Pagenstecher, Rudolf; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]: Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Die calenische Reliefkeramik (Berlin, Band 8.1909)

Abb. 50. Platorteller in Berlin.

DER ÜBERGANG VON DER MALEREI ZUM RELIEF.

Wir haben den Übergang von der Malerei zum Relief im Osten verfolgen können
und müssen nun, bevor wir näher auf die Calenische Keramik im ganzen eingehen,
diejenigen Stücke herausnehmen, welche uns am ehesten den Anschluß an vorauf-
gehende Stufen der Vasenindustrie vermitteln können. Damit sind die im Bereiche
der unteritalischen schwarzen Reliefgefäße nicht häufigen Schalen und Gutti gemeint,
welche außer dem erhabenen Schmuck auch noch den von mehr oder minder aus-
gedehnter Malerei aufzuweisen haben.
Dabei ist nun bemerkenswert, daß sich die farbige Dekoration in Campanien
selbst nicht auf das eigentliche Relief erstreckt, sondern auf die Ausschmückung
der das Medaillon umgebenden Tonfläche beschränkt bleibt. Vor allem ist es ein
Ort gewesen, in welchem wir diese Gewohnheit nachweisen können: das nördlich
von Calvi gelegene Teano Sidicino, in dem seit alten Zeiten die von Strabo als Osker
bezeichneten Sidiciner ihren Wohnsitz hatten. So finden sich auf dort hergestellten
Tontellern oskische Inschriften eingeritzt — zwei annähernd gleichlautende sind
mir auf in Teano und Suessula gefundenen Stücken bekannt I). Daneben aber treten

r) Der Teller aus Teano ist nach Berlin ge-
kommen; seine Inschrift teilt mir Zahn mit:
Vibicisen: Beriieis : Anei: upsatut : sent :
Tiianei. Der Teller wird von Weege in der
Festschrift für Nissen veröffentlicht.

Der andere Teller bei Baron Spinelli in
Suessula; die von v. Duhn gegebene Inschrift
ist der obigen ähnlich: Röm. Mitt. II 1887 267.
Weege, Vasculorum Campanorum inscriptiones
italicae No. 28 (Bonner Diss. 1906). Der Teller