war, schon heute selbst in München fast mchts mehr zu entdecken, die Zelt hat ihm
sein Recht widerfahren lassen, wie so manchem seiner nicht weniger aufgeblahten Nach-
folger. Jmmerhin noch mehr ist von seinem Robert übrig geblieben, einer verbesserten
Auflage des Vaters, den der Versasser dieses Werkes noch selber als einen über
seine Zurücksetzung durch König Ludwig sehr verbitterten, geschniegelten alten Herrn
persönlich kennen gelernt hat. — Es war im Jahre 1833 und er malte damals
gerade an einer „Erziehnng des Bacchus", die in ihren lebensgroßen Figuren Correggio
und die Antike auf die wunderlichste Art zu verbinden suchte, aber im Grunde wie
aus Blech getrieben und lackiert aussah. Es sollte ein Bild der llppigkeit der
Natur sein, wie der Autor meinte, nur war weder von Üppigkeit und noch weniger
von Natur viel zu entdecken. Das Bild ist wohl sein letztes geblieben, denn er ward
1841 nach Dillis' Tode Galeriedirektor und dann der des Elfenbein-Kabinetts.
Weit interessanter als diese Arbeit ist ein Saal, den er sich in seiner Villa in der
Vorstadt Haidhausen, dem sogenannten Langer-Schlößchen, das jetzt eine Schenke
geworden, mit Szenen aus der griechischen Göttermythe in Fresko ausgemalt hat.
Sie erinnern in der gesuchten Schönheit der Stellungen ihrer Figuren so direkt an
Carstens und Genelli, daß man manchmal meinen könnte, sie gehörten diesen. Auch
die trostlose, angeblich der Antike entlehnte Nüchternheit des Ganzen in seiner
koloristischen Wirkung und ornamentalen Ansstattung ist bezeichnend für die Zeit,
die merkwürdigerweise selbst alles dekorative Geschick verloren hatte, das doch noch
Mengs nnd Knoller in so hohem Grade besaßen. Rob. Langer hat anch im Herzog
Max-Palais einen Saal mit höchst manirierten Propheten und Sibyllen, die den
Michelangelo übertrumpfen sollen, verziert. Weit achtbarer ist eine Grablegung in
der Frauenkirche, wohl seine beste Leistung, die freilich über die Reminiszenzen an
Raffael auch nicht hinauskommt, aber doch durch den schönen Aufbau der Gruppen
erfreut. Jn der leblosen Ausführnng an David oder Cammuccini allerdings mehr
erinnernd als an den Urbinaten, wird sie gespreizt und leer, wo sie groß sein wilb
Hatten die Früh- und Spät-Renaissance, nne der Barockstil und das Rokoko,
endlich sogar der Zopf iu München eine vortrefsliche Vertretung gefunden, so ge-
wann also mit dem Einzug der Langer da zunüchst der hvhlste und lebloseste
aller Knnststile, der antikisierende, wie ihn Winckelmann hervorgernfen, der eigen-
sinnige Holsteiner Carstens zuerst dargestellt hatte, nunmehr immer größeren Boden.
Jn Deutschland trug dazu aber vielleicht nicht weniger die Wendinrg bei, welche
unsere Litteratur kurz vorher genommen hatte. Denn nachdem Lessing zuerst wieder
in seiner Minna von Barnhelm ein kerngesundes eigenartiges Kunstwerk geschaffen,
das den nationalen Boden, auf dem es gewachsen war, in jedem Worte zeigt, so
hat schon seine Emilia Galotti, welche das Bildnis eines deutschen Fürsten der da-
maligen Zeit lediglich aus äußeren Gründen nach Jtalien verpflanzt, wo es bei
weitem nicht so naturwüchsig erscheint, dem Nathan vorgearbeitet, der noch mehr in
der Luft steht, trotz seiner glänzenden Dialektik gar keinem Land und gar keiner
Zeit angehört. Dieselbe Tendenz zeig^n dann Goethe nnd Schiller, wo der erstere,
der in seinem Götz, Egmont, Fanst, vor allem aber in Hermann und Dorothea
Schöpfungen gegeben hatte, welche in wahrhaft bewnndernswerter Weise das Ge-
prüge der Zeit und Nation tragen, in der sie sich bewegen, nnnmehr infolge
seines römischen Aufenthaltes zum Hellenismus überging nnd dem Faust, Tasso,
Jphigenie nnd die natürliche Tochter folgen ließ. Verlegt der erstere die Szene
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sein Recht widerfahren lassen, wie so manchem seiner nicht weniger aufgeblahten Nach-
folger. Jmmerhin noch mehr ist von seinem Robert übrig geblieben, einer verbesserten
Auflage des Vaters, den der Versasser dieses Werkes noch selber als einen über
seine Zurücksetzung durch König Ludwig sehr verbitterten, geschniegelten alten Herrn
persönlich kennen gelernt hat. — Es war im Jahre 1833 und er malte damals
gerade an einer „Erziehnng des Bacchus", die in ihren lebensgroßen Figuren Correggio
und die Antike auf die wunderlichste Art zu verbinden suchte, aber im Grunde wie
aus Blech getrieben und lackiert aussah. Es sollte ein Bild der llppigkeit der
Natur sein, wie der Autor meinte, nur war weder von Üppigkeit und noch weniger
von Natur viel zu entdecken. Das Bild ist wohl sein letztes geblieben, denn er ward
1841 nach Dillis' Tode Galeriedirektor und dann der des Elfenbein-Kabinetts.
Weit interessanter als diese Arbeit ist ein Saal, den er sich in seiner Villa in der
Vorstadt Haidhausen, dem sogenannten Langer-Schlößchen, das jetzt eine Schenke
geworden, mit Szenen aus der griechischen Göttermythe in Fresko ausgemalt hat.
Sie erinnern in der gesuchten Schönheit der Stellungen ihrer Figuren so direkt an
Carstens und Genelli, daß man manchmal meinen könnte, sie gehörten diesen. Auch
die trostlose, angeblich der Antike entlehnte Nüchternheit des Ganzen in seiner
koloristischen Wirkung und ornamentalen Ansstattung ist bezeichnend für die Zeit,
die merkwürdigerweise selbst alles dekorative Geschick verloren hatte, das doch noch
Mengs nnd Knoller in so hohem Grade besaßen. Rob. Langer hat anch im Herzog
Max-Palais einen Saal mit höchst manirierten Propheten und Sibyllen, die den
Michelangelo übertrumpfen sollen, verziert. Weit achtbarer ist eine Grablegung in
der Frauenkirche, wohl seine beste Leistung, die freilich über die Reminiszenzen an
Raffael auch nicht hinauskommt, aber doch durch den schönen Aufbau der Gruppen
erfreut. Jn der leblosen Ausführnng an David oder Cammuccini allerdings mehr
erinnernd als an den Urbinaten, wird sie gespreizt und leer, wo sie groß sein wilb
Hatten die Früh- und Spät-Renaissance, nne der Barockstil und das Rokoko,
endlich sogar der Zopf iu München eine vortrefsliche Vertretung gefunden, so ge-
wann also mit dem Einzug der Langer da zunüchst der hvhlste und lebloseste
aller Knnststile, der antikisierende, wie ihn Winckelmann hervorgernfen, der eigen-
sinnige Holsteiner Carstens zuerst dargestellt hatte, nunmehr immer größeren Boden.
Jn Deutschland trug dazu aber vielleicht nicht weniger die Wendinrg bei, welche
unsere Litteratur kurz vorher genommen hatte. Denn nachdem Lessing zuerst wieder
in seiner Minna von Barnhelm ein kerngesundes eigenartiges Kunstwerk geschaffen,
das den nationalen Boden, auf dem es gewachsen war, in jedem Worte zeigt, so
hat schon seine Emilia Galotti, welche das Bildnis eines deutschen Fürsten der da-
maligen Zeit lediglich aus äußeren Gründen nach Jtalien verpflanzt, wo es bei
weitem nicht so naturwüchsig erscheint, dem Nathan vorgearbeitet, der noch mehr in
der Luft steht, trotz seiner glänzenden Dialektik gar keinem Land und gar keiner
Zeit angehört. Dieselbe Tendenz zeig^n dann Goethe nnd Schiller, wo der erstere,
der in seinem Götz, Egmont, Fanst, vor allem aber in Hermann und Dorothea
Schöpfungen gegeben hatte, welche in wahrhaft bewnndernswerter Weise das Ge-
prüge der Zeit und Nation tragen, in der sie sich bewegen, nnnmehr infolge
seines römischen Aufenthaltes zum Hellenismus überging nnd dem Faust, Tasso,
Jphigenie nnd die natürliche Tochter folgen ließ. Verlegt der erstere die Szene
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