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Pauli, Gustav
Hans Sebald Beham: ein kritisches Verzeichnis seiner Kupferstiche, Radirungen und Holzschnitte — Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Heft 33: Straßburg: J.H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel), 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.62106#0016
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des Volkes näher. Er hatte das Zeug dazu, um populär zu
werden und ist es geworden, unterstützt von einer grossen
Leichtigkeit der Production und von einer ungewöhnlichen Be-
gabung in allem Handwerklichen der Kunst. Wenn der ge-
meine Mann sich an seinem Erzählertalent und an den derben
Spässen seiner Bilder ergötzte, so konnte der Kenner den pracht-
voll sicheren, Dürer ebenbürtigen, Strich der Zeichnung be-
wundern und eine unvergleichlich zarte und leichte Führung des
Grabstichels.
Es ist nicht der Zweck der vorliegenden Arbeit, auf die
Lebensschicksale Sebald Behams näher einzugehen, dennoch aber
scheint mir eine kurze Erinnerung an die bekannten Daten seines
Lebens am Platze zu sein, schon weil es für die Bestimmung
unbezeichneter Blätter von Wichtigkeit ist, den Aufenthaltsort
ihres Meisters in seinen verschiedenen Lebenszeiten sich zu ver-
gegenwärtigen. Hans Sebald Beham wurde 1500 zu Nürnberg
geboren. Wo er seinen ersten Unterricht in der Kunst erhalten,
wissen wir nicht, dass er aber späterhin, ehe er an die Oeffent-
lichkeit trat, den entscheidenden Einfluss von Dürer empfangen
hat, wissen wir ganz genau aus den frühesten Kupferstichen und
Holzschnitten seiner Hand, von denen eins und das andre Blatt
Dürers Art zum Verwechseln ähnelt. Die Brüder Beham waren
unruhige Gesellen, widerspenstige Unterthanen des Raths und
ungefüge Mitglieder der kirchlichen Gemeinde. Als im Gefolge
der Reformation, durch radicale Predicanten entfacht, sozialistische
und freigeistige Bewegungen unter den Nürnbergern entstanden, da
befanden sich die Brüder Beham mit ihrem Genossen Georg
Penz unter den Rädelsführern. Es wurde ihnen ein in den An-
nalen der Kunstgeschichte berühmter Prozess gemacht, der da-
mit endete, dass alle drei Ende Januar 1525 der Stadt verwiesen
wurden. Ihre Verbannung dauerte indessen nicht lange. Der
Rath gewährte ihnen auf Fürsprache des angesehenen Propst zu
St. Alban, Melchior Pfintzing, am 16. November 1525 die Rück-
kehr. 1 In den nächsten Jahren hat Sebald Beham oft seinen

1 Al fr. Bauch. Der Aufenthalt des Sebald Beham während der
Jahre 1525 —1535. Rep. f. Kw. XX, p. 194. Der Verfasser des Auf-
satzes hat aus einigen wichtigen Entdeckungen zu weit gehende
 
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