kreis seinen Namen gegeben hat? Gewaltig ist seine
Palastanlage, in der es Treppen, Lichtschächte und
langgestreckte Vorratskammern gab. Überall begeg-
net uns das merkwürdige Symbol der Doppelaxt.
War sie Anbetungsobjekt, oder wurde Minos gött-
lich verehrt, in menschlicher Gestalt oder als Stier,
wie er uns in den Werken der kretischen Kleinkunst
immer wieder entgegentritt? Gab es eine Großplastik
wenigstens in Holz oder gebranntem Ton, gab es
überhaupt eine Kultplastik? Vielfältig sind die Fra-
gen, die uns der Komplex der kretischen Kultur stellt.
Die Ungewißheit in alledem haben sich denn sehr
bald auch geschickte Fälscher zunutze gemacht und
in fabrikmäßiger Herstellung der Nachfrage nach
den rätselhaften Figuren aus Kreta Rechnung ge-
tragen.
Freilich, die höchst ungeschickten und rohen Alaba-
sterfigürchen, von den Adolf Furtwängler in den
achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts bei einem
Pariser Händler eine ganze Sammlung sah203, ver-
mögen heute keinen mehr zu täuschen. Sie waren all-
zusehr auf die völlige Unkenntnis der Altertums-
sammler berechnet. Viel gefährlicher aber sind die
kleinen Statuetten aus Fayence und Goldelfenbein,
von denen nur wenige originale Exemplare bekannt
geworden sind. Sie zeigen einen eigenartigen Typus
stehender Frauen. Der Oberkörper ist nur mit einem
kurzärmeligen Jäckchenbekleidet.aus dem die Brüste
hervorquellen. Ganz merkwürdige Formen weist der
Rock einer Fayencefigur aus Knossos auf. Sechsfach
übereinandergelegt sind farbig gemusterte Streifen,
die zu der Bezeichnung „kretischer Stufenrock“ ge-
führt haben - ein Kleidungsstück, das den Trachten-
kundlern bisher Kopfzerbrechen gemacht hat. Über
dem Rock liegt noch vorn und hinten eine kleine
runde Schürze. Verschiedenartig gegeben ist die Kopf-
bedeckung, einmal als hohe schlangenumwundene
Krone und dann als flache Kappe mit Aufsatz. Die
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Palastanlage, in der es Treppen, Lichtschächte und
langgestreckte Vorratskammern gab. Überall begeg-
net uns das merkwürdige Symbol der Doppelaxt.
War sie Anbetungsobjekt, oder wurde Minos gött-
lich verehrt, in menschlicher Gestalt oder als Stier,
wie er uns in den Werken der kretischen Kleinkunst
immer wieder entgegentritt? Gab es eine Großplastik
wenigstens in Holz oder gebranntem Ton, gab es
überhaupt eine Kultplastik? Vielfältig sind die Fra-
gen, die uns der Komplex der kretischen Kultur stellt.
Die Ungewißheit in alledem haben sich denn sehr
bald auch geschickte Fälscher zunutze gemacht und
in fabrikmäßiger Herstellung der Nachfrage nach
den rätselhaften Figuren aus Kreta Rechnung ge-
tragen.
Freilich, die höchst ungeschickten und rohen Alaba-
sterfigürchen, von den Adolf Furtwängler in den
achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts bei einem
Pariser Händler eine ganze Sammlung sah203, ver-
mögen heute keinen mehr zu täuschen. Sie waren all-
zusehr auf die völlige Unkenntnis der Altertums-
sammler berechnet. Viel gefährlicher aber sind die
kleinen Statuetten aus Fayence und Goldelfenbein,
von denen nur wenige originale Exemplare bekannt
geworden sind. Sie zeigen einen eigenartigen Typus
stehender Frauen. Der Oberkörper ist nur mit einem
kurzärmeligen Jäckchenbekleidet.aus dem die Brüste
hervorquellen. Ganz merkwürdige Formen weist der
Rock einer Fayencefigur aus Knossos auf. Sechsfach
übereinandergelegt sind farbig gemusterte Streifen,
die zu der Bezeichnung „kretischer Stufenrock“ ge-
führt haben - ein Kleidungsstück, das den Trachten-
kundlern bisher Kopfzerbrechen gemacht hat. Über
dem Rock liegt noch vorn und hinten eine kleine
runde Schürze. Verschiedenartig gegeben ist die Kopf-
bedeckung, einmal als hohe schlangenumwundene
Krone und dann als flache Kappe mit Aufsatz. Die
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