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Max Perl <Berlin> [Hrsg.]
Sammlung Schmitz, Bremen: und Beiträge aus anderem Besitz ; Bücher, moderne Gemälde, Aquarelle, Handzeichnungen, Graphik, Plastik ; 25./26. Mai 1932 (Katalog Nr. 173) — Berlin, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.9855#0003
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VORWORT

Der Sammler Paul Schmitz gehört zu der vor dem Kriege in
Bremen nicht sehr kleinen Schar von Kunstfreunden, die, ohne
„Sammler mit Oberlichtsaal" zu sein, doch das innere Bedürfnis
empfanden, sich mit schönen Dingen zu umgeben und ihre Muße-
stunden, die ihnen ihr kaufmännischer Beruf ließ, auszufüllen
durch die Beschäftigung mit Kunst. Bilder und Zeichnungen an
den Wänden, Kleinbroncen auf dem Kamin und den Brüstungen
und Postamenten, graphische Blätter und illustrierte Bücher in den
Mappen und den Schränken.

Durch seine langjährige Zugehörigkeit zum Vorstande der ja
nicht staatlichen, sondern dem Kunstverein gehörigen Bremer
Kunsthalle und als Mitglied des fördernden Galerie-Vereins war
der Sammeltätigkeit Paul Schmitz' ein wenig die Richtung gewie-
sen; aber auch nicht mehr. Der Besitz des einzelnen Stückes reizte
ihn nur, wenn er seine Schönheit oder Eigenart mit seinen eigenen
Augen entdeckt und erobert hatte. Bilder von dem sehr feinen,
dem Impressionismus parallel gehenden, in Frankreich, England
und Holland so sehr geschätzten Eugene Boudin besitzt die bre-
mische Galerie nicht, und einen derart eigenartigen Spitziveg, wie
diese „Fürstenkinder" mit ihrer ungewöhnlichen malerischen Ele-
ganz, müßte sie, wenn dergleichen nicht so selten wäre, wohl
haben. Im allgemeinen aber stand und steht der Impressionismus
durchaus im Mittelpunkte dieses sammlerischen Interesses, wenn
auch nie mit der üblichen, sondern immer mit der sehr persön-
lichen Leistung. Unter den vielen sogenannten „Studien" zur
Judengasse von Liebermann ist diese dunkelglühende und juwelen-
haft schimmernde eine der leidenschaftlichsten; das Dünenbild eine
kleine, sehr feine Kostbarkeit, und das große Aquarell des Schläch-
terladens aus der frühen Zeit, zu einem gleichnamigen Ölgemälde
gehörend, hat nur wenig seinesgleichen in der Liebermannschen
Aquarellierkunst. Slevogts Aquarelle und Pastelle wurden behut-
sam ausgewählt in einer Zeit, wo man noch unter Dutzenden aus-
wählen konnte. Menzels Zeichnungen haben in dieser Zusammen-
stellung etwas Liebermannsches, und Liebermanns Blätter ge-
legentlich etwas Menzelsches; so auch das eine frühe Blatt der
Käthe Kollwitz, für die sich dieser Sammler frühzeitig interessiert
hat. Er war nie befangen, kaufte die Bremerin Paula Modersohn-
Becker, die heute, fünfundzwanzig Jahre nach ihrem Tode, wohl
immer noch das Beste und Persönlichste ist, das der Richtung des
Expressionismus entstammt, versuchte ein Blatt von Pechstein,
 
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