Vorwort
1 \ie Förderung und Verbreitung des guten Geschmackes auf ahen Gebieten
! y und nicht in letzter Reihe auch im Kunstgewerbe ist eine unserer vor-
nehmsten Kulturaufgaben sowohl in ästhetischer wie auch in nationaler und
volkswirtschaftlicher Hinsicht. Wenn auch darüber wohl keine Meinungsver-
schiedenheit herrscht, so ist man sich doch vielfach über das Wesen des guten Ge-
schmackes nicht klar, da gar viele nur — ihren eigenen Geschmack als den guten
bezeichnen. Im folgenden wird der Versuch gemacht, die Geschmacksfragen
aus der Umklammerung allzu subjektiver, willkürlicher Anschauungen zu befreien
und auf der Grundlage der praktischen Ästhetik Instrumente zu schaffen, die
unsere nicht selten verkümmerten Organe schärfen und für feinere Qualitäts-
unterschiede, auf die es doch so sehr ankommt, empfänglicher machen könnten.
Hoffentlich finde ich in diesen Bestrebungen recht viele gleichgesinnte Bundes-
genossen!
Das Buch wendet sich allerdings zunächst weniger an die Fachgenossen,
denen die meisten Elemente, wenn auch nicht in dieser Zusammenfassung,
bekannt sein dürften, als vielmehr an das gebildete Publikum im allgemeinen,
weshalb langatmige und lederne Auseinandersetzungen nach Tunlichkeit —
leider waren Aufzählungen verschiedener Beispiele an manchen Stellen nicht
zu umgehen — vermieden wurden. Ja an vielen Stellen habe ich absichtlich
einen leichteren Plauderton gewählt, da der Leser erfahrungsgemäß zu schwer
geschriebene Werke nicht allzu gerne liest, die Absicht dieses Buches daher nicht
hätte erreicht werden können.
Bei den zahllosen Fragen, die hier berührt werden müssen, bin ich mir dessen
bewußt, daß wohl nicht jedermann mit mir in allem übereinstimmen wird,
zumal ich so vielen — natürlich ohne es darauf abgesehen gehabt zu haben —
manches kleine Privatvergnügen grausam zerstören mußte. Wer gegen fühl-
bare Mißstände ankämpft, wird nicht auf die Zunahme seiner Beliebtheit in den
Kreisen der schonungslos Angegriffenen rechnen dürfen; aber das hohe Ziel
war mir wichtiger als irgendwelche persönlichen Vorteile. — Ich habe dieses
Buch als Privatmann geschrieben und nicht als öffentlicher Beamter. Dies sage
ich ausdrücklich aus dem Grunde, weil es kurzsichtige Leute gibt, die sachliche
und persönliche Fragen nicht trennen und gerne von Geschäftsstörung oder
Schädigung durch eine staatliche Behörde sprechen, die gewerbliche und industrielle
Bestrebungen zu fördern berufen ist. Gerade dadurch, daß ich der guten Pro-
duktion nach besten Kräften die Wege geebnet zu haben glaube, dürfte ich
auch einer großzügigen gewerblichen und industriellen Politik am besten ge-
dient haben.
Für die mir von vielen Seiten, namentlich von meinen Kollegen und von
Kunstfreunden gütigst bewiesene Unterstützung bei der Besorgung der Ab-
bildungen danke ich allen herzlichst.
Stuttgart, im Sommer 1911.
Gustav E. Pazaurek.
1 \ie Förderung und Verbreitung des guten Geschmackes auf ahen Gebieten
! y und nicht in letzter Reihe auch im Kunstgewerbe ist eine unserer vor-
nehmsten Kulturaufgaben sowohl in ästhetischer wie auch in nationaler und
volkswirtschaftlicher Hinsicht. Wenn auch darüber wohl keine Meinungsver-
schiedenheit herrscht, so ist man sich doch vielfach über das Wesen des guten Ge-
schmackes nicht klar, da gar viele nur — ihren eigenen Geschmack als den guten
bezeichnen. Im folgenden wird der Versuch gemacht, die Geschmacksfragen
aus der Umklammerung allzu subjektiver, willkürlicher Anschauungen zu befreien
und auf der Grundlage der praktischen Ästhetik Instrumente zu schaffen, die
unsere nicht selten verkümmerten Organe schärfen und für feinere Qualitäts-
unterschiede, auf die es doch so sehr ankommt, empfänglicher machen könnten.
Hoffentlich finde ich in diesen Bestrebungen recht viele gleichgesinnte Bundes-
genossen!
Das Buch wendet sich allerdings zunächst weniger an die Fachgenossen,
denen die meisten Elemente, wenn auch nicht in dieser Zusammenfassung,
bekannt sein dürften, als vielmehr an das gebildete Publikum im allgemeinen,
weshalb langatmige und lederne Auseinandersetzungen nach Tunlichkeit —
leider waren Aufzählungen verschiedener Beispiele an manchen Stellen nicht
zu umgehen — vermieden wurden. Ja an vielen Stellen habe ich absichtlich
einen leichteren Plauderton gewählt, da der Leser erfahrungsgemäß zu schwer
geschriebene Werke nicht allzu gerne liest, die Absicht dieses Buches daher nicht
hätte erreicht werden können.
Bei den zahllosen Fragen, die hier berührt werden müssen, bin ich mir dessen
bewußt, daß wohl nicht jedermann mit mir in allem übereinstimmen wird,
zumal ich so vielen — natürlich ohne es darauf abgesehen gehabt zu haben —
manches kleine Privatvergnügen grausam zerstören mußte. Wer gegen fühl-
bare Mißstände ankämpft, wird nicht auf die Zunahme seiner Beliebtheit in den
Kreisen der schonungslos Angegriffenen rechnen dürfen; aber das hohe Ziel
war mir wichtiger als irgendwelche persönlichen Vorteile. — Ich habe dieses
Buch als Privatmann geschrieben und nicht als öffentlicher Beamter. Dies sage
ich ausdrücklich aus dem Grunde, weil es kurzsichtige Leute gibt, die sachliche
und persönliche Fragen nicht trennen und gerne von Geschäftsstörung oder
Schädigung durch eine staatliche Behörde sprechen, die gewerbliche und industrielle
Bestrebungen zu fördern berufen ist. Gerade dadurch, daß ich der guten Pro-
duktion nach besten Kräften die Wege geebnet zu haben glaube, dürfte ich
auch einer großzügigen gewerblichen und industriellen Politik am besten ge-
dient haben.
Für die mir von vielen Seiten, namentlich von meinen Kollegen und von
Kunstfreunden gütigst bewiesene Unterstützung bei der Besorgung der Ab-
bildungen danke ich allen herzlichst.
Stuttgart, im Sommer 1911.
Gustav E. Pazaurek.