Berliu, wo er als Reichstagsmitglied 1879 uicht weuig zu eiuem besseren Schutz
unserer Jndustrie beitrug, durch Erkaltuug ein Herzleiden zuzog, von dem er nie
mehr geheilt ward. Es nötigte ihn denn auch uach einigen Jahren, die Leitung des
Vereins abzugeben und sich auf die Stelle eiues Ehrenprasidenten desselben zurück-
znziehen. An der Spitze jeder gemeinnützigen Unternehmung, trotz schwerer Krank-
heit bis zum letzten Augenblick thätig, ist er von derselben zum allgemeinsten Be-
dauern dahingerafft worden, da selten in einem Manne aus dem Volke, der sich
seine ganze Bildung antodidaktisch errnngen, so viel Talent und Takt sich mit solcher
Thatkraft und Opferwilligkeit gleich eigenartig als wirksam vereinigten, um ein Muster
von deutscher Bürgertngend ans ihm zu machen. Altbayer in jedem Stück, ja ein
wahres Mnsterbild des Wesens dieses Volksstammes, war er gerade deshalb so sehr
zur Führnng seiner Mitbürger geeignet. Er verstand es aber anch vortrefflich, sich
durch seine gewaltige Persvulichkeit in den weitesten Kreisen zur Geltung zu bringen.
Dnrch eine ganz eigentümliche Vereinigung von dentscher Romantik mit modern
realistischem Geiste hat er seine größten Wirknngen für sich und andere erzielt, wie
denn die wunderlichsten Gegensätze sich in dieser reichbegabten Natur zu einem nn-
gewöhnlich harmonischen Ganzen vereinigten. Denn ohne Verbindnng sehr starker
Gegensütze gibt es einmal keine bedeutenden Menschen.
Es bleibt nns nnn noch übrig, die einzelnen Zweige des Kunstgewerbes,
wie sie sich dermal heransgebildet, samt ihren vornehmsteu Trügern zu charakteri-
sieren. Wir beginneu da am besten mit den eigentlichen Dekorationszeichnern, so
weit sie nicht schon unter den Architekten, Bildhauern und Malern ihreu Platz ge-
fnnden. Zum großeu Teil aus der früheren Schule des Vereins zur Ausbildung
der Gewerke hervorgegangen, wurden sie nach deren Übernahme durch den Staat
und bestündigen Erweiternng auch oft Lehrer an derselben. Eugen Neureuther, als
des friihesten Dekorationsinalers, dann Forstners als Begründers der Metalltechnik
nnd Dyks als Zeichners haben wir schon gedacht, ebenso des Franz Seitz, der 1855
zum technischen Direktor des Hoftheaters ernannt, 1883 starb. Wenn man neben
Gedon ihm, sowie seinem begabten Sohne Rudolf vorzugsweise die Wiederaufnahme
des dentschen Renaissaneestils zu verdanken hat, da alle drei das altbayrische Natnrell
in ganz besonderem Grade besaßen, so hat man ihnen auch vorab die energische
Ausprügung desselben und seines schweren, wuchtigen, aber schwung- und phantasie-
vollen Wesens in den Münchener Produkten zuzuschreiben, wie man das am besten
in der Zeitschrift des Kunstgewerbevereins verfolgen kann. Nicht weniger auch die
alsbald hervortretende Neigung zum Barockstil, die ohnehin schon im humorvollen
bayrischen Charakter wurzelt. Unstreitig hat dann Makart als der begabteste von
allen, auf diese Künstler mächtig eingewirkt, speziell anf die ihm persönlich befreun-
deten Rudolf Seitz nnd Gedon. Jhnen verwandt ist der schon erwühnte Adolf
Seder und dessen Bruder Anton Seder.
Zu dieser Gruppe Münchener Künstler mit spezifisch altbayrischem Humor
gehört auch Ferd. Barth, dessen wir schon als eines der besten Pilotyschüler ge-
dacht. Unstreitig liegt seine Hauptstärke nach der Seite der humoristischen Ver-
zierung, wie er denn in Diplomen, Adressen, Weihgeschenken rc. die reizendsten
Sachen komponiert hat, so das „Glückhaffte Schifs" für Pilotys Jubiläum, die
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unserer Jndustrie beitrug, durch Erkaltuug ein Herzleiden zuzog, von dem er nie
mehr geheilt ward. Es nötigte ihn denn auch uach einigen Jahren, die Leitung des
Vereins abzugeben und sich auf die Stelle eiues Ehrenprasidenten desselben zurück-
znziehen. An der Spitze jeder gemeinnützigen Unternehmung, trotz schwerer Krank-
heit bis zum letzten Augenblick thätig, ist er von derselben zum allgemeinsten Be-
dauern dahingerafft worden, da selten in einem Manne aus dem Volke, der sich
seine ganze Bildung antodidaktisch errnngen, so viel Talent und Takt sich mit solcher
Thatkraft und Opferwilligkeit gleich eigenartig als wirksam vereinigten, um ein Muster
von deutscher Bürgertngend ans ihm zu machen. Altbayer in jedem Stück, ja ein
wahres Mnsterbild des Wesens dieses Volksstammes, war er gerade deshalb so sehr
zur Führnng seiner Mitbürger geeignet. Er verstand es aber anch vortrefflich, sich
durch seine gewaltige Persvulichkeit in den weitesten Kreisen zur Geltung zu bringen.
Dnrch eine ganz eigentümliche Vereinigung von dentscher Romantik mit modern
realistischem Geiste hat er seine größten Wirknngen für sich und andere erzielt, wie
denn die wunderlichsten Gegensätze sich in dieser reichbegabten Natur zu einem nn-
gewöhnlich harmonischen Ganzen vereinigten. Denn ohne Verbindnng sehr starker
Gegensütze gibt es einmal keine bedeutenden Menschen.
Es bleibt nns nnn noch übrig, die einzelnen Zweige des Kunstgewerbes,
wie sie sich dermal heransgebildet, samt ihren vornehmsteu Trügern zu charakteri-
sieren. Wir beginneu da am besten mit den eigentlichen Dekorationszeichnern, so
weit sie nicht schon unter den Architekten, Bildhauern und Malern ihreu Platz ge-
fnnden. Zum großeu Teil aus der früheren Schule des Vereins zur Ausbildung
der Gewerke hervorgegangen, wurden sie nach deren Übernahme durch den Staat
und bestündigen Erweiternng auch oft Lehrer an derselben. Eugen Neureuther, als
des friihesten Dekorationsinalers, dann Forstners als Begründers der Metalltechnik
nnd Dyks als Zeichners haben wir schon gedacht, ebenso des Franz Seitz, der 1855
zum technischen Direktor des Hoftheaters ernannt, 1883 starb. Wenn man neben
Gedon ihm, sowie seinem begabten Sohne Rudolf vorzugsweise die Wiederaufnahme
des dentschen Renaissaneestils zu verdanken hat, da alle drei das altbayrische Natnrell
in ganz besonderem Grade besaßen, so hat man ihnen auch vorab die energische
Ausprügung desselben und seines schweren, wuchtigen, aber schwung- und phantasie-
vollen Wesens in den Münchener Produkten zuzuschreiben, wie man das am besten
in der Zeitschrift des Kunstgewerbevereins verfolgen kann. Nicht weniger auch die
alsbald hervortretende Neigung zum Barockstil, die ohnehin schon im humorvollen
bayrischen Charakter wurzelt. Unstreitig hat dann Makart als der begabteste von
allen, auf diese Künstler mächtig eingewirkt, speziell anf die ihm persönlich befreun-
deten Rudolf Seitz nnd Gedon. Jhnen verwandt ist der schon erwühnte Adolf
Seder und dessen Bruder Anton Seder.
Zu dieser Gruppe Münchener Künstler mit spezifisch altbayrischem Humor
gehört auch Ferd. Barth, dessen wir schon als eines der besten Pilotyschüler ge-
dacht. Unstreitig liegt seine Hauptstärke nach der Seite der humoristischen Ver-
zierung, wie er denn in Diplomen, Adressen, Weihgeschenken rc. die reizendsten
Sachen komponiert hat, so das „Glückhaffte Schifs" für Pilotys Jubiläum, die
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