefäßformen und Reliefmotiven im
allgemeinen überein mit den in Italien hergestellten Reliefgefäßen derselben Zeit, wie wir mehr-
fach sahen (vgl. auch oben S. 9), und verraten keinerlei gallischen Einfluß. Das ist eigentlich
selbstverständlich, da erstens die Töpfer Griechen oder Römer waren und zweitens die Ware
für Römer, namentlich die römischen Legionäre und Offiziere, bestimmt war. Fraglich kann
nur sein, in welchem Umfange die provinzialen Filialen fertige Formschüsseln aus Italien bezogen.
Vermutlich wurden von dort ihnen nur die Patrizen (Handstempel) geliefert, mit denen sie selbst
sich ihre Formschüsseln herstellten. Zuweilen mögen sie für einfachere Ornamente (Eierstäbe,
Blätter u. ä.) auch die Patrizen selbst angefertigt haben. Fälle letzterer Art scheinen die vier
provinzialen Kelche mit ganz mißratenem und unkenntlichem Reliefbild zu sein; der Kölner Kelch
mit dem Innenstempel ATEI XIV (LX) 62, der Mainzer Kelch XIX 84, der Halterner und Arloner Kelch,
XXXIX i4oa. b. Ob auch die drei letzten, die nach Form und Relief von demselben „Künstler“
stammen, aus einem Ateius- oder einem anderen provinzialen Betrieb hervorgegangen sind, steht dahin.
D. Die Töpferei des C. Annius.
Für die absolute Chronologie der Reliefgefäße des C. Annius bieten jetzt einen sicheren
Anhaltspunkt mehrere in Oberaden gefundene Reliefbechei- (in Acoform) des Pantagathus C. Anni,
die im Stil unserer Parallelen XXII 109. LXVII 295. 296. gehalten sind und in die Zeit 10—5 vor Chr.
Geb. fallen. Stilistisch steht ihnen der Neußer Becher IV 7 (vgl. XXII 107) nahe, der aus der Fabrik
des Pasinius zu stammen scheint. Von dem Relief des Xantener Becherstückes III 5 mit dem
Innenstempel CHRESTVS / C. ANNI ist leider nur wenig erkennbar. Ein klareres Bild zeigen
die Bruchstücke zweier Neußer Kelche VIII 22 und 24, die auf Tafel LVIII zur vollen Form
ergänzt sind; sie gehören zweifellos zu den frühen Funden auf der Selsschen Ziegelei. Sehr wahr-
scheinlich hat derselbe Pantagathus C. Anni auch die Form zu dem Neußer Kelch VIII 25 ge-
liefert; ferner stammt das kleine Kelchstück VIII 26 aus diesem Kreise, sowie das schlecht
erhaltene Kelchstückchen aus Nymwegen LXXII 99. Einige Parallelen bringen XLIX 188. 190.
191. Da die dreigesichtige Silensmaske XLVIII 174 auf einigen provinzialen /l/eZzzs-Kelchen
(z. B. III 4. XLVIII 175) wiederkehrt, darf man vermuten, daß der Betrieb des C. Annius bis
über die Zeitwende gearbeitet hat. Der Nachfolger des C. Annius war L. Annius; auf ihn
folgte C. Tellius, von dessen Reliefstil, Eierstab und Stempelweise unsere Parallelen zwei Proben
geben: das Würzburger Bruchstück XLVIII 178 mit dem Stempel Montanus / C. Teilt und das
Bruchstück der Loeb-Sammlung auf unserer Tafel LXVIII 304 (Loeb XXI 318) mit dem bisher
nicht entzifferten Stempel Ingenu(u)s [C. Teilt].
E. Die Töpferei des P. Cornelius.
Von Cornelius, von dem in Haltern bereits vier Reliefgefäße nachgewiesen sind, gibt es
unter den rheinischen Funden nur zwei: das Gefäß aus Asberg XV (LXIX) 71 und das aus Nym-
 
Annotationen