Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pagenstecher, Rudolf; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Die calenische Reliefkeramik — Berlin, Band 8.1909

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42508#0017
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Abb. i. Calvi Risorta.

EINLEITUNG.
Auf der breiten, belebten Verkehrsstraße, die an Stelle der alten via Latina
von Capua nach Norden zieht, liegt etwa 12 km von Capua entfernt, auf leichter
Anhöhe malerisch thronend, Calvi Risorta.
Wenige Häuser zu beiden Seiten der Straße — ein pinienbeschattetes Kastell
neben der alten Kirche hoch am steilen Rande einer tiefen Schlucht — links in den
Feldern, die von schattigen Hohlwegen durchschnitten werden, die gestrüppum-
wachsenen Ruinen eines Amphitheaters und anderer römischer Gebäude — das
ist Calvi Risorta, die Stelle des alten Cales, dessen Ackergerät Italien versorgte,
dessen Töpferware ihren Weg bis nach Sizilien und Noricum fand, ehe die Erfindung
der Terra Sigillata den Aufschwung der Industrien von Arezzo und Puteoli brachte
(Cato, agric. 135, Varro bei Nonius 545).
In seiner Tonware spielt es zwischen Kleinasien und Griechenland einerseits
und Italien andererseits den Vermittler. Die reiche hellenistische Kultur, die von
Osten her in das Land eindrang, fand hier einen starken Widerhall, und durch die
feinen Reliefs seines Tongeschirrs half Cales an seinem Teil an der Ausbreitung des
Hellenismus in Italien. Bevor die elegante Kunst augusteischer Zeit ihr Spiegel-
bild in den glänzenden Leistungen der Terra sigillata-Industrie findet, bringt die
calenische Keramik den älteren reinen Hellenismus zur Geltung, jenen Hellenismus,
der noch völlig auf dem 4. Jahrhundert basiert, und für ihn ist die calenische Relief-
keramik eine Quelle der Erkenntnis.
Zwar hellenistische Bildwerke der Großkunst nach diesen Darstellungen zu
rekonstruieren, wäre ein schwieriges Unternehmen, denn sie geben davon nur eine
ebenso dürftige Vorstellung, wie die Fayencen von Urbino von den Meisterwerken
Calenische Reliefkeramik. ,
 
Annotationen