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Gruppe gepriesen wird (Abb. 50). Es erscheint angesichts der nackten Frau, die
sich lässig auf einem gebogenen Blätterzweig ausgestreckt hat, doch zweifelhaft,
ob durch dieses Machwerk den Studenten der Kunstgeschichte, für die diese
Sammlung antiker Bildwerke in erster Linie zusammengebracht wurde, eine Vor-
stellung des griechischen Schönheitsideales vermittelt werden kann. Die peinlich
naturalistische Behandlung der Fleischpartien und das kokett geneigte Puppen-
köpfchen werden unsere Zweifel bestätigen.

Der Tod des Ardümedes und das Heuschreckenopfer

Dreizehntausend Scudi hatte Papst Clemens XIII. für das hernach so berühmt
gewordene Taubenmosaik aus Pergamon bezahlt, das 1737 in der Villa des
Kaisers Hadrian in Tivoli gefunden worden war; mußte das nicht den Fälschern
Anreiz gegeben haben, auch diese Kunstgattung in ihre Produktion aufzuneh-
men? Die in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts nur vereinzelt nachgewie-
senen Mosaikfälschungen konnten fast zu der Annahme vörleiten, die Schwere
des Materials und die damit verbundenen Absatzschwierigkeiten hätten die Fäl-
scher von größeren Arbeiten in dieser Technik abgehalten. Dem ist aber nicht
so. Genaue Untersuchungen in jüngster Zeit haben die anfangs ausgesprochene
Vermutung bestätigt i4°, daß seit dem frühen 18. Jahrhundert falsche Mosaiken
im großen Umfang hergestellt und als echt verkauft worden sind. In der Mosaik-
technik, das heißt der Zusammenfügung von kleinen farbigen Steinen zu orna-
mentalen und figürlichen Gebilden, prägt sich die Handschrift des Künstlers weit
weniger aus als bei einem gemalten Bild oder einer gemeißelten Figur. Vor allem
hat man beschädigte Mosaiken ergänzt. Es ist oft erschreckend, wie wenig origi-
nale Stellen viele große und berühmte Mosaiken besitzen, alles übrige ist mit der
Absicht völliger Vertuschung des Schadens restauriert worden, so daß man schon
von Teilfälschungen sprechen kann. Wir wollen hier aber nur von hervorragen-
den Fälschungen ganzer Mosaikfelder sprechen:

Das interessanteste Stück dieser Art ist ein Mosaik, das im Jahre 1860 von einem
Wiesbadener Sammler aus dem Nachlaß Jeröme Bonapartes erworben wurde
(Abb.51). Es war mit dem Vermerk „aus Herculaneum“ versehen. Bevor das Mo-
saik in den Besitz der Städtischen Galerie in Frankfurt überging, wurde es in einer
Monographie veröffentlicht14i, die einzelne bereits laut gewordene Bedenken

Abb. 51
Mosaik
mit dem Tod
des Archimedes

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