beginn ab und näher an die Jahrhundertmitte heranrückenK
Ein Niederschlag derselben Stimmung findet sich hier wieder,
wie sie etwa die Malerei um das Jahr 1440 durchzieht2. Zu
dieser Datierung würde auch die geringe Abweichung in der
Tracht, die man an dem Zeitkostüm der Männergruppe beob-
achten kann — die Frauen und Johannes sind in zeitlose
Gewänder und Mäntel gehüllt — gut passen 3.
Das zweite Relief befindet sich, wie schon angegeben, in
Bentlage, dem unweit des Städtchens Rheine zwischen
Wiesengründen an der Ems gelegenen ehemaligen Kreuzherren-
kloster. Jetzt sind über hundert Jahre vergangen, seit die
letzten Klosterherren Bentlage verließen und seine Gebäude zu
einer Art fürstlichen Residenz hergerichtet wurden 4. Doch
1 Das Paderborner Relief ist sehr verschieden datiert worden. Nord-
hoff a. a. 0. und auf ihm fußend Otte a. a. 0. II, S. 590, setzen es noch
ins 14. Jahrhundert, dagegen nehmen Münzenberger-Beissel, a. a. 0. II,
S. 209, seine Entstehung erst im Anfang des 16. Jahrhunderts an.
2 Vgl. die treffende Charakteristik bei Curt Glaser, Zwei Jahrhun-
derte deutscher Malerei, München 1916, S. 73.
3 Alwin Schultz bildet a. a. 0. Fig. 355 u. 357 zwei Ritter nach
Federzeichnungen der Hedwigslegende ab. (Breslauer Univers. Bibliothek,
Mitte des 15. Jahrh. in Schlesien geschrieben). Sie tragen genau die
gleiche Kleidung wie hier der Hauptmann: eine «Schecke», die vorn bis
zur Taille geschlossen wird, dann glatt und straff den Hüften anliegt und
unterhalb des «Dusing» in einen bis in die Kniegegend (in Paderborn so-
gar über die Kniee herab) reichenden rockähnlichen Teil übergeht, der
nach der Art der Falten offenbar rundgeschnitten ist. Ohne der Datierung
nach dem Kostüm eine übertriebene Bedeutung beizulegen, darf man doch
danach sagen, daß die Trachtverschiedenheit gegenüber unseren Reliefs
in die fortschreitende Entwicklung der Mode fällt, also die Annahme von
einer späteren Entstehung des Paderborner Reliefs stützt. Auch das
Fehlen des Spruchbandes, das oben aus der veränderten Stellung des
Bekennenden allein erklärt wurde, könnte in diesem Zusammenhang als
fortschrittliches Element angeführt werden.
4 Bei der Säkularisierung des Bistums Münster im Jahre 1803 fiel
der ganze Besitz des reichbegüterten alten Klosters an den Herzog von
Looz, als dieser für seine mit dem linken Rheinufer 1801 an Frankreich
verloren gegangenen Besitzungen durch das Land «Rheina-Wolbeck» ent-
schädigt wurde (vgl. Darpe. Geschichte des Fürstentums Rheina-Wolbeck,
Zeitschrift für westfäl. Geschichte 33, S. 113 ff. .
77
Ein Niederschlag derselben Stimmung findet sich hier wieder,
wie sie etwa die Malerei um das Jahr 1440 durchzieht2. Zu
dieser Datierung würde auch die geringe Abweichung in der
Tracht, die man an dem Zeitkostüm der Männergruppe beob-
achten kann — die Frauen und Johannes sind in zeitlose
Gewänder und Mäntel gehüllt — gut passen 3.
Das zweite Relief befindet sich, wie schon angegeben, in
Bentlage, dem unweit des Städtchens Rheine zwischen
Wiesengründen an der Ems gelegenen ehemaligen Kreuzherren-
kloster. Jetzt sind über hundert Jahre vergangen, seit die
letzten Klosterherren Bentlage verließen und seine Gebäude zu
einer Art fürstlichen Residenz hergerichtet wurden 4. Doch
1 Das Paderborner Relief ist sehr verschieden datiert worden. Nord-
hoff a. a. 0. und auf ihm fußend Otte a. a. 0. II, S. 590, setzen es noch
ins 14. Jahrhundert, dagegen nehmen Münzenberger-Beissel, a. a. 0. II,
S. 209, seine Entstehung erst im Anfang des 16. Jahrhunderts an.
2 Vgl. die treffende Charakteristik bei Curt Glaser, Zwei Jahrhun-
derte deutscher Malerei, München 1916, S. 73.
3 Alwin Schultz bildet a. a. 0. Fig. 355 u. 357 zwei Ritter nach
Federzeichnungen der Hedwigslegende ab. (Breslauer Univers. Bibliothek,
Mitte des 15. Jahrh. in Schlesien geschrieben). Sie tragen genau die
gleiche Kleidung wie hier der Hauptmann: eine «Schecke», die vorn bis
zur Taille geschlossen wird, dann glatt und straff den Hüften anliegt und
unterhalb des «Dusing» in einen bis in die Kniegegend (in Paderborn so-
gar über die Kniee herab) reichenden rockähnlichen Teil übergeht, der
nach der Art der Falten offenbar rundgeschnitten ist. Ohne der Datierung
nach dem Kostüm eine übertriebene Bedeutung beizulegen, darf man doch
danach sagen, daß die Trachtverschiedenheit gegenüber unseren Reliefs
in die fortschreitende Entwicklung der Mode fällt, also die Annahme von
einer späteren Entstehung des Paderborner Reliefs stützt. Auch das
Fehlen des Spruchbandes, das oben aus der veränderten Stellung des
Bekennenden allein erklärt wurde, könnte in diesem Zusammenhang als
fortschrittliches Element angeführt werden.
4 Bei der Säkularisierung des Bistums Münster im Jahre 1803 fiel
der ganze Besitz des reichbegüterten alten Klosters an den Herzog von
Looz, als dieser für seine mit dem linken Rheinufer 1801 an Frankreich
verloren gegangenen Besitzungen durch das Land «Rheina-Wolbeck» ent-
schädigt wurde (vgl. Darpe. Geschichte des Fürstentums Rheina-Wolbeck,
Zeitschrift für westfäl. Geschichte 33, S. 113 ff. .
77