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Pagenstecher, Rudolf; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Die calenische Reliefkeramik — Berlin, Band 8.1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.42508#0144
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R. Pagenstecher, Die calenische Reliefkeramik.

auf ihrer Kline gelagerten Etrusker denken, können wir den großen Verbrauch dieser
Gefäße in Italien ungefähr ermessen. Dafür, daß man in Etrurien sich besonders
häufig ihrer bediente, spricht auch der Umstand, daß sie sich fast ausschließlich
dort gefunden haben.
Daß die Askoi mit Bügelgriff auf griechische Vorbilder zurückgehen und z. T.
gewiß griechischer Import sind (vgl. für Import in dieser Zeit Zahn in den Amtl. J
Berichten XXX 1909 Nr. 8 189), haben wir schon oben gesehen. Ein in Italien
umgebildetes Exemplar besitzen wir in dem von K. Atilius signierten Stück. Der
Guttus dagegen mit gewöhnlich ziemlich langem Elalse und seitlichem Ringhenkel
ist ein italisches, speziell unteritalisches Gerät, und zwar gehört die niedrigere,
plattgedrücktere Form nach Campanien, während der große Guttus auf hohem Fuß
in Apulien hergestellt worden ist x). Eine gute farbige Abbildung des letzteren ist
bei Genick-Furtwängler, Griech. Keramik Taf. XXXII 5 zu finden.
Zur Verwendung ist noch einiges zu bemerken. Bei den Schalen mit Flachrelief
wird man täglichen Gebrauch annehmen können, worauf auch die starke Abnutzung
mancher Reliefs weist. Schwerer glaublich ist es bei den Hochreliefs, die wohl mehr
als Totenbeigaben gedient haben, und vielleicht hängt das Einschließen klappernder
Steinchen in das Innere mancher dieser Gefäße mit der Abwehr böser Dämonen
bei dem Totenkult zusammen. Gesichert ist diese Verwendung wenigstens bei einem
Teile der Omphalosschalen, nämlich den versilberten, da ihr Gebrauch häufig
unmöglich und auch wegen des empfindlichen Überzuges unwahrscheinlich ist.
Sonst dienten Omphalosschalen bekanntlich zu den Spenden an die Götter.
Der Zweck des Guttus ist noch immer nicht recht klar. Am wahrscheinlichsten
ist mir, daß er zum Füllen von Lampen gedient hat1 2). Ein Stöpsel aus Bronze ist
einmal erhalten (Abb. 49, S. 118.) Diese Verwendung wird wahrscheinlich, wenn wir das
Fehlen der z. B. in Ägypten sehr häufigen Kännchen mit ganz dünnem Ausguß
beachten, welche dort diesem Zwecke dienten 3). Für die offenen campanischen
Lampen ist die Verwendung wohl denkbar, und gerade die Gutti gehen zeitlich nicht
so weit hinunter wie die Schalen, wie auch diese Lampenform bald aufhört. Für
die kleinen Eingußlöcher der späteren Formen hatte man andere Gefäße 4). Wir
dürfen also wohl den Guttus als Ölkanne bezeichnen und einen Zusammenhang
zwischen ihm und dem ,,guttus“, welcher neben der ,,patera“ zur ,,vilis campana
supellex“ des Horaz gehört, verneinen 5).
Der Firnis scheidet sich nicht nach den verschiedenen Fabriken, wenigstens
läßt sich der Unterschied nicht nachweisen. Lenormants Versuch, der Werkstatt

1) So scheint die Verteilung zu sein. Ausnahmen
kommen zahlreich vor. Erschwert wird die Schei-
dung durch den starken wechselseitigen Import.
2) »Lamp-feeder« ist also der richtige Ausdruck.
3) Vgl. im zweiten Bande der Sieglin-Schreiber-
schen Publikation. Anders Watzinger, Griech.
Holzsarkophage 22. Die Mündung paßt gerade
in die Eingußlöcher der Lampen hinein.

4) Dem ägyptischen ähnlich: aus Apulien in der
Sammlung Reimers in Hamburg, Arch. Anz.
1909 S.n Nr. 29. 2 gleiche Stücke aus Apulien
im Hamburger Museum f. Kunst u. Gewerbe.
5) Sat. I 6 118, vgl. dazu Willers, Bronzeeimer
von Hemmoor 204.
 
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