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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1865

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Nr.32 (14. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43886#0135
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Nv. 32. Heidelberg, Dienstag, den 14. November

1865.

* Heidelberg, 9. Nov. Man spricht so viel von
„Oeffentlichkeit"; benützen wir sie doch auch! Be-
kanntlich hat die Kreisversammlung u. A. auch die
Aufgabe, die Vorschlagsliste« der Bezirksräthe auf-
zustellen. Für den Amtsbezirk Wiesloch wurde nun
eine Liste angenommen, welche die 4 seitherigen Be-
zirksräthe Speckert von Malsch, Bender von
St. Leon, Zahn von Wiesloch und Bader von
Horrenberg ausschließt. Diese Liste wurde in der
Commission von Herrn Oberamtmann Lindemann
empfohlen, wogegen Hr. Lindau, jedoch fruchtlos,
die Versammlung aufmerksam machte, daß diese 4
Männsr zur vollsten Zufriedenheit der ganzen Be-
völkerung ihr Amt als Bezirksräthe bekleiden und
daß ihre Ausschließung von der Liste voraussichtlich
ihre Mitbürger, gelinde gesagt, unangenehm be-
rühren würde und daß er es seinem Wahlbezirks
schuldig zu sein glaube, die 4 Männer ganz beson-
ders der Versammlung zu empfehlen. Sie wurden
nicht mehr gewählt! — Welche Gründe mögen nun
wohl Hrn. Oberamtmann Lindemann bestimmt haben,
diese Männer auf solche Weise zurückzusetzen. Sie
genießen das volle Vertrauen ihrer Mitbürger, und
sie sind auch uns als treue Staatsbürger und als
entschiedene Katholiken bekannt. Das Letztere scheint
ihnen als Verbrechen angerechnet worden zu sein,
wie wir so lange behaupten wollen, als wir nicht
durch den Oberamtmann eines Andern belehrt wer-
den. Doch sind wir noch nicht fertig. „Vor uns
liegt ein Aufruf an „Mitbürger und Bezirksge-
genossen" datirt Wiesloch im August 1865, unter-
zeichnet u. A. auch von Lindemann, Oberamtmann.
Darin ist Folgendes zu lesen: „Es handelt sich bei
der Kreisversammlung nicht um Beschlüsse über Ver-
fassung oder Wahrung der Interessen einer Con-
fession, einer Kirche rc." und ferner, es gäbe in
unserm Lande eine Partei, welche den Versuch macht
„den Jrrthum zu verbreiten, es handle sich hier
um die Wahrung religiöser kirchlicher Interessen rc."
Seht Ihr nun, Ihr katholischen Bürger im Amte
Wiesloch, daß die Religion im Spiele ist ! Seht
Ihr nun, daß es sich bei den Kreiswahlen um
„Wahrung religiöser kirchlicher Interessen" handelt.
Eure Bezirksräthe kann man aber nicht brauchen,
weil sie Katholiken sind, die an ihrer Kirche hängen.
Da wir trotz dem Verlangen des Hrn. Oberamt-
manns, daß die betr. Wahllisten vernichtet werden

sollen, doch im Besitze derselben sind, so können wir
nöthigenfalls noch mit weiterem Aufschluß dienen,
besonders auch darüber, daß man' zufällig im Anne
Wiesloch mit Katholiken und Protestanten,
15 Protestanten und 6 Katholiken als die Befähig-
sten für das Amt der Bezirksräthe herausgefunden hat.
Man hat unsrem Blatte vor Kurzem erst den
Vorwurf gemacht, als suchten wir systematisch die
Autorität der Beamten zu untergraben, wir glauben
im Gegentheile der wahren Autorität zu diene» und
sie zu fördern, wenn wir die Oeffentlichkeit benützen,
um solche Bestrebungen gegen den Willen der Be-
völkerung im Interesse der „Aufklärung" uud^der
„Selbstverwaltung" dem öffentlichen Urtheile zu über-
geben. Katholiken, denkt nach über Eure Lage!
Ll Heidelberg, 9. Nov. Auch mir scheint es,
daß das Institut der Kreisversammlungen eine kost-
spielige Einrichtung sein dürste, welche als Gegen-
werth Das nicht leisten kann, was andrerseits sie
an Kosten verursacht. Der einfache Zusam-
mentritt dieser Versammlung verursacht dem Kreise
eine Ausgabe von 1200 fl., das trifft z. B. in der
Umlage die Orte Wiesloch mit fl. 39. 36; Wall-
dorf fl. 28. 29, Dielheim fl. 12. 27, Roth fl. 11 38,
St. Leon fl. 10. 26, Rauenberg fl. 13. 22, Malsch
fl. 12. 23, Mühlhausenfl. 11. 20, Waibstadtfl.26. 32,
Obergimpern fl. 16. 49, Bargen fl. 10. 38, Kirch-
ardt fl. 18. 45, Steinsfurth fl. 16. 42, Grömbach
fl. 11. 35, Hilsbach fl. 18. 55, Sinsheim fl. 38. 8,
Neckargemünd fl. 22. 38, Dilsberg fl. 6. 39, Loben-
feld fl. 10. 4, Spechbach fl. 10. 12, Mönchzell
fl. 6. 29, Meckesheim fl. 21. 2, Wiesenbach fl. 12. 50,
Leimen fl. 18. 27, Sandhaufen fl. 13. 33, Nuß-
loch fl. 22. 9, Dossenheim fl. 20. 45, Handschuchs-
heim fl. 37. 18, Wieblingen fl. 35. 48, Ziegel-
hausen fl. 13. 55, Kirchheim fl. 29. 18, Rohrbach
fl. 20. 6, Eppelheim fl. 14. 39 rc.
Für diese Ausgaben haben die benannten Orte
die angenehme Genugthuung am 6. und 7. Nov.
im Jahre des Heils 1865 ein und einen halben
Tag lang durch einen Abgeordneten im Rathhause
zu Heidelberg versessen worden zu sein. Angenom-
men der Bluntschli'sche und Krausmann'sche Antrag
in Bezug auf das neue akad. Krankenhaus und
dessen Anhängsel, die Knappsche Augenklinik, würde
das kommende Jahr zum Beschlüsse erhoben, und
es sollte der Kreis etwa jährlich Mit ca. 15,000 fl.
 
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