Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Augenlider fast heroischer Gestaltung mit peinlich naturalistischen Elementen
entspricht einer Kunstauffassung, die vor allem das Italien des Faschismus be-
stimmt hat. Vergleichen wir den New Yorker Kopf mit der Büste Benito Musso-
linis von dem italienischen Bildhauer Adolfo Wildt, so wird uns die geistige Ver-
wandtschaft beider Köpfe die Absicht des Fälschers, ein republikanisches Porträt
vorzutäuschen, völlig vergessen lassen.

Thorvaldsens Expertise

Wcn„ bei einem Kunsthändler Gemälde, Reliefs oder Plastiken auftauchen,
deren Herkunft oder Fundumstände im Dunkeln liegen, so brauchen diese Ent-
deckungen nicht von vornherein verdächtig zu sein. Sind es aber seltene Werke,
die einem berühmten Kiinstler oder einer weit zurückliegenden Epoche zuge-
schrieben werden und demzufolge um einen hohen Preis verkauft werden sollen,
so wächst naturgemäß auch das Risiko, das Opfer eines Betruges zu werden, und
damit die Skepsis des Käufers, der wohl den berühmten Namen erwerben möchte,
sich aber nicht auf das eigene Urteil in der künstlerischen Bewertung des Werkes
verlassen kann. Wenn der Händler also nicht die Herkunft des Bildwerkes nach-
weisen kann, so muß er trotzdem in der Lage sein, Sicherheit zu geben. Zu die-
sem Zwecke muß er das Gutachten eines bekannten Fachmannes einholen, das
dem Käufer die Echtheit seines Kaufes garantiert. Derartige Gutachten oder
Expertisen, die je nach der Höhe des Objektes meist anteilmäßig bezahlt werden
müssen, spielen auf dem Kunstmarkt eine große Rolle, leider nicht immer eine
sehr korrekte, denn es gibt Fälle - und wir werden noch von ihnen hören -,
wo wissentlich oder unwissentlich durch derartige Gutachten den übelsten Fäl-
schungen der Weg der Täuschung bereitet worden ist.

Auch die Werke des neapolitanischen Bildhauers Vincenzo Monti, der in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts in Italien sein Unwesen trieb, fanden Fürsprecher,
die für den griechischen Ursprung der Reliefs gutsagen zu können glaubten.

Es war kein Zufall, daß gerade die Bildhauer Thorvaldsen und Trentanove als
2/ Bürgen für Montis Reliefs im griechischen Stil eintraten, so daß die Werke von

_ , zahlreichen Kunstsammlern wie Graf Ingenheim, Graf Schönborn, Dodwell oder

„Romisches Bildms,

Disney angekauft worden sind. Gewiß liegt dem Urteil der Bildhauer keine be-
sog. Scipio trügerische Absicht zugrunde, sondern die eigene zeitgebundene Anschauung von

71
 
Annotationen