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Viktor Scheffel, Gustav Freytag, Gottfried Keller uud Fritz Reuter auf, die alle getränkt
oom deutschen Geiste waren und der Romantik eutweder ein Ende machten oder
doch eiue volkstümlichere Wendung gaben. Dies geschah in der Malerei genau wie
in der Litteratur durch die Einführnng des Humors, wie sie Bürckel, Enhuber u. a.
znerst angebahnt. Hier begegneten sich die Romantiker mit dell Realisten und ver-
svhnten sich auch lnit dem Ubergewicht der letzteren. Gingen doch selbst ans der
Foltzschen Schule jetzt eine ganze Anzahl Sittenbildmaler hervor, von denen wir ja
z. B. Beyschlag, Rögge u. a. schon erwahnt haben. Jhnen wäre noch der schon
erwähnte Hans Rhomberg (geb. in München 1820, f ebenda 1869) anzureihen,
der an der Münchener Akademie unter Schnorr und Foltz gebildet, sich ganz der
hnmoristischen Darstellung von Szenen aus dem oberbayerischen Volksleben zu-
wandte und sie mit viel derber Komik auszustatten verstand. Der Dorfmaler,
Schlittenschnitzer, Vogelhündler, die ranchenden Schüler (N. Pinakothek) geben davon
eill gutes Zeugnis. Weniger begabt mit trockenem Hnmor, doch reicher an Erfindung
ist der Schwabe Rich. Sebastian Zimmermann (geb. 1815 in Hagnau am
Bodensee), der 1840 nach München kam, um sich in der Kunst auszubilden, dann
1844 nach Paris ging, aber ohne sonderlichen Einfluß zu erfahren, nachdem er noch
England und Belgien besncht, schon 1847 zurückkam und nun anfing, durch dem
Leben der schwübischen Bauern und Kleinstüdter entnommene Bilder Aufsehen zu
machen. So die Musikanten auf dem Orgelchor eines kleinen Städtchens, die
Bauern im Königsschlosse (Karlsrnhe), Zeitnngsleser (N. Pinakothek), Jmpfstube,
Klosterschusterei und Schneiderei, ebenso Fischerbilder vom Bodensee in großer Zahl.
Ohne die naturwüchsige, wliuderbar feine Charakteristik und die komische Kraft eines
Enhuber, haben diese Bilder doch viel Verdienst durch die schlichte, wenn auch ein
wenig prosaische Ehrlichkeit ihrer Schildernngen und ein nicht unbedentendes maleri-
sches Talent, sowie durch die Mannigfaltigkeit ihrer meist glücklich gewühlten Stoffe,
die das ganze Leben der Oberschwaben von der Wiege bis zum Grabe umfassen.

Denn das charakterisiert nun einmal diese ganze Periode, daß sie den
Schauplatz ihrer Darstellnngen mehr und mehr in die eigene Heimat zurück zu ver-
legen, sich überdies an die Gegenwart zu halten sncht, die der Romantik beide gleich
zuwider gewesen waren, fiir die selbst ein Kaulbach nur Spott und Hohn übrig
hatte, wie er es in den Fresken der N. Pinakothek bewies. Da war nun das
Auftreten folcher Volksschilderer wie Enhuber, Rhomberg, Zimmermann, von Humo-
risten wie Spitzweg, Dyk und vollends wie Ramberg, der die gebildeten Klassen
der Nation schilderte, unstreitig ein Symptom wachsender Gesundnng unserer Kunst,
dem durch die Darstellnngen vaterländischer Geschichte im Nationalmnsenm immerhin
gewaltiger Vorschub geleistet ward, wenn fie an sich auch bloße Versuche blieben!

Ein eigenartiger Schilderer des bayerischen Lebens trat damals dann in
Anton Seitz auf (geb. 1829 zu Roth bei Nürnberg), der in der Nürnberger
Kunstschule gebildet, 1850 nach München kam, sich erst an Flüggen anschloß, bald
nber die Kleinmalerei nach dem Vorbild der Mieris und Slingelandt mit entschie-
denem Glück zu betreiben anfing, da er den richtigen Jnstinkt hatte, nnr das Leben
der Heimat zu schildern. Selber einer reichen Familie von Nürnberger Jndustriellen
angehörig, brachte er nun die innerliche und äußerliche Sauberkeit, Solidität und
strenge Ehrenhaftigkeit dieses Standes, aber auch seine mannigfaltigen kleinstäd-
tischen Schrullen zur Erscheinung in seinen Kabinettstücken. Selten mehr als ein paar

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