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Paul-Pescatore, Anni
Der Meister der bemalten Kreuzigungsreliefs: ein Beitrag zur Geschichte der niederdeutschen Plastik im 15. Jahrhundert — Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Heft 206: Strassburg: J.H.Ed. Heitz (Heitz & Mündel), 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.67612#0048
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mationszeit ist in dieser Kapelle der Zirkelbruderschaft einer
Bestimmung des vorgenannten Kontraktes gemäß täglich die
Messe für alle damaligen und zukünftigen Mitglieder der Ge-
sellschaft gelesen worden. Ein Altar war also vorhanden; es
ist verlockend sich diesen mit dem von den vier Zirkelbrüdern
gestifteten Aufsatz geschmückt zu denken. Und wenn diese An-
nahme vorläufig Hypothese bleiben muß, wird man ihr eine
gewisse Ueberzeugungskraft auch ohne weitere urkundliche
Belege nicht absprechen können.
Wichtiger als die Frage nach der ehemaligen Aufstellung
des Altars ist nun die nach dem Zeitpunkt der Schenkung,
deren Beantwortung uns einen Schluß auf die Entstehung un-
seres Reliefs erlauben würde. Goldschmidt setzt den Schwar-
tauer Altar dem Stil seiner Flügel nach allgemein in das erste
Drittel des 15. Jahrhunderts1. Zwei Jahreszahlen gewinnt er
dann durch die Familienwappen, nach denen als Stifter in
Betracht kommen: Hinrich Meteler, Claus Brömse, Gottschalk
v. Wickede, Karsten od. Hans von Renteien. 1429 sind sie noch
gemeinschaftlich am Leben, 1433 stirbt einer von ihnen, Hein-
rich Meteler2. Die vier Zirkelbrüder könnten aber noch immer
vor 1429 zusammen einen Altar gestiftet haben. Eine ganze
Reihe von Jahren vor 1429 scheidet nun allerdings durch die
Zeitverhältnisse, die einer solchen Stiftung wenig günstig waren,
aus. In das erste Drittel des Jahrhunderts fällt in Lübeck jener
Zwist zwischen Rat und Bürgerschaft, der mit der Verdrängung
des gesetzmäßigen Rates durch einen demokratischen endigte
und auch zur zeitweiligen Auflösung der Zirkelgesellschaft führte.
Mit vielen ehemaligen Ratsherren — unter denen wahrschein-
lich Heinrich Meteler war, dessen Güter konfisziert wurden —
verließ auch eine Reihe von Angehörigen der Zirkelbruderschaft
1 Goldschmidt a. a. 0. S. 5.
2 Nach Goldschmidt a. a. 0. 1435. vgl. aber Gaedertz a. a. 0,. ferner
Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansastadt Lübeck, 1906, II,
S. 335, R. Struck a. a. 0. S. 71.

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