Augustin.
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zu sichern. Im Verein mit Sophia Goudstikker begründete sie in
München ein photographisches Atelier, dessen schnelles Empor-
blühen namentlich dem hervorragenden Talent des Fräulein Goud-
stikker zu danken war. Nun erst konnte Anita zu voller Kraft-
und Lebensentwickelung gelangen, indem sie in einen neuen Kreis
trat, wo Kunst- und Geistesleben die gesellschaftliche Atmosphäre
bildeten und sie sich so wohl fühlte, dass sie München als ihre
eigentliche Heimat betrachtet. Wie Anita selbst sich ausdrückt,
„streifte sie nun die letzten Eierschalen des konventionellen Lebens
ab in der freien Luft Süddeutschlands, welche der Entwickelung
einer Individualität so ungleich günstiger ist, als der Norden.“
Durch zufällige Anregung trat sie in die Frauenbewegung ein, indem
sie von dem Verein Frauenbildungsreform gewonnen wurde, der sie
bald in seinen Vorstand aufnahm. Sie machte für denselben Agi-
tationsreisen durch ganz Süddeutschland bis Strassburg einerseits
und Wiesbaden andererseits. Allein schon winkte ihr ein anderes
Ziel: es war die .Rechtsstellung der Frau in dem zu erwartenden
Bürgerlichen Gesetzbuch, welche ihr lebhaftes Interesse erregte.
Sie fühlte, dass juristische Kenntnisse der Frau notwendig seien
und die einzige sichere Basis bilden, um mit den alten Traditionen
zu brechen. So beschloss sie 1894, sich dem Studium der Juris-
prudenz zu weihen und in ihrer impulsiven Art führte sie auch
sofort den Beschluss aus, indem sie sich auf der Universität in
Zürich immatrikulieren liess. Im Winter 1895/96 unterbrach sie
ihre Studien und hielt in den verschiedensten Städten Deutschlands
Vorträge, um die Frauen aus ihrer Indolenz, die eigene gesetzliche
Stellung betreffend, aufzurütteln. Namentlich beteiligte sie sich bei
der Organisation des kräftigen Protestes gegen die Gesetze des neuen
Bürgerlichen Gesetzbuches, welches der Frau im Familienrecht Ein-
schränkungen auferlegt. Sie nahm an den beiden Frauenprotest-
versammlungen im Februar und Juni 1896 in Berlin, ebenso an
dem im September 1896 in Berlin tagenden Internationalen Kon-
gress teil, wo sie einen Vortrag über das Recht der Frau hielt.
Anita Augspurg hörte Vorlesungen an der Universität in Berlin
über das Rechtsstudium. Sie ist Mitbegründerin des Vereins für
Frauen Studium und dessen provisorische Vorsitzende und ging zur
Vollendung ihrer Studien nach Zürich, woselbst sie im August
1897 zum Dr. Juris promoviert ist.
- Anleitung zur Blumenmalerei in Öl, Aquarell, und Deckfarben. 8. (29) Dresden
1890, Leipzig, Levien. n 1.—
- Die ethische Seite der Frauenfrage. 12. (35) Minden 1893, W. Köhler. n —.60
- Gesegnete Mahlzeit, Kochanleitung. 8. (40) Dresden 1892, Volksbücher-Verlag
M. Fischer. bar —.30
- Pflege deine Blumen. 8. (32) Ebda. 1892, bar —.20
- Untersuchungen über Praxis und Entstehung der Volksvertretung in England.
Inauguraldissertation. München 1897.
- Wie kleide ich mich? Prakt. Anleitung zur gesundheitsgemässen und geschmack-
vollen Kleidg. f. Jedermann. 8. (32) Dresden 1893. Volksbücher-Verlag M. Fischer. —.30
Augustin, S., s. Auguste Scheibe.
--Addison. Beitrag zu: Zuschauer und Plauderer. Deutsch v. S. A. 8.(343) Berlin
1866, Eichhoff. 2.—
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zu sichern. Im Verein mit Sophia Goudstikker begründete sie in
München ein photographisches Atelier, dessen schnelles Empor-
blühen namentlich dem hervorragenden Talent des Fräulein Goud-
stikker zu danken war. Nun erst konnte Anita zu voller Kraft-
und Lebensentwickelung gelangen, indem sie in einen neuen Kreis
trat, wo Kunst- und Geistesleben die gesellschaftliche Atmosphäre
bildeten und sie sich so wohl fühlte, dass sie München als ihre
eigentliche Heimat betrachtet. Wie Anita selbst sich ausdrückt,
„streifte sie nun die letzten Eierschalen des konventionellen Lebens
ab in der freien Luft Süddeutschlands, welche der Entwickelung
einer Individualität so ungleich günstiger ist, als der Norden.“
Durch zufällige Anregung trat sie in die Frauenbewegung ein, indem
sie von dem Verein Frauenbildungsreform gewonnen wurde, der sie
bald in seinen Vorstand aufnahm. Sie machte für denselben Agi-
tationsreisen durch ganz Süddeutschland bis Strassburg einerseits
und Wiesbaden andererseits. Allein schon winkte ihr ein anderes
Ziel: es war die .Rechtsstellung der Frau in dem zu erwartenden
Bürgerlichen Gesetzbuch, welche ihr lebhaftes Interesse erregte.
Sie fühlte, dass juristische Kenntnisse der Frau notwendig seien
und die einzige sichere Basis bilden, um mit den alten Traditionen
zu brechen. So beschloss sie 1894, sich dem Studium der Juris-
prudenz zu weihen und in ihrer impulsiven Art führte sie auch
sofort den Beschluss aus, indem sie sich auf der Universität in
Zürich immatrikulieren liess. Im Winter 1895/96 unterbrach sie
ihre Studien und hielt in den verschiedensten Städten Deutschlands
Vorträge, um die Frauen aus ihrer Indolenz, die eigene gesetzliche
Stellung betreffend, aufzurütteln. Namentlich beteiligte sie sich bei
der Organisation des kräftigen Protestes gegen die Gesetze des neuen
Bürgerlichen Gesetzbuches, welches der Frau im Familienrecht Ein-
schränkungen auferlegt. Sie nahm an den beiden Frauenprotest-
versammlungen im Februar und Juni 1896 in Berlin, ebenso an
dem im September 1896 in Berlin tagenden Internationalen Kon-
gress teil, wo sie einen Vortrag über das Recht der Frau hielt.
Anita Augspurg hörte Vorlesungen an der Universität in Berlin
über das Rechtsstudium. Sie ist Mitbegründerin des Vereins für
Frauen Studium und dessen provisorische Vorsitzende und ging zur
Vollendung ihrer Studien nach Zürich, woselbst sie im August
1897 zum Dr. Juris promoviert ist.
- Anleitung zur Blumenmalerei in Öl, Aquarell, und Deckfarben. 8. (29) Dresden
1890, Leipzig, Levien. n 1.—
- Die ethische Seite der Frauenfrage. 12. (35) Minden 1893, W. Köhler. n —.60
- Gesegnete Mahlzeit, Kochanleitung. 8. (40) Dresden 1892, Volksbücher-Verlag
M. Fischer. bar —.30
- Pflege deine Blumen. 8. (32) Ebda. 1892, bar —.20
- Untersuchungen über Praxis und Entstehung der Volksvertretung in England.
Inauguraldissertation. München 1897.
- Wie kleide ich mich? Prakt. Anleitung zur gesundheitsgemässen und geschmack-
vollen Kleidg. f. Jedermann. 8. (32) Dresden 1893. Volksbücher-Verlag M. Fischer. —.30
Augustin, S., s. Auguste Scheibe.
--Addison. Beitrag zu: Zuschauer und Plauderer. Deutsch v. S. A. 8.(343) Berlin
1866, Eichhoff. 2.—