innerhalb deren sie entstanden sind. Noch viel weniger, daß wir das uns als An-
gehörigen einer bestimmten Nation eingepslanzte innere Gesetz des Formenbildungs-
triebes beliebig abzuändern vermöchten. Wir können das im Gegenteil nur auf die
Gefahr hin, leblvse nnd monotone Nachbeter zu werden, wie die Amsest der man
wohl ein Stückchen einlernen kann, die dasselbe aber dann beständig wiederholt und
allen Reiz wie die Freiheit ihres eigentümlichen Gesanges darüber eingebüßt hat.
Jst Knnst im allgemeinen die Fähigkeist den Dingcn eine schöne Form
zu geben, so ist gerade der Begriff der Schönheit etwas beständiger Wandlung
rlnterworsenes, wie uns die Geschichte aller Zeiten zeigst weil sie mit der nationalen
nnd individuellen Empfindung aufs genaueste zusammenhüngt. Wemr jede Nation
und Zeit sich daher ihre eigene Kunst erzeugenp so gehorchen sie damit nur dem-
selben Gesetz der Jndividualisierung, welches sich durch die ganze Natur zieht und
die Bildnng der neuen Arten allem nach durch räumliche Absondernng nnd Jsoliernng
bewerkstelligt. Für die Entstehung der Kunststile läßt sich dies sogar sehr über-
zeugend und unwidersprechlich nachweisen, die Nationen gehorchen hier derselben
Mischung von anscheinender Freiheit und innerer Notwendigkeit, die sich im Leben
des Einzelnen so unwiderstehlich geltend macht, welcher der ganze und noch immer
wnchsende Reichtnm der Natur entstammt. Jst ja doch die gesamte Knlturge-
schichte nichts anderes als ein allmählicher Fortschritt zu immer größerer Ansbildung
des Jndividuellen!
Da dieses ganze Buch von solcher Grnndanschauung getragen ist und ihr
anch, wie ich glaube, zum Belege dient, so erschien es umsomehr notwendig, sie hier
gleich auszusprechen, als dieses zum Verständnis des Nachfolgenden absolut erforder-
lich ist und als diese Theorie den bisher allgemein geltenden vielfach widerspricht.
Ehe wir nun zur Schildernng des Einzelnen übergehen, sind wir genötigt
es verständlich zu machen, weshalb diese künstlerisch so begabte altbayerische Bevöl-
kerung, die nicht nnr im sechzehnten, sondern anch noch im ganzen siebzehnten Jahr-
hundert sich im Besitze eines so hohen Grades von bis in alle Handwerke verbreiteter
Kunstfertigkeit zeigt, zu Ende des achtzehnten so rasch von dieser Höhe der Knnst-
entwickelung herabsinken konnte, daß um die Wende des Jahrhunderts fast nichts
von alledem mehr vorhanden war. Und doch hntte sie alle Gegenstünde des gewöhn-
lichsten Gebrauches damit geadelt, hatte die reizendsten Knnst- und knnsthandwerk-
lichen Erzeugnisse in solchen Massen hervorgebracht, daß ihre Reste heute noch alle
Museen Europas süllen, hatte jedes Bauernhaus mit Schnitzereien und Bildern an
der Außenseite, mit den köstlichsten Stübchen und Gerüten aller Art im Jnnern
verziert! Man hat das von Seite mancher, besonders protestantischer Schrift-
steller, einfach der verdummenden Wirkung des Katholizismns oder den Verwüstungen
des dreißigjährigen Krieges in die Schuhe schieben wollen. Es ist das aber eine
Ansicht, die keine nühere Prüfung anshält, da die schönsten Produktionen der dentschen
Renaissanee, deren Entstehung wie glünzende Blüte ja nichts anderes als der Aus-
druck dieses Knnstbedürfnisses ist, in die Zeit fallen, wo in Bayern der Katholizismus
schon eine vollkommen absolute Herrschast wiedererlangt hatte. Ebenso ist selbst
wührend des dreißigjährigen Krieges, ganz besonders aber nach demselben, noch sehr
Vieles und Vortreffliches geschaffen worden. Ja man kann sagem daß alles, was
gehörigen einer bestimmten Nation eingepslanzte innere Gesetz des Formenbildungs-
triebes beliebig abzuändern vermöchten. Wir können das im Gegenteil nur auf die
Gefahr hin, leblvse nnd monotone Nachbeter zu werden, wie die Amsest der man
wohl ein Stückchen einlernen kann, die dasselbe aber dann beständig wiederholt und
allen Reiz wie die Freiheit ihres eigentümlichen Gesanges darüber eingebüßt hat.
Jst Knnst im allgemeinen die Fähigkeist den Dingcn eine schöne Form
zu geben, so ist gerade der Begriff der Schönheit etwas beständiger Wandlung
rlnterworsenes, wie uns die Geschichte aller Zeiten zeigst weil sie mit der nationalen
nnd individuellen Empfindung aufs genaueste zusammenhüngt. Wemr jede Nation
und Zeit sich daher ihre eigene Kunst erzeugenp so gehorchen sie damit nur dem-
selben Gesetz der Jndividualisierung, welches sich durch die ganze Natur zieht und
die Bildnng der neuen Arten allem nach durch räumliche Absondernng nnd Jsoliernng
bewerkstelligt. Für die Entstehung der Kunststile läßt sich dies sogar sehr über-
zeugend und unwidersprechlich nachweisen, die Nationen gehorchen hier derselben
Mischung von anscheinender Freiheit und innerer Notwendigkeit, die sich im Leben
des Einzelnen so unwiderstehlich geltend macht, welcher der ganze und noch immer
wnchsende Reichtnm der Natur entstammt. Jst ja doch die gesamte Knlturge-
schichte nichts anderes als ein allmählicher Fortschritt zu immer größerer Ansbildung
des Jndividuellen!
Da dieses ganze Buch von solcher Grnndanschauung getragen ist und ihr
anch, wie ich glaube, zum Belege dient, so erschien es umsomehr notwendig, sie hier
gleich auszusprechen, als dieses zum Verständnis des Nachfolgenden absolut erforder-
lich ist und als diese Theorie den bisher allgemein geltenden vielfach widerspricht.
Ehe wir nun zur Schildernng des Einzelnen übergehen, sind wir genötigt
es verständlich zu machen, weshalb diese künstlerisch so begabte altbayerische Bevöl-
kerung, die nicht nnr im sechzehnten, sondern anch noch im ganzen siebzehnten Jahr-
hundert sich im Besitze eines so hohen Grades von bis in alle Handwerke verbreiteter
Kunstfertigkeit zeigt, zu Ende des achtzehnten so rasch von dieser Höhe der Knnst-
entwickelung herabsinken konnte, daß um die Wende des Jahrhunderts fast nichts
von alledem mehr vorhanden war. Und doch hntte sie alle Gegenstünde des gewöhn-
lichsten Gebrauches damit geadelt, hatte die reizendsten Knnst- und knnsthandwerk-
lichen Erzeugnisse in solchen Massen hervorgebracht, daß ihre Reste heute noch alle
Museen Europas süllen, hatte jedes Bauernhaus mit Schnitzereien und Bildern an
der Außenseite, mit den köstlichsten Stübchen und Gerüten aller Art im Jnnern
verziert! Man hat das von Seite mancher, besonders protestantischer Schrift-
steller, einfach der verdummenden Wirkung des Katholizismns oder den Verwüstungen
des dreißigjährigen Krieges in die Schuhe schieben wollen. Es ist das aber eine
Ansicht, die keine nühere Prüfung anshält, da die schönsten Produktionen der dentschen
Renaissanee, deren Entstehung wie glünzende Blüte ja nichts anderes als der Aus-
druck dieses Knnstbedürfnisses ist, in die Zeit fallen, wo in Bayern der Katholizismus
schon eine vollkommen absolute Herrschast wiedererlangt hatte. Ebenso ist selbst
wührend des dreißigjährigen Krieges, ganz besonders aber nach demselben, noch sehr
Vieles und Vortreffliches geschaffen worden. Ja man kann sagem daß alles, was