Nr. 53
„PfSlzer Bote" Heidelberg — Samstag, den 4. März 1933
Seik S
Eits-t und Umgebung Aus, zm uivrmeu Entscheidung!
Gehst du zum Wendschoppen aus
Komm auch mal ins Kolpinghaus!
äter, um 22 Uhr etwa,
kars, umgeben von den
am
der
Noch einige Bemerkungen zum Wahlgeschäft: Möglichst in den Vor-
mittagsstunden wählen! Keine Aengstlichleit: für die persönliche Sicherheit isst volle
Garantie gewährleistet.
Bei irgendwelchen Wünschen wird das Sekretariat der Partei — Telefonruf 126
und 127 — sofort das Nötige veranlassen.
Man möge die Wahlkarte oder sonstige Ausweispapiere nicht vergessen!
Wahlzeit ist in der Stadt von 9—18 Uhr.
Wühlt Liste 4!
Heidelberg, den 4. März 1933.
Wir wissen, daß in unseren Reihen alle Mann an Bord sein werden am morgigen
Sonntag. Keiner wird fehlen; dafür ist uns die imposante Wahlkundgebung am Don-
nerstag abend in der Stadthalle, wo unser Führer Ioosmit staatspolitischer Klugheit
und unbezwinglicher Festigkeit das Ideal wahrer christlicher Politik vor Augen stellte,
ein sicherer Beweis. Wir werden als Partei der Ruhe und Ordnung siegreich aus dem
Kampf hervorgehen. Darüber sind sich heute auch schon unsere Gegner klar.
Hitler selber hat es ja einem der Unsrigen bestätigt, daß wir unüberwindlich
sind, weil wir unsere Wurzeln im Volke haben, weil wir aus dem unwandelbaren
religiösen Glauben leben und wirken.
Der Zentrumsturm steht fest — auch in Heidelberg
und die Wächter werden auf dem Turm bleiben.
Wir kennen keine Verzagtheit, wir kennen keinen Zerfall. Die darauf spekulieren, wer-
den nrorgen an Hand der Wahlrrsultate „ihr blaues Wunder" erleben. Es geht eine
politische Bewegung durch unsere Reihen, es lebt ein Wille zur Entschlossenheit und
zum kühnen Einsatz in uns, der nur mit der Zeit des Kulturkampfes verglichen wer-
den kann.
Der Terror, die Diffamierung unserer echt konservativen, nationalen Gesinnung
hat uns in die vorderste Front gerufen — gerade deswegen, weil man uns unsachlicher
Weise aus der Regierung hinausgedrängt hat.
Wir müssen in die Front, denn Deutschland kann ohne den Katholizismus un-
feine politische Vertretung nicht wieder gesunden. Die Nation droht in Hatz und
Vruderkamps sich in den Abgrund zu stürzen. Der Deutsche versteht seinen Bruder
nicht mehr. Die viel angepriesene „Konzentration", besser gesagt die Exklusivität des
Radikalismus hat Deutschland in seinem außenpolitischen Kamps geschwächt. Nie wird
Einheit werden, nie kann Kraft wachsen und Gesundung einsetzen, wenn nicht die Liebe
zu allen deutschen Schicksalsgenossen — und ein ganzes Heer von ihnen steht partei-
politisch, nicht national, auf der linken Seite — zum obersten Gesetz erhoben wird.
Die nationale Gesinnung kennt keine Parteischranke, sie umschließt alle!
Das heißen wir Politik der Mitte, Politik des Zentrums. Es lastet auf uns eine unab-
lösbare Verantwortung, auf jedem einzelnen Wähler, auf Frau und Mann — nicht
um der Partei, sondern um des deutschen Gesamtwohles willen.
Wir laden dis Außenstehenden ein: werft Eure Stimme nicht für unwirksame
Parteigruppen hinweg, stärkt aus vaterländischer Gesinnung die große und bedeu-
tungsvolle Partei der Sammlung, der Mitte!
Der deutschen Zwietracht mitten ins Herz!
Für die deutsche Volksgemeinschaft von rechts bis links!
Daher die Stimme für die Partei der Versöhnung und des Ausgleichs,
für das deutsche Zentrum!
Heidelberg, den 4. März 1933.
Achtung, vermerken!
Für Kranke und Gebrechliche stehen
am Sonntag ab 10 Uhr vormittags Wagen
Ar Ausübung des Wahlrechtes zur Verfügung.
Meldungen an die Ortsgruppen.
*
Die Mitglieder und Anhänger der
Zentrumspartei treffen sich zur Entgegen-
nahme der Wahlresultate ab 7.30 Uhr in den
bekannten Lokalen.
Die Ortsgruppenvorsitzenden wer-
' -en gebeten, sofort nach Wahlschluß das Re s u l-
»at telefonisch Heidelberg 126 zu geben.
Das Parteisekretariat.
MenMdlmg -er natlonaW. Partei
bei der Polizei
, Wir haben bisher die Sicherheit .gehabt —
Wenigstens in Süddeutschland —, daß die Po-
-Mei Überparteilich organisiert war. Nun ist
dagegen der erste Vorstoß unternommen. Es
M vorgestern eine nationalsozialisti-
sche Fachschaft bei der Polizei gegründet
'worden, d. h. die Gründung wurde in der
.Versammlung erst beschlossen!
Wir fragen: was sagt die badische Regierung
öu dieser Politisierung? Sollen und können
'Uun auch die anderen Wehrorganisationen —
'Badenwacht, Reichsbanner, Eiserne Front —
' M das bisher neutrale Gebiet der Polizei oin-
dringen? Und wie soll dann der Bürger noch
di« Gewißheit haben, nicht parteipoRtisch von
den ihm znm Schutz bestellten Organen behan-
,deU zu werden? Wir erwarten ein« Stellung-
nahme der Regierung.
Der Notruf hat versagt
Zu unserem gestrigen Bericht über den
Vorfall am Kolpinghaus wird uns von der
Polizei mitgeteilt, daß das Notrufzeichen bei
der Polizei nicht angekommen sei. Wie die
Untersuchung durch einen Monteur ergeben
habe, sei im Kolpinghaus wohl das Signal
gezogen und die Plombe verletzt worden, aber
das Alarmsignal sei bei der Polizei nicht aus-
gelöst wurde, weil nicht fest genug gezogen
worden sei. Durch die Verletzung der Plombe
allein setzt sich die Alarmeinrichtüng noch nicht
tn Bewegung.
Wir geben diese Mitteilung zur Beruhi-
gung sämtlicher Inhaber einer Notrufanlage
, und zur Ehrenrettung der Polizei gerne wie-
der. Damit ist eine Erklärung dafür gegeben,
daß erst nach fast einer halben Stunde zwei
Kriminalbeamte kamen, weil diese erst auf
den inzwischen erfolgten Telefonruf erschienen.
Drr MrOimMl im Marz
Die Hellen Stern« -es WinterhimmLls machen
ach schon früh in der Dämmerung bemerkbar.
Kaum hat das Tagesgestirn den Plan verlassen,
w meldet sich Sirius funkelnd im Süden, im
' bNit die Kapella, Orion ist im Begriff gegen
oen Wüsten hinabzusteigen, während von Osten
der das Prächtige Gestirn der beiden Planeten
. -uars und Jupiter seine Fahrt über das Firma-
Uwnt antritt. — Etwa V4 Stunden nach Unter-
§ong der Sonne kann man an dem noch Hellen
westlichen Horizont den Planeten Merkur ent-
oeMn. Dieser hat jetzt' die Zeit seiner besten
E'ichtbavLit während des ganzen Jahres und ist
onrch d«n vorbeiziehenden Mond unschwer zu
' Huden.
X Aufmarsch der Eisernen Front. Die Eiserne
Front veranstaltete geistern .abisnd vom Schwar-
zen Schiff in Neuenheim aus einen Fackelzug
durch Nouenheim, die Pfädelsäcker, an der
Blauen Heimat vorbei nach Handschuhsheim,
wo eine Kundgebung stattfand. Man konnte sich
über die Diszipliniertheit und das frische, ju-
gendliche Element der Teilnehmer des Zuges
von Herzen freuen.
X Achtung — es wird geschossen! Wer nicht
scharf — nur Böllerschüsse künden morgen früh
7 Uhr den „Tag der erwachenden Nation" in
Heidelberg an. So stehts heute in der „Volks- .
Mneinschaft". Also bitte nicht erschrecken. Wir '
wachen um diese Zeit ja doch schon und freuen
uns, daß auch die arideren erwachen! Heil!
X Zusammenstoß in Handschuhsheim. In der
Kurve am Bahnhof Handschuhsheim ereignete
sich gestern nachmittag wieder ein Zusammenstoß.
Ein OpÄ-Personen-Wagen wollte einen Last-
kraftwagen, der einem Handfchuhsheimer Händ-
ler gehört, in dem Augenb'licr überholen, als
dieser von der linken Straßenseite in seine Halle
einbiegen wollte. Die Führerin, sin-e junge Dame
aus Weinheim, hatte .anscheinend den Winker
zu spät gesehen und fuhr in die Flanke des Last-
wagens. Zuschauer hälfen den kleineren Wagen
wieder herausziehen.
X Stadttheater Heidelberg. Der Spielplan
für Samstag und Sonntag weist auf: Samstag
abend 7.45 Uhr als 8. Werbevorstellung „Der
Troubadour", große Oper van Verdi.' Jeder
Besucher erhält die zweite Karte gratis. Sonn-
tag nachm. 3.30 Uhr unwiderruflich letzte große
Gala-Abschieidsvovstellung des Kinder-Zirkus
bei ganz kleinen Preisen, abends 8 Uhr zu er-
mäßigten Preisen „Don Ces ar", Operette
in 3 Akten von R. Dellinger. — Die Morgen-
feier zu Gunsten der Opfer der Neunkirchener
Katastrophe muß wegen der Wahlen verlegt
werden. Um allen Schichten der Bevölkerung
GÄegenheit zu geben, sich an dem Hilsstwerk
für die Opfer der Neunkirchener Katastrophe
zu beteiligen, wird die Feier am Sonntag, den
12. März, vorm. 11.30 Uhr staltfinden. —
„Der Kaufmann von Venedig" mit
Intendant Erwin Hahn in der Rolle des
Sylock geht am Donerstag, den 9. März, im
Abon. B 24, Freitag, den 10. März, im Abon.
C 23 und Dienstag, den 14. März, im Abon.
A 22 in Szene.
X Kath. Deutscher Frauenbund, Iweigverein
Heidelberg. Di« Hausfrauenvereinigung des
K. D. F. veranstaltet am Dienstag und' Mitt-
woch ((7. u. 8. März) unter der Leitung einer
bewährten Fachkraft einen Kursus für Süß-
speisen und Backwaren. Der Kursus findet
jeweils von 8—8 Uhr abends statt. Die Kosten
betragen str^ beide Abende 2 RM.^für Mit-
Anklan'g, den frühere Kurse ähnlicher Art ge-
funden haben, läßt zahlreiche Beteiligung er-
hoffen. Auch erfahrene Hausfrauen werden
daraus Anregung schöpfen. Anmeldungen
nimmt entgegen Frau Ax, Bergstraße 66.
X Vom Odenwaldklub. Die Feuerradwan-
derung des hiesigen Odenwaldklubs nach Brom-
bach, worüber wir einen Vorbericht brachten,
verlief zu allseits größter Zufriedenheit. Die
Natur zeigte sich im Gewand eines frühen
Frühlings. Herrlich« Fernfichten boten sich
den Wanderern dar. Das Brombacher Feuer-
rad selbst sprühte und glühte schöner denn je.
Die Brombacher Jugend sang Lieder, schwang
Fackeln dazu und heulte so entsetzlich, daß alle auch falsche 5 RM.-Stiicke auf, die auf die
winterlichen Dämonen entsetzt entfliehen muß- gleiche Weise und vermutlich in der gleichen
ten. Das Feuer aber diente der Sonne znm Falschmünzerwerkstätte hergestellt wurden.
Opfer und erfleht« Segen und Licht hernieder Die falschen 5 RM.-Stiicke tragen das Miinz-
auf die heimische Scholle. Schon seit Urzeiten Zeichen k und die Jahreszahlen 1928 und
soll in Brombach die Sonnenwende solcherart 1932. Anhaltspunkte, von welcher Falschmün-
gefeiert werden. Ueberle, der 1. Vorsitzende des zerzentrale dieses Falschgeld fortgesetzt in den
Heidelberger Odenwaldklubs, dankt« der Ge- Verkehr gebracht wird, konnten bis jetzt noch
meinde Brombach für die Vorbereitung des nicht gewonnen werden.
- ... . Feuerrads dankte dem Ehepaar Flaig, das die
NlchtMltglieder 3^RM.^ Der^ große Führung der Heidelberger Wanderer übernom-
" """ "" .... — men hatte, und wies hin auf die mannigfal-.
Ligen Vorteile, welche die Gesaimtorganisaition
des Odenwaldklubs allen Mitgliedern bietet.
Flaig erzählte vom germanischen Ursprung der
Odenwälder Feuerräder. Mana musizierte. Bei
Fackelschein wurde nach Hirschhorn gewandert
und von dort mit Autobussen die Heimfahrt
angetreten nach Heidelberg. Die Veranstaltung
war vorzüglich gelungen.
X Heidelberger Kunstverein. Am Sonntag
wird die März-Ausstellung eröffnet. Es sink
vertreten Cuno Ami et und Bolkram
Ant 0 n Scharf. (Siehe Inserat.)
X Schützt die Weidekätzchen! Zu den ersten
Erscheinungen des Frühlings gehören die
Weidenkätzchen. Sie spielen als die wichtig-
sten und ersten Pollenträger im Frühjahr
im Haushalt der Natur eine entscheidende
Rolle als Vienennahrung. Leider fallen sie
unverantwortlicherweise in großen Mengen
menschlichem Zerstörungstrieb zum Opfer.
Dieses Verfahren ist volkswirtschaftlich schäd-
lich und verrät wenig Achtung vor der Natur.
Es ergeht daher an die Oeffentlichkeit die
herzliche und ernste Bitte, sich des Abreißens
oder Abschneidens von Weidenkätzchen im In-
teresse der Allgemeinheit zu enthalten. Unbe-
rechtigtes Abreißen oder Abschneid.^ von
Weidenkätzchen ist zudem strafbar. Der Han-
del mit Weidenkätzchen, auch wenn sie recht-
mäßig erworben sind, ist nur auf Grund von
Ausweisen möglich. Die Polizeibehörden sind
angewiesen, diesen Vorschriften nachdrücklichst
Geltung zu verschaffen. Es darf jedoch gehofft
werden, daß jeder aus eigenem Verantwor-
tungsgefühl ohne behördliche Zwangsmaß-
nahmen ein unzulässiges, naturfchändsndes
und schädliches Abreitzen von Weidenkätzchen
unterläßt.
X Achtung! Falschgeld! Nach Mitteilung
der Landesfalschgeldstelle Karlsruhe kommen
seit Dezember vorigen Jahres in Vaden stän-
dig in größerer Anzahl falsche 2 RM.-Stiicke
mit verschiedenen Münzzeichen und Jahres-
zahlen in Verkehr. Es wurden bis jetzt Münz-
zeichen f? v O und I und die Jahreszahlen
1925, 1926, 1927 und 1931 festgestellt. Das
Falschgeld ist durch Guß aus Silberlegierung
hergestellt, hat ein poröses Aussehen und fällt
hauptsächlich mit seiner unvollkommenen
Randriffelung auf. Zwischenzeitlich kamen
von Peter Anders, dessen Singen einen
.. . , - - - , - j Nufchar
Krummhaar als blonder Pueblo und freute
sich an ihrer süßen Stimm« und der recht for-
schen Art, wie sie ihr ehedem berühmtes: „Gibt's
Sturm herausbrachte. Rasse und Tempera-
ment ging von der Maritana Ly Brühl's
aus. Ihr letztes Duett Mit Anders war einer
der Höhepunkte, natürlich hat sie die Rolle der
roten Zigeunerin auch geistig aufs feinste durch-
geavbeitet. UlrichFriedrich gab die Titel-
rolle, den Bohemien unter den fahrenden Rit-
tern, den zu singen nicht leicht ist, mit gewin-
nenden Manieren. Sehr aktuell klingt es, wenn
Don Fernandez behauptet, in Spanien fei es
nicht leicht, Minister zu sein. Gut, daß H a f s 0
Henning, mit beiden Füßen in der Oper ste-
hend, doch auch in der Operette charakterisieren
kann. Die komischste Rolle, den Archivar, spielte
Erdmann mit ergötzlicher Behäbigkeit. Sollte
er uns nicht ein Couplet vorenthalten haben?
Zu erwähnen noch der würdige und stimmge-
waltige Alealde W 0 l fgan g E t ter e rs und
als Gegenstück die KarrMatur des Alert-a, mit
der Heinz Evelt die Lacher auf seiner Seite
hatte, schließlich noch die Donna Uraca von
Aenne Hoch Huth, die entsa gungsvoll eine
häßliche Alte pavstellen sollte.
Es gab Wiederholungen, wie sie in diesem
Ausmaß sonst nicht begehrt werden. Das Flui-
dum der guten alten Operette war ans das zu-
lfripdenstellend besetzte Haus übergesprungen. U.
Ein anderes Phänomen, das gleichfalls
westlichen Horizont kurz nacb Einbruch
Dunkelheit dem aufmerksamen Beobachter nicht
entgehen kann, ist das sogenannte Tierkreislicht.
Steil und etwas nach links geneigt erhebt es
sich über dem Horizont als ein schwacher Licht-
kegel in Richtung des Tierkreises bis edwa zu
den Sternen des Widders. Eine ungeheure
Menge kosmischer Staubteilchen oder auch Me-
teorsteinchen, die einen riesigen linsenförmigen
Raum um die Sonne herum ausfüllen, reflek-
tiert das Sonnenlicht und verursacht auf diese
Weise jenen zarten Lichtschein, der uns im Früh-
jahr am Abendhimmel, im Herbst am Morgen-
himmel als Tierkreis- oder Zodiakallicht in Er-
icheinung tritt.
Ein Paar Stunden spc
strahlen Jupiter und M> ,
Sternen des Löwen, in den Höhen des Güdhim-
mels. Mars, im Maximum seiner Helligkeit, wird
sich im Laufe des Monats immer mehr dem
Hauptstern des Löwen, Regulus, nähern. Semer
Opposition zur Sonne am 1. März, wie auch
derjenigen des Jupiter am 9. März zufolge, sind
beide Wandelsterne die ganze Nacht über sicht-
bar. — Im Osten erscheint das Sternbild der
Jungfrau mit der Hellen Spika als neues Bild
am abendlichen Himmel. Zu unseren Häupten
leuchten die Sterne des Großen Bären. Tief im
Nordoften flackert die Wega, über ihr in halber
Höhe steht der Kopf des Drachen. Die Helle Ka-
pella hat bereits den Zenit verlassen; unter ihr
im Nordwesten leuchten aus dem Schleier der
Milchstraße die Sterne des Perseus, zur anderen
Seite senken sich die Zwillinge, Kastor und
Pollux, vou der Höhe des Himmelsgewölbes
langsam gegen den Westen hinab. Sie folgen in
ihrer Bahn dem Sternbild des Stieres, das mit
der kleinen Schar der Plejaden schon fast in den
Dünsten des Horizontes erloschen ist. Auch der
große Orion neigt sich merklich gegen den Hori-
zont und Sirius, der Hundsstern, weilt nur noch
kurze Zeit im Südwesten. — So will die Pracht
der Winterbilder das Firmament verlassen —>
die ersten Anzeichen des kommenden Frühlings.
Von den Planeten, die noch keine Erwäh-
nung gefunden halben, find zu nennen die Venus
und der Saturn. Da beide zu nahe der Sonne
stehen, können sie kaum beobachtet ^werden. In
seinem Laufe um die Erde gelangt der Mond
des öfteren in unmittelbare Nachbarschaft schöner
Heller Sterne öder Planeten, so z. B. am 4. März
bei Aldebaran, am 7. bei Pollux, am 10.—11.
bei Regulus und Mars, am 12. bei Jupiter, am
13.—14. bei Sika, am 17. bei Antares im Skor-
pion, am 22. bei Saturn und am 30.—31. wie-
der bei Aldebaran.
HeiäelberL nd«r s dessen Sin«
rst pch steigernden Genuß bedeutet, sah N
„von Lessi'"
Wer von der jetzigen Generation kennt den
Komponisten R. Dellinger und sein Mei-
sterwerk, di« Operette D 0 nCes,ar ? Wohl nur
.'^hr wenige Theaterbesucher, zumal in tzeidel-
wo diese Operette ein Dutzend von Jahren
W vermissen war. Mer wir Aelteren hören
Ms Wort Don Cefar wie einen ZaüberNang aus
"Mangeneu Tagen und freuen uns, das
'/Komm' herab, 0 Madonna Theresa", das stolze
med d«s Grafen von Jrun, das Gebet des Pagen
Puebbo oder das Duett „Und wär' ich König
«uf dem Throne" wieder einmal zu genießen,
roreilich können wir dabei auch wieder abmessen,
> w>« kläglich die Operette des Tages herunterge-
onnnen ist, so daß auch die bühnenlbeherrlschen-
Komponisten nichts schreiben können, was
ih an Wert und Witz nur annähernd mit die-
,sstn Spätling der klassischen Operette messen
wjnte. Dabei hat Don Cefar eine Handlung
MfMweisen, welch« der Musik nichts nachgib:
als bestes spannendes Lustspiel zu werten ist.
Für di« Neu-Einftudierung war viel, wenn
E^ch nicht Alles, geschehen. Herr T 0 pitz hatte
,l>rn musikalischen Teil gründlich vorbereitet nutz
M nicht dafür verantwortlich, wenn man Hm
mcht folgte. Für die Chöre und Massenszenen
M.te Richard Erdmann viele Köpf« und
wurmen aufgeboten!, so daß es eindrucksvolle,
wir nicht immer homogene Bilder und Klang-
wirkungen gab.
Da Don Cefar der komischen Oper nahe steht,
Uatte man deren Stimmen beigezogen und ?o
wy man als König die anziehende PepsvnlichTeit
„PfSlzer Bote" Heidelberg — Samstag, den 4. März 1933
Seik S
Eits-t und Umgebung Aus, zm uivrmeu Entscheidung!
Gehst du zum Wendschoppen aus
Komm auch mal ins Kolpinghaus!
äter, um 22 Uhr etwa,
kars, umgeben von den
am
der
Noch einige Bemerkungen zum Wahlgeschäft: Möglichst in den Vor-
mittagsstunden wählen! Keine Aengstlichleit: für die persönliche Sicherheit isst volle
Garantie gewährleistet.
Bei irgendwelchen Wünschen wird das Sekretariat der Partei — Telefonruf 126
und 127 — sofort das Nötige veranlassen.
Man möge die Wahlkarte oder sonstige Ausweispapiere nicht vergessen!
Wahlzeit ist in der Stadt von 9—18 Uhr.
Wühlt Liste 4!
Heidelberg, den 4. März 1933.
Wir wissen, daß in unseren Reihen alle Mann an Bord sein werden am morgigen
Sonntag. Keiner wird fehlen; dafür ist uns die imposante Wahlkundgebung am Don-
nerstag abend in der Stadthalle, wo unser Führer Ioosmit staatspolitischer Klugheit
und unbezwinglicher Festigkeit das Ideal wahrer christlicher Politik vor Augen stellte,
ein sicherer Beweis. Wir werden als Partei der Ruhe und Ordnung siegreich aus dem
Kampf hervorgehen. Darüber sind sich heute auch schon unsere Gegner klar.
Hitler selber hat es ja einem der Unsrigen bestätigt, daß wir unüberwindlich
sind, weil wir unsere Wurzeln im Volke haben, weil wir aus dem unwandelbaren
religiösen Glauben leben und wirken.
Der Zentrumsturm steht fest — auch in Heidelberg
und die Wächter werden auf dem Turm bleiben.
Wir kennen keine Verzagtheit, wir kennen keinen Zerfall. Die darauf spekulieren, wer-
den nrorgen an Hand der Wahlrrsultate „ihr blaues Wunder" erleben. Es geht eine
politische Bewegung durch unsere Reihen, es lebt ein Wille zur Entschlossenheit und
zum kühnen Einsatz in uns, der nur mit der Zeit des Kulturkampfes verglichen wer-
den kann.
Der Terror, die Diffamierung unserer echt konservativen, nationalen Gesinnung
hat uns in die vorderste Front gerufen — gerade deswegen, weil man uns unsachlicher
Weise aus der Regierung hinausgedrängt hat.
Wir müssen in die Front, denn Deutschland kann ohne den Katholizismus un-
feine politische Vertretung nicht wieder gesunden. Die Nation droht in Hatz und
Vruderkamps sich in den Abgrund zu stürzen. Der Deutsche versteht seinen Bruder
nicht mehr. Die viel angepriesene „Konzentration", besser gesagt die Exklusivität des
Radikalismus hat Deutschland in seinem außenpolitischen Kamps geschwächt. Nie wird
Einheit werden, nie kann Kraft wachsen und Gesundung einsetzen, wenn nicht die Liebe
zu allen deutschen Schicksalsgenossen — und ein ganzes Heer von ihnen steht partei-
politisch, nicht national, auf der linken Seite — zum obersten Gesetz erhoben wird.
Die nationale Gesinnung kennt keine Parteischranke, sie umschließt alle!
Das heißen wir Politik der Mitte, Politik des Zentrums. Es lastet auf uns eine unab-
lösbare Verantwortung, auf jedem einzelnen Wähler, auf Frau und Mann — nicht
um der Partei, sondern um des deutschen Gesamtwohles willen.
Wir laden dis Außenstehenden ein: werft Eure Stimme nicht für unwirksame
Parteigruppen hinweg, stärkt aus vaterländischer Gesinnung die große und bedeu-
tungsvolle Partei der Sammlung, der Mitte!
Der deutschen Zwietracht mitten ins Herz!
Für die deutsche Volksgemeinschaft von rechts bis links!
Daher die Stimme für die Partei der Versöhnung und des Ausgleichs,
für das deutsche Zentrum!
Heidelberg, den 4. März 1933.
Achtung, vermerken!
Für Kranke und Gebrechliche stehen
am Sonntag ab 10 Uhr vormittags Wagen
Ar Ausübung des Wahlrechtes zur Verfügung.
Meldungen an die Ortsgruppen.
*
Die Mitglieder und Anhänger der
Zentrumspartei treffen sich zur Entgegen-
nahme der Wahlresultate ab 7.30 Uhr in den
bekannten Lokalen.
Die Ortsgruppenvorsitzenden wer-
' -en gebeten, sofort nach Wahlschluß das Re s u l-
»at telefonisch Heidelberg 126 zu geben.
Das Parteisekretariat.
MenMdlmg -er natlonaW. Partei
bei der Polizei
, Wir haben bisher die Sicherheit .gehabt —
Wenigstens in Süddeutschland —, daß die Po-
-Mei Überparteilich organisiert war. Nun ist
dagegen der erste Vorstoß unternommen. Es
M vorgestern eine nationalsozialisti-
sche Fachschaft bei der Polizei gegründet
'worden, d. h. die Gründung wurde in der
.Versammlung erst beschlossen!
Wir fragen: was sagt die badische Regierung
öu dieser Politisierung? Sollen und können
'Uun auch die anderen Wehrorganisationen —
'Badenwacht, Reichsbanner, Eiserne Front —
' M das bisher neutrale Gebiet der Polizei oin-
dringen? Und wie soll dann der Bürger noch
di« Gewißheit haben, nicht parteipoRtisch von
den ihm znm Schutz bestellten Organen behan-
,deU zu werden? Wir erwarten ein« Stellung-
nahme der Regierung.
Der Notruf hat versagt
Zu unserem gestrigen Bericht über den
Vorfall am Kolpinghaus wird uns von der
Polizei mitgeteilt, daß das Notrufzeichen bei
der Polizei nicht angekommen sei. Wie die
Untersuchung durch einen Monteur ergeben
habe, sei im Kolpinghaus wohl das Signal
gezogen und die Plombe verletzt worden, aber
das Alarmsignal sei bei der Polizei nicht aus-
gelöst wurde, weil nicht fest genug gezogen
worden sei. Durch die Verletzung der Plombe
allein setzt sich die Alarmeinrichtüng noch nicht
tn Bewegung.
Wir geben diese Mitteilung zur Beruhi-
gung sämtlicher Inhaber einer Notrufanlage
, und zur Ehrenrettung der Polizei gerne wie-
der. Damit ist eine Erklärung dafür gegeben,
daß erst nach fast einer halben Stunde zwei
Kriminalbeamte kamen, weil diese erst auf
den inzwischen erfolgten Telefonruf erschienen.
Drr MrOimMl im Marz
Die Hellen Stern« -es WinterhimmLls machen
ach schon früh in der Dämmerung bemerkbar.
Kaum hat das Tagesgestirn den Plan verlassen,
w meldet sich Sirius funkelnd im Süden, im
' bNit die Kapella, Orion ist im Begriff gegen
oen Wüsten hinabzusteigen, während von Osten
der das Prächtige Gestirn der beiden Planeten
. -uars und Jupiter seine Fahrt über das Firma-
Uwnt antritt. — Etwa V4 Stunden nach Unter-
§ong der Sonne kann man an dem noch Hellen
westlichen Horizont den Planeten Merkur ent-
oeMn. Dieser hat jetzt' die Zeit seiner besten
E'ichtbavLit während des ganzen Jahres und ist
onrch d«n vorbeiziehenden Mond unschwer zu
' Huden.
X Aufmarsch der Eisernen Front. Die Eiserne
Front veranstaltete geistern .abisnd vom Schwar-
zen Schiff in Neuenheim aus einen Fackelzug
durch Nouenheim, die Pfädelsäcker, an der
Blauen Heimat vorbei nach Handschuhsheim,
wo eine Kundgebung stattfand. Man konnte sich
über die Diszipliniertheit und das frische, ju-
gendliche Element der Teilnehmer des Zuges
von Herzen freuen.
X Achtung — es wird geschossen! Wer nicht
scharf — nur Böllerschüsse künden morgen früh
7 Uhr den „Tag der erwachenden Nation" in
Heidelberg an. So stehts heute in der „Volks- .
Mneinschaft". Also bitte nicht erschrecken. Wir '
wachen um diese Zeit ja doch schon und freuen
uns, daß auch die arideren erwachen! Heil!
X Zusammenstoß in Handschuhsheim. In der
Kurve am Bahnhof Handschuhsheim ereignete
sich gestern nachmittag wieder ein Zusammenstoß.
Ein OpÄ-Personen-Wagen wollte einen Last-
kraftwagen, der einem Handfchuhsheimer Händ-
ler gehört, in dem Augenb'licr überholen, als
dieser von der linken Straßenseite in seine Halle
einbiegen wollte. Die Führerin, sin-e junge Dame
aus Weinheim, hatte .anscheinend den Winker
zu spät gesehen und fuhr in die Flanke des Last-
wagens. Zuschauer hälfen den kleineren Wagen
wieder herausziehen.
X Stadttheater Heidelberg. Der Spielplan
für Samstag und Sonntag weist auf: Samstag
abend 7.45 Uhr als 8. Werbevorstellung „Der
Troubadour", große Oper van Verdi.' Jeder
Besucher erhält die zweite Karte gratis. Sonn-
tag nachm. 3.30 Uhr unwiderruflich letzte große
Gala-Abschieidsvovstellung des Kinder-Zirkus
bei ganz kleinen Preisen, abends 8 Uhr zu er-
mäßigten Preisen „Don Ces ar", Operette
in 3 Akten von R. Dellinger. — Die Morgen-
feier zu Gunsten der Opfer der Neunkirchener
Katastrophe muß wegen der Wahlen verlegt
werden. Um allen Schichten der Bevölkerung
GÄegenheit zu geben, sich an dem Hilsstwerk
für die Opfer der Neunkirchener Katastrophe
zu beteiligen, wird die Feier am Sonntag, den
12. März, vorm. 11.30 Uhr staltfinden. —
„Der Kaufmann von Venedig" mit
Intendant Erwin Hahn in der Rolle des
Sylock geht am Donerstag, den 9. März, im
Abon. B 24, Freitag, den 10. März, im Abon.
C 23 und Dienstag, den 14. März, im Abon.
A 22 in Szene.
X Kath. Deutscher Frauenbund, Iweigverein
Heidelberg. Di« Hausfrauenvereinigung des
K. D. F. veranstaltet am Dienstag und' Mitt-
woch ((7. u. 8. März) unter der Leitung einer
bewährten Fachkraft einen Kursus für Süß-
speisen und Backwaren. Der Kursus findet
jeweils von 8—8 Uhr abends statt. Die Kosten
betragen str^ beide Abende 2 RM.^für Mit-
Anklan'g, den frühere Kurse ähnlicher Art ge-
funden haben, läßt zahlreiche Beteiligung er-
hoffen. Auch erfahrene Hausfrauen werden
daraus Anregung schöpfen. Anmeldungen
nimmt entgegen Frau Ax, Bergstraße 66.
X Vom Odenwaldklub. Die Feuerradwan-
derung des hiesigen Odenwaldklubs nach Brom-
bach, worüber wir einen Vorbericht brachten,
verlief zu allseits größter Zufriedenheit. Die
Natur zeigte sich im Gewand eines frühen
Frühlings. Herrlich« Fernfichten boten sich
den Wanderern dar. Das Brombacher Feuer-
rad selbst sprühte und glühte schöner denn je.
Die Brombacher Jugend sang Lieder, schwang
Fackeln dazu und heulte so entsetzlich, daß alle auch falsche 5 RM.-Stiicke auf, die auf die
winterlichen Dämonen entsetzt entfliehen muß- gleiche Weise und vermutlich in der gleichen
ten. Das Feuer aber diente der Sonne znm Falschmünzerwerkstätte hergestellt wurden.
Opfer und erfleht« Segen und Licht hernieder Die falschen 5 RM.-Stiicke tragen das Miinz-
auf die heimische Scholle. Schon seit Urzeiten Zeichen k und die Jahreszahlen 1928 und
soll in Brombach die Sonnenwende solcherart 1932. Anhaltspunkte, von welcher Falschmün-
gefeiert werden. Ueberle, der 1. Vorsitzende des zerzentrale dieses Falschgeld fortgesetzt in den
Heidelberger Odenwaldklubs, dankt« der Ge- Verkehr gebracht wird, konnten bis jetzt noch
meinde Brombach für die Vorbereitung des nicht gewonnen werden.
- ... . Feuerrads dankte dem Ehepaar Flaig, das die
NlchtMltglieder 3^RM.^ Der^ große Führung der Heidelberger Wanderer übernom-
" """ "" .... — men hatte, und wies hin auf die mannigfal-.
Ligen Vorteile, welche die Gesaimtorganisaition
des Odenwaldklubs allen Mitgliedern bietet.
Flaig erzählte vom germanischen Ursprung der
Odenwälder Feuerräder. Mana musizierte. Bei
Fackelschein wurde nach Hirschhorn gewandert
und von dort mit Autobussen die Heimfahrt
angetreten nach Heidelberg. Die Veranstaltung
war vorzüglich gelungen.
X Heidelberger Kunstverein. Am Sonntag
wird die März-Ausstellung eröffnet. Es sink
vertreten Cuno Ami et und Bolkram
Ant 0 n Scharf. (Siehe Inserat.)
X Schützt die Weidekätzchen! Zu den ersten
Erscheinungen des Frühlings gehören die
Weidenkätzchen. Sie spielen als die wichtig-
sten und ersten Pollenträger im Frühjahr
im Haushalt der Natur eine entscheidende
Rolle als Vienennahrung. Leider fallen sie
unverantwortlicherweise in großen Mengen
menschlichem Zerstörungstrieb zum Opfer.
Dieses Verfahren ist volkswirtschaftlich schäd-
lich und verrät wenig Achtung vor der Natur.
Es ergeht daher an die Oeffentlichkeit die
herzliche und ernste Bitte, sich des Abreißens
oder Abschneidens von Weidenkätzchen im In-
teresse der Allgemeinheit zu enthalten. Unbe-
rechtigtes Abreißen oder Abschneid.^ von
Weidenkätzchen ist zudem strafbar. Der Han-
del mit Weidenkätzchen, auch wenn sie recht-
mäßig erworben sind, ist nur auf Grund von
Ausweisen möglich. Die Polizeibehörden sind
angewiesen, diesen Vorschriften nachdrücklichst
Geltung zu verschaffen. Es darf jedoch gehofft
werden, daß jeder aus eigenem Verantwor-
tungsgefühl ohne behördliche Zwangsmaß-
nahmen ein unzulässiges, naturfchändsndes
und schädliches Abreitzen von Weidenkätzchen
unterläßt.
X Achtung! Falschgeld! Nach Mitteilung
der Landesfalschgeldstelle Karlsruhe kommen
seit Dezember vorigen Jahres in Vaden stän-
dig in größerer Anzahl falsche 2 RM.-Stiicke
mit verschiedenen Münzzeichen und Jahres-
zahlen in Verkehr. Es wurden bis jetzt Münz-
zeichen f? v O und I und die Jahreszahlen
1925, 1926, 1927 und 1931 festgestellt. Das
Falschgeld ist durch Guß aus Silberlegierung
hergestellt, hat ein poröses Aussehen und fällt
hauptsächlich mit seiner unvollkommenen
Randriffelung auf. Zwischenzeitlich kamen
von Peter Anders, dessen Singen einen
.. . , - - - , - j Nufchar
Krummhaar als blonder Pueblo und freute
sich an ihrer süßen Stimm« und der recht for-
schen Art, wie sie ihr ehedem berühmtes: „Gibt's
Sturm herausbrachte. Rasse und Tempera-
ment ging von der Maritana Ly Brühl's
aus. Ihr letztes Duett Mit Anders war einer
der Höhepunkte, natürlich hat sie die Rolle der
roten Zigeunerin auch geistig aufs feinste durch-
geavbeitet. UlrichFriedrich gab die Titel-
rolle, den Bohemien unter den fahrenden Rit-
tern, den zu singen nicht leicht ist, mit gewin-
nenden Manieren. Sehr aktuell klingt es, wenn
Don Fernandez behauptet, in Spanien fei es
nicht leicht, Minister zu sein. Gut, daß H a f s 0
Henning, mit beiden Füßen in der Oper ste-
hend, doch auch in der Operette charakterisieren
kann. Die komischste Rolle, den Archivar, spielte
Erdmann mit ergötzlicher Behäbigkeit. Sollte
er uns nicht ein Couplet vorenthalten haben?
Zu erwähnen noch der würdige und stimmge-
waltige Alealde W 0 l fgan g E t ter e rs und
als Gegenstück die KarrMatur des Alert-a, mit
der Heinz Evelt die Lacher auf seiner Seite
hatte, schließlich noch die Donna Uraca von
Aenne Hoch Huth, die entsa gungsvoll eine
häßliche Alte pavstellen sollte.
Es gab Wiederholungen, wie sie in diesem
Ausmaß sonst nicht begehrt werden. Das Flui-
dum der guten alten Operette war ans das zu-
lfripdenstellend besetzte Haus übergesprungen. U.
Ein anderes Phänomen, das gleichfalls
westlichen Horizont kurz nacb Einbruch
Dunkelheit dem aufmerksamen Beobachter nicht
entgehen kann, ist das sogenannte Tierkreislicht.
Steil und etwas nach links geneigt erhebt es
sich über dem Horizont als ein schwacher Licht-
kegel in Richtung des Tierkreises bis edwa zu
den Sternen des Widders. Eine ungeheure
Menge kosmischer Staubteilchen oder auch Me-
teorsteinchen, die einen riesigen linsenförmigen
Raum um die Sonne herum ausfüllen, reflek-
tiert das Sonnenlicht und verursacht auf diese
Weise jenen zarten Lichtschein, der uns im Früh-
jahr am Abendhimmel, im Herbst am Morgen-
himmel als Tierkreis- oder Zodiakallicht in Er-
icheinung tritt.
Ein Paar Stunden spc
strahlen Jupiter und M> ,
Sternen des Löwen, in den Höhen des Güdhim-
mels. Mars, im Maximum seiner Helligkeit, wird
sich im Laufe des Monats immer mehr dem
Hauptstern des Löwen, Regulus, nähern. Semer
Opposition zur Sonne am 1. März, wie auch
derjenigen des Jupiter am 9. März zufolge, sind
beide Wandelsterne die ganze Nacht über sicht-
bar. — Im Osten erscheint das Sternbild der
Jungfrau mit der Hellen Spika als neues Bild
am abendlichen Himmel. Zu unseren Häupten
leuchten die Sterne des Großen Bären. Tief im
Nordoften flackert die Wega, über ihr in halber
Höhe steht der Kopf des Drachen. Die Helle Ka-
pella hat bereits den Zenit verlassen; unter ihr
im Nordwesten leuchten aus dem Schleier der
Milchstraße die Sterne des Perseus, zur anderen
Seite senken sich die Zwillinge, Kastor und
Pollux, vou der Höhe des Himmelsgewölbes
langsam gegen den Westen hinab. Sie folgen in
ihrer Bahn dem Sternbild des Stieres, das mit
der kleinen Schar der Plejaden schon fast in den
Dünsten des Horizontes erloschen ist. Auch der
große Orion neigt sich merklich gegen den Hori-
zont und Sirius, der Hundsstern, weilt nur noch
kurze Zeit im Südwesten. — So will die Pracht
der Winterbilder das Firmament verlassen —>
die ersten Anzeichen des kommenden Frühlings.
Von den Planeten, die noch keine Erwäh-
nung gefunden halben, find zu nennen die Venus
und der Saturn. Da beide zu nahe der Sonne
stehen, können sie kaum beobachtet ^werden. In
seinem Laufe um die Erde gelangt der Mond
des öfteren in unmittelbare Nachbarschaft schöner
Heller Sterne öder Planeten, so z. B. am 4. März
bei Aldebaran, am 7. bei Pollux, am 10.—11.
bei Regulus und Mars, am 12. bei Jupiter, am
13.—14. bei Sika, am 17. bei Antares im Skor-
pion, am 22. bei Saturn und am 30.—31. wie-
der bei Aldebaran.
HeiäelberL nd«r s dessen Sin«
rst pch steigernden Genuß bedeutet, sah N
„von Lessi'"
Wer von der jetzigen Generation kennt den
Komponisten R. Dellinger und sein Mei-
sterwerk, di« Operette D 0 nCes,ar ? Wohl nur
.'^hr wenige Theaterbesucher, zumal in tzeidel-
wo diese Operette ein Dutzend von Jahren
W vermissen war. Mer wir Aelteren hören
Ms Wort Don Cefar wie einen ZaüberNang aus
"Mangeneu Tagen und freuen uns, das
'/Komm' herab, 0 Madonna Theresa", das stolze
med d«s Grafen von Jrun, das Gebet des Pagen
Puebbo oder das Duett „Und wär' ich König
«uf dem Throne" wieder einmal zu genießen,
roreilich können wir dabei auch wieder abmessen,
> w>« kläglich die Operette des Tages herunterge-
onnnen ist, so daß auch die bühnenlbeherrlschen-
Komponisten nichts schreiben können, was
ih an Wert und Witz nur annähernd mit die-
,sstn Spätling der klassischen Operette messen
wjnte. Dabei hat Don Cefar eine Handlung
MfMweisen, welch« der Musik nichts nachgib:
als bestes spannendes Lustspiel zu werten ist.
Für di« Neu-Einftudierung war viel, wenn
E^ch nicht Alles, geschehen. Herr T 0 pitz hatte
,l>rn musikalischen Teil gründlich vorbereitet nutz
M nicht dafür verantwortlich, wenn man Hm
mcht folgte. Für die Chöre und Massenszenen
M.te Richard Erdmann viele Köpf« und
wurmen aufgeboten!, so daß es eindrucksvolle,
wir nicht immer homogene Bilder und Klang-
wirkungen gab.
Da Don Cefar der komischen Oper nahe steht,
Uatte man deren Stimmen beigezogen und ?o
wy man als König die anziehende PepsvnlichTeit