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Paatz, Walter
Bernt Notke und sein Kreis (Band 1): Text — Berlin, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.34817#0182
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i66

DRITTER TEIL: DIE BILDSCHNITZER

Der Kopftypus der Marienhguren von Aspeboda und Bregninge (Kopenhagen) hat etwas seht
Charakteristisches. Bezeichnend für ihn das Puppenhafte und die wie geschwollen wirkende Ober-
lippe. Dieser Typus wiederholt sich noch an mehreren anderen Werken.
So z. B. an der im Stockholmer Museum. Henning hat selbst für Tyresö
gearbeitet (Prinzessin in Stockholm). Die Madonna kann deshalb um so sicherer seiner Werkstatt
gegeben werden. Sie wird vom Schnitzer der Predella des Lübecker Fronleichnams-Altares ausge-
führt sein.
Ihr und den Figuren von Bregninge und Aspeboda nahe verwandt ist auch die kleine
im Museum zu Tromsoy. Sie stammt aus der Kirche zu Vaeroy, für die Henning selbst
ein Kruzifix gearbeitet hatte.
Marienhguren von der gleichen charakteristischen Gesichtsbildung enthalten auch drei Werke
aus etwas späterer Zeit: der MAzr ZAAytw* (von Roosval Henning selbst zugeschrieben), det
MAzf <%%j* AwM/ im Estnischen Kunstmuseum zu Reval und der H/Af
ZAAo&f ZW%. Alle drei Altäre müssen meines Erachtens von dem Schnitzet der Predella des
Lübecker Fronleichnams-Altares geschnitzt sein, und zwar etwas später als die bisher besprochenen
Werke, also im ersten und zweiten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts. Der Lübecker Altar ist
inschtifdich auf 1506 datiert. Im Altar aus Pönal steht eine genaue Nachbildung von Hennings
Lübecker Johannes-Figur (zu der sie sich genau so verhält wie das Bregninger Kruzihx zu Hen-
nings Stockholmer Kruzifix); der Altar muß deshalb nach dieser Figur angesetzt werden, das heißt
nach 1310; dafür sprechen auch die schon renaissancemäßigen Formen seiner Baldachine. Der
Altar in Enänger hat eine Madonnenfigur vom Pönaler Typus und außerdem vegetabilische Bal-
dachinformen, wie sie in Lübeck erst an Notkes Hutterock-Platte von 1508/09 aufgekommen
sind, muß demnach also im zweiten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts entstanden sein.
Um 1510 mag das AA/ZWA?/ Av fZvyyv? ZArA/Zzn?j A ausgeführt sein. Ein derbes, aber
charaktervolles Werk, gehört es durch seine ungewöhnliche Größe und durch seine verwirrende
Figurenzahl zu den Hauptwerken der norddeutschen Kunst dieser Zeit. Es muß diesem Henning-
Gehilfen gehören, da seine charaktervollen Köpfe den Typen der Predella des Fronleichnams-
Altares von 1496 noch ganz unverkennbar gleichen.
Von demselben Gehilfen stammt meines Erachtens auch der mächtige A AWyy?, vielleicht
das eindrucksvollste Werk der Lübecker Kunst am Vorabend der Reformation. Seine Predellen-
reliefs erinnern noch an Hennings Flügelreliefs in Rytterne. Doch dürfte der Altar von Arboga
wegen seiner sehr entwickelten Formen wohl ins dritte Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts gesetzt
werden müssen.
Ebenfalls erst nach 1520 entstanden die großen AArA? ZA^o&r
ÖZ. In ihnen klingt der Stil dieses Henning-Gehilfen in derber Weise aus.
Dieser Stil überträgt Hennings Weise ins Derb-Volkstümliche. Er hat etwas von der Art des
Marionettentheaters. Er läßt sich, wie gezeigt, von 1490 bis gegen 1525 verfolgen.
2. ZW ,,ZA^Z UW/Z'' „AZZw Ar
An Hennings Lübecker zygZ war nach übereinstimmender Meinung sämt-
licher Henning-Forscher noch ein zweiter Gehilfe mitbeteiligt: det Schnitzer der ZV^W^Z'g/f. An
diese Reliefs lassen sich noch viele Werke derselben Hand anschließen.
So zunächst die Altäre aus OrZfA/Zyg<? und LZgWZAZ im Museum zu Strängnäs und
der Altar zu ZAfZyn? in Finnland (262). Mehr oder weniger gehört zu dieser Gruppe meines Er-
Ugglas, Strängnässtifts medeltida träskulptur, 1910. - Struck, Z. V. 1. G. A. 1926, 264.
 
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