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Petersen, Eugen [Hrsg.]
Die Marcus-Säule auf Piazza Colonna in Rom: [Textband] — München, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.9327#0055
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BESCHREIBUNG DER BILDWERKE

VON

EUGEN PETERSEN.

Schon um die höher und höher zu hebenden und sicher aufzulagernden Riesenblöcke
der Säule im Gewicht möglichst zu vermindern, wurden dieselben natürlich zu
ebener Erde bereits so weit wie möglich fertig gestellt, also vor Allem die Treppe
schon vorher hineingemeisselt. Bewiesen wird dies dadurch, dass jede der Schaft-
trommeln eine gewisse Anzahl ganzer Stufen hat. Einen weiteren Beweis findet, wer
im Innern die Seitenwände der Treppe, namentlich an der äusseren Seite betrachtet.
Wäre nämlich die Treppe erst in die aufgebaute Säule hineingeschlagen, so würde man
gewiss den Wänden ein möglichst gleichartiges Aussehen gegeben, nicht die Fugen
markiert haben, so wie es in Wirklichkeit geschehen ist, durch einen Schlagsaum, der
je unter und über der Fuge, d. h. am oberen und unteren Rande jeder Trommel innen
umläuft. Und zwar sieht man deutlich, dass jeder dieser beiden' Säume seine besondre
Meisselführung hat. Dagegen ist das Relief aussen, antiker Kunstübung gemäss,
erst an der stehenden Säule ausgeführt, und von dem dazu erforderlichen besonderen
Gerüst stammten vielleicht die zehn Balken, welche dem Adrast zu seinem Wärter-
haus geliefert wurden (s. oben S. 2).

Für die Bilderchronik der Marcussäule nun ist keine neue Sprache erfunden,
aber diese Sprache hat Eigentümlichkeiten, und eine kurze Übersicht über ihre Aus-
drucksmittel und ihre Ausdrucksweise ist vor Betrachtung des Einzelnen am Orte.

Wie die Sonne für natürliche Anschauung, und wie unsere Schrift dem Auge
des Gebildeten, so läuft auch das Bildwerk dieser und der anderen reliefgeschmückten
Säulen von links nach rechts und nur in alten Stichen und auf Münzen, wenn auf
Platte oder Stempel nicht das Spiegelbild gebracht war, erscheint der Gang der
Windungen mitunter umgekehrt, so in der apokryphen Abbildung der Arcadiussäule
bei Geffroy, la colonne dArcadius a Constantinople 1895, S. 24. Alle die unend-
liche Bewegung auf dem mannigfach wechselnden Theater eines grossen und Jahre
 
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