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„Pfälzer Bote" Heidelberg -Mittwoch, den 8. MÄrz 1988
Ms. VS
MM und Herrn
Sm die Erhöhung des rabnttvntiments
Die Stellungnahme der badischen Tabakbauvereine
Zu der Frage einer Erhöhung der Anbau-
fläche für Tabak nimmt jetzt der Landesver-
band badischer Tabakvereine ausführlich Stel-
lung, wobei er auf die Verhandlungen, die
am 21. Februar vor dem Reichswirtschafts-
ministerium im Beisein von Vertretern des
badischen und bayerischen Tabakbauver-
bandes sowie der Tabakbau treibenden Län-
der Preußen, Hessen und Württemberg ge-
führt wurden, eingeht. Hiernach vertrat der
Deutsche Tabakbauverband den Standpunkt,
daß der deutsche Tabakbau sehr wohl in
der Lage ist, im Jahr 1933 eine beacht-
liche Erhöhung der Anbaufläche vorzunehmen,
aber nur unter der Voraussetzung, daß für
die vergrößerte Ernte an inländischem Roh-
tabak eine entsprechende Absatzsicherung
seitens der Reichsregierung gewährlei-
stet wird. Wenn eine Absatzsicherung nicht
gegeben werde, sehe der Deutsche Tabakbau-
verband einer über 5 Prozent hinausgehenden
Vergrößerung der Anbaufläche nur mit gro-
ßer Sorge entgegen. Auch die süddeut-
schen Landwirtschaftskammern traten für
eine Vergrößerung der Anbaufläche ein. Der
Präsident der Badischen Landwirtschaftskam-
mer verlangte für Baden eine mindestens 10-
prozentige, besser noch 20prozentigeEr-
weiterung.
In der Aussprache konnte sich die Regie-
rung zur Gewährung einer Absatzversicherüng
vorerst nicht bereit erklären, hinsicht-
lich der Erhöhung des Einfuhrzolls für aus-
ländische Tabakrippen und Tabakstengel wur-
den weitestgehende Unterstützung zugesagt. Zu-
sammenfassend kann gesagt werden: Der
Reichsernährungs- und Landwirtschaftsmini-
ster wird im Benehmen mit dem Reichs-
sinanzminister für das Anbaujahr 1933 eine
Vergrößerung der Anbaufläche anordnen,
deren endgültige Wahl allerdings
heute noch nicht durch reichsgesetzliche Verord-
nung bekanntgegeben ist. Man sprach von
ungefähr 10 000 Hektar Mooranbaufläche, d.
h. einer lOproz. Vergrößerung. Allerdings
sollen nicht 10 Proz. auf die Länder verteilt
werden, sondern nur 8 Proz., doch auch diese
Zahl steht heute noch nicht einwandfrei fest,
Die restlichen 2 Prozent sollen zum Härteaus-
gleich in den Ländern Württemberg und
Preußen Verwendung finden, da diese Länder
bei der erstmaligen Kontingentierung 1931
etwas schlecht weggekommen sind.
In einer am 28. Februar stattgehabten
weiteren Sitzung verlangten die Vertreter
des Deutschen Tabakbauverbandes eine Er-
höhung des Rippenzolles von 13 RM. aus
1000 RM. je 100 Kilo. Nach längerer und
z. T. lebhaften Aussprache wurde die Rippen-
zollerhöhung abgelehnt.
Der Deutsche und der Badische Tabakbau-
verein seien sich darin einig, so wird erklärt,
das eine Erhöhung der Anbaufläche nur zu-
gunsten der Erzeugung eines qualitativ
wertvollen Tabaks dienen darf. Man werde
bestrebt sein, daß die Verteilung, die durch das
Badische Ministerium des Innern nach An-
hörung des Landesverbandes mit gesetzlicher
Kraft auf Grund der Verordnung der Reichs-
regierung erfolgt, so gerecht wie nur möglich
durchgeführt werde.
Feuer im Dorf
GroW Anwesen abgebrannt
Langenalb (Amt Wor beim), 7. März. Hier
ertönte heute nacht gegmi 1.30 Uhr Feuer-
a l a r m. In dem Anwesen des Landwirts Karl
Weidner war aus noch unbekannter Ursache
ein Brand ausgebrochen, dem binnen kurzer Zeit
das q roßeDo P P e l w ohnh n u s u n d d e
Oekono m iege b ä u d e zum Opfer fielen.
Bon den Fahrnissen und Vorräten war nichts
mehr zn retten. Das Vieh konnte noch rechtzei-
tig in Sicherheit gebracht werden. Durch den
Brand ist auch die Familie des Ratschreibers
Friedrich Weber obdachlos geworden. Der
Gebaudeschäden wird ans etwa 12 000 RM. ge-
schätzt, der Fahrnisschaden ebenfalls auf rund
12 000 RM.
MmUMMg aas mMiWn
AmLM?
Ellmendingen (Amt Pforzheim), 7. März.
Heute nacht gegen halb 3 Uhr ist hier das Hans
des Fritz Hauber, Inhaber einer mechanischen
Werkstätte mit Tankstelle, niedergÄrannt. Hau-
ber ist ein Führer der hiesigen Nationalsoziali-
sten. . Man vermutet nun einen Politischen
Racheakt, da mit großer Wahrscheinlichkeit
Brandstiftung angenommen wird. Das
Feuer ist nach 2 Ühr ausgebrochen, zur selben
Zeit, als es gerade auch im benachbarten Lan-
genalb brannte.
Die hiesigen Gendarmeriebeamten, die eben
auf dem Weg nach Langenalb waren, bemerkten
als erste den Brand bei Hanber und weckten die
Familie, die in tiefem Schlaf lag. Da das Trep-
penhaus schon brannte, konnten sich die Insassen
nur noch unter großer Gefahr retten. Die Orts-
feuerwehr ward bald zur Stelle und konnte dem
Brand Einhalt gebieten. Abgebrannt ist nur das
obere Stockwerk. Der Geschäftsraum und der
Laden sind nicht beschädigt. Noch in der Nacht
wurden die Ermittlungen nach der Brandurfache
unter Leitung des LandvatZ Weng aus Pforz-
heim ausgenommen.
CchMnftim in Karölwim
Hardheim (Amt Buchen), 7. März. Am
Sonntag morgen wurden die hiesigen Einwoh-
ner durch Feueralarm aus dem Schlafe ge-
schreckt. In der O elmühIe war Feuer aus-
gebrochen, das die MahAnühle, das Wohnhaus
und einen Anbau in kurzer Zeit vernichtete.
Der Feuerwehr, die alsbald am Brandplatze
eintraf, gelang es unter großer Mühe, das
Weitergresten des verheerenden Elements auf
das Sägewerk zu verhüten und dadurch grö-
ßeren Schaden abzuwenden. Ueiber die Brand-
ursache ist nichts bekannt.
Sauldorf (A. Meßkirch), 8. März. In der
Nacht zum Dienstag gegen halb 3 Uhr brach
in dem alleinstehenden Anwesen des Land-
wirts und Schweiuehändlers Joseph Mühl-
herr Feuer aus, dem Scheuer Stallung und
angebante Hölzremise zum Opfer fielen. Das
Wohnhaus konnte durch tatkräftiges Eingreifen
der Sauldorfer Feuerwehr gerettet werden. Es
hat jedoch durch Wasserschäden schwer gelitten.
Verbrannt ist das gesamte landwirtschaftliche
Inventar. Das Vieh konnte gerettet werden.
Nach Lage der Dinge muß Brandstif-
tung angenommen werden. Der ungerichtete
Schaden dürfte etwa 15 000 RM. betragen.
Fürstenbrrg, Amt Donaueschingen, 7. März.
Das Anwesen des Landwirts Emil Preis
wurde durch Feuer schwer beschädigt. Das Bich
konnte gerettet werden. Man vermutet auch
hier Brandstiftung.
ZMNWW mlt 2W zentnrr
ZMWstvN
Kirchheimbolanden, 7. März. Die hiesigen
Nordpfälzischen Hartsteinwerie führten am
Samstag nachmittag in ihrem Stembruch im
W i n ke l b a ch t a l, nahe am Rothenkircher-
hof, dem fvüher so bedeutenden Kloster, eine
Ateiusprengung durch,
welche wohl die größte bisher durchge-
flthrte Sprengung in Deutschland hinsicht-
ilch Sprengstofflademenge und Gesteins-
anfall gewesen sein wird.
10100 Kilogramm brisanter Sprengstoff war
in 8 Sprengkammern bei 2 Kammerminenla-
gern aufgespeichert und löste gegen 3 0 0000
Tonnen Gestein aus. Die Bruchwand-
länge mißt 112 Meter, bei einer durchschnitt-
lichen Höhe von 50 Meter und einer Tiefe von
25 Meter. Die Zündung erfolgte elektrisch.
Die gewaltige Sprengung stand unter der
Leitung von Ingenieur Walk von der
Sprengstoff-Verkaufsgesellschaft in München
und verlief bei durchschlagendem Erfolg ohne
eben Zwischenfall.
Das Gelände war im ganzen Umkreis ge-
sperrt und obwohl der Termin der Sprengung
nicht allgemein bekannt war, hatte sich doch
eine große Zuschauermenge eingefunden.
Das Geophysikalische Institut der Universi-
tät Göttingen hat die Erdevschütterungswellen
der Sprengung zu Studienzwecken mit den
feinsten Seismographen erfolgreich registriert.
AM-AWWlirg in 58 Mimten
Ulm, 7. März. Im nächsten Sommerfahr-
llan ist bereits eine Usberstcht über die neue
'lektrische Strecke Ulm—Augsburg vorgesehen.
Fm Sommer wird man nämlich von Mün-
hen bis Ulm elektrisch' fahren können. Das
bat natürlich wesentliche Erleichte-
rungen im Fährbetrieb zur Folge.
Vor allem wird der elektrische Betrieb eine
vcseMiche Zeitersparnis für den Reisenden
wringen. Personenzüge werden künftig die
84,8 Kilometer lange Strecke Ulm—Augsburg
il durchschnittlich etwa 120 Minuten bewäl-
tigen, das bedeutet eine Zeitersparnis von
Uwa einer halben Stunde, für die verhältnis-
mäßig kurze Strecke eine ganz beträchtliche
Zeitspanne. Beschleunigte, zuschlagsfreie Per-
wnenziige werden etwa 85—90 Minuten brau-
chen, Während die Schnellzüge die Strecke
in 58 bis 75 Minuten durchfahren werden.
Die notwendigen Fahrplanänderungen, die
vor allem durch die Einschaltung von Trics-
wagenzügen verursacht sino, schaffen eine Reihe
sehr günstiger Verbindungen, wenn es sich auch
leider nicht vermeiden läßt, daß andere An-
schlüsse ungünstiger werden.
Ergebnislose Durchsuchung sozialdemokrati-
scher Gebäude tn Karlsruhe.
Karlsruhe, 8. März. Am Montag nachmit-
tag um halb 6 Uhr wurde der Zugang des
Verlagshauses des „Volksfreun d"' poli-
zeilich gesperrt und sämtliche Geschäfts- und
iedaktionsräume gründlich durchsucht. Die
Durchsuchung dauerte mehrere Stunden. Ir-
gendwelches zu beanstandende
Naterial wurde nicht gefunden.
Am Dienstag vormittag halb 9 Uhr wurde die
Absperrung aufgehoben.
Wie im „Volksfreun d" fand am Mon-
tag abend auch eine Durchsuchung der Räume
des sozialdemokratischen Gewerk-
schaftshauses, das unter dem Namen
,)Volkshaus" bekannt ist, nach Material
und Waffen statt. Die Absperrung durch die
Polizei dauerte bis tief in den Nachmittag hin-
ein. Auch hier zeitigte die Durchsuchung kein
belastendes Material. Im Gewerk-
schaftshaus sind neben den Wirtschaftsräumen
das Arbeitersekretariat sowie die Büros ver-
schiedener Verbände, so der Buchdrucker, der
Maschinisten, .Papierarbeiter usw. unterge--
bracht.
Mißglückter S.-A.-Sturm ans das Freibur-
ger Gewerkschaftshaus.
Freiburg i. Br., 8. März. Nachdem am
Montag abend die SA.-Formatioueu vom hie-
sigen RaHausplatz verschwunden waren, tauch-
ten sie gegen 9 Uhr vor dem Gewerk-
schaftshaus auf und verlangten die Strei-
chung der-auf diesem Gebäude gehißten Fahne
der „Eisernen Front". Die im Gewerkschafts-
haus befindliche Belegschaft des Reichs-
banners weigerte sich entschie-
den, dieser Forderung Folge zu leisten und
alarmierte das Ueberfallkommando.
Daraufhin erschien eine starke Polizei-Abtei-
lung mit Karabinern, umstellte das Gebäude
und säuberteden Vorplatz. Durch diese
Maßnahme gelang es, unheilvolles Blutver-
gießen zu vermeiden, wofür der Polizei, die
durchaus energisch und korrekt vorging, ganz
besondere Anerkennung gebührt.
MM MöelKerg
Ziegelhausen. (Aus klang des Wahl-
kampfes. In der Nacht vor dem Wahltag
hielten Angehörige der hiesigen Badenwachl-
Ortsgruppe bei der kath. Kirche Wache. Gegen
3 Uhr morgens kam ein Trupp Nationalsoz'.a-
listen bei der Kirche vorbei und gab, ohne daß
hierzu ein Anlaß geboten worden wäre, seinem
Mißfallen über die dort aufgestellte Wache durch
allerhand Redensarten Ausdruck. Wenn es hier-
bei nicht zu Schlägereien kam, so ist dies nur
dem besonnenen Verhalten des Badenwachtfüh-
rers zu verdanken, der seine Leute kurzerhand :n
das Wachtlokal zurücknahm. Bei dieser Gelegen-
heit wurde von einem Mitglied der SA eine
mit flüssigem Brennstoff gefüllte
Flasche gegen den Eingang des Wachlokals
cpwörsen. Die Badenwacht konnte eine evtl. In-
brandsetzung der Flüssigkeit verhindern.
MMk MmWm
Schriesheim. (L u f t - u n d T r a u b e n k u r-
ort an der sonnigen Bergstraße.)
Unter diesem Titel gab der Verkehrsv^rein einen
neuen Prospekt heraus. Prägnant wird eingangs
Schriesheims Loge, dann seine so interessante
geschichtliche Vergangenheit davgslegt. Ein Blatt
-ist der Baumblüte gewidmet und anschließend
werden zehn Vorzüge des Ortes aufgeführt. Tue
Bedeutung des Weinbaues wird ebenfalls an-
schaulich dargelegt. Neber olles Wissenswerte gibt
oas praktische Äüchlein dem Fremden erschöp-
fend Auskunft. In vielen Bildern wird das
Geschriebene vortrefflich ergänzt. Auf die Barg
geht die Entstehung Schriesheims zurück.
Schönau und nachher Ellwangen werden schon
früher als Besitzer genannt, später erscheinen die
Herren von Strahlenberg, dann geht die Burg
in den Besitz der Pfalzgrafen Wer. Vom letzter!
Beisitzer, dem Grafen von Oberndorfs, kaufte sie
jüngst der Schloßwirtfchaftsinhaber. Das Büch-
lein wird seinen Zweck nicht verfehlen. **
Neckarhaufen. (U nglücklicher Slur z)
Der 50jährige Heinrich Volkert kam beim
Schwemefütteru so unglücklich zu Fall, daß
er oineu U n te rf ch e n k elb r u ch -erlitt und
in die Klinik nach Heidelberg gebracht werden
mußte.
Hockenheim. (Beim Spiel verun-
glückt.) Zwei Knaben spielten hier mit
einem Verl; dabei hackte der eine Junge dem
7jährigen Edgar Roth unglücklicherweise zwei
Finger ab. Der Verletzte wurde in die Kli-
U'k nach Heidelberg gebracht.
Naörn und
Freiburg i. Br. (Gefängnis wegen
A m t s u n te rf ch I a gu n g.) Vor der hiesigen
Großen Strafkammer hatte sich der frühere Ge-
nwiuderechner von K o ll m a r s reu te (Amt
Emmendingen) wegen Amtsunterschlagung zu
verantworten. Unter Zubilligung mildernder
Umstände wurde der Angeklagte zu vier Mo-
naten Gefängnis verurteilt. Die unterschlagene
Summe wurde seinerzeit ersetzt, so daß die Ge-
meinde keinen Schaden leidet.
Schwenningen a. N. (Zwangsver st e r a e-
r u n g.) Das Werk der Dampfziegelei Gebr.
Schlenker, das zwaugsversteigert wurde, ist zum
Preise von 215 000 RM von der neugebNdeten
Ziegelwerk G. m. b. H. Schwenningen erworben
worden.
Kjöelberarr EHWMMt
Vorsitzender: Land- und Amtsgerichtrat
Schuler.
Heidelberg, den 7. März-
Untreue und Unterschlagung.
Der 34 Jahre alte Telefonist I. war Un-
terkasster in einem Sparverein. Als solchem
wird ihm vorgeworfeu, er habe 313 Mark ün«
terschlagen, indem er Rückzahlungsquittungen
fälschte und das Geld, das er auf diesem
Wege in die Hand bekam, für sich behielt. Der
Angeklagte gibt die Verfehlungen zu; er will
aus Not gehandelt haben. Vier Fälle sind
nachgewieseu. Der Delinquent ist vorbestraft
mit 8 Monaten Gefängnis wegen Eigentums-
vergehens. — Der Staatsanwalt beantragte
3 Monate Gefängnis. Das Gericht verurteilte
den Angeklagten wegen fortgesetzter Untreue
und Unterschlagung zu 2 Monaten Gefängnis.
Neuartige Heiratsanzeige.
Diese originelle Hocbzei-tsanzeige, die die
Bilder der Vermählten enthält,' ersann ein
junges Lübecker Paar, und es mag sein, daß
diese praktische Methode sehr bald überall
Nachahmer findet. Wird doch durch diesen lie-
benswürdigen „Steckbrief" allen Bekannten auf
höchst einfache Weise die oder der „Künftige
vougestellt.
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„Pfälzer Bote" Heidelberg -Mittwoch, den 8. MÄrz 1988
Ms. VS
MM und Herrn
Sm die Erhöhung des rabnttvntiments
Die Stellungnahme der badischen Tabakbauvereine
Zu der Frage einer Erhöhung der Anbau-
fläche für Tabak nimmt jetzt der Landesver-
band badischer Tabakvereine ausführlich Stel-
lung, wobei er auf die Verhandlungen, die
am 21. Februar vor dem Reichswirtschafts-
ministerium im Beisein von Vertretern des
badischen und bayerischen Tabakbauver-
bandes sowie der Tabakbau treibenden Län-
der Preußen, Hessen und Württemberg ge-
führt wurden, eingeht. Hiernach vertrat der
Deutsche Tabakbauverband den Standpunkt,
daß der deutsche Tabakbau sehr wohl in
der Lage ist, im Jahr 1933 eine beacht-
liche Erhöhung der Anbaufläche vorzunehmen,
aber nur unter der Voraussetzung, daß für
die vergrößerte Ernte an inländischem Roh-
tabak eine entsprechende Absatzsicherung
seitens der Reichsregierung gewährlei-
stet wird. Wenn eine Absatzsicherung nicht
gegeben werde, sehe der Deutsche Tabakbau-
verband einer über 5 Prozent hinausgehenden
Vergrößerung der Anbaufläche nur mit gro-
ßer Sorge entgegen. Auch die süddeut-
schen Landwirtschaftskammern traten für
eine Vergrößerung der Anbaufläche ein. Der
Präsident der Badischen Landwirtschaftskam-
mer verlangte für Baden eine mindestens 10-
prozentige, besser noch 20prozentigeEr-
weiterung.
In der Aussprache konnte sich die Regie-
rung zur Gewährung einer Absatzversicherüng
vorerst nicht bereit erklären, hinsicht-
lich der Erhöhung des Einfuhrzolls für aus-
ländische Tabakrippen und Tabakstengel wur-
den weitestgehende Unterstützung zugesagt. Zu-
sammenfassend kann gesagt werden: Der
Reichsernährungs- und Landwirtschaftsmini-
ster wird im Benehmen mit dem Reichs-
sinanzminister für das Anbaujahr 1933 eine
Vergrößerung der Anbaufläche anordnen,
deren endgültige Wahl allerdings
heute noch nicht durch reichsgesetzliche Verord-
nung bekanntgegeben ist. Man sprach von
ungefähr 10 000 Hektar Mooranbaufläche, d.
h. einer lOproz. Vergrößerung. Allerdings
sollen nicht 10 Proz. auf die Länder verteilt
werden, sondern nur 8 Proz., doch auch diese
Zahl steht heute noch nicht einwandfrei fest,
Die restlichen 2 Prozent sollen zum Härteaus-
gleich in den Ländern Württemberg und
Preußen Verwendung finden, da diese Länder
bei der erstmaligen Kontingentierung 1931
etwas schlecht weggekommen sind.
In einer am 28. Februar stattgehabten
weiteren Sitzung verlangten die Vertreter
des Deutschen Tabakbauverbandes eine Er-
höhung des Rippenzolles von 13 RM. aus
1000 RM. je 100 Kilo. Nach längerer und
z. T. lebhaften Aussprache wurde die Rippen-
zollerhöhung abgelehnt.
Der Deutsche und der Badische Tabakbau-
verein seien sich darin einig, so wird erklärt,
das eine Erhöhung der Anbaufläche nur zu-
gunsten der Erzeugung eines qualitativ
wertvollen Tabaks dienen darf. Man werde
bestrebt sein, daß die Verteilung, die durch das
Badische Ministerium des Innern nach An-
hörung des Landesverbandes mit gesetzlicher
Kraft auf Grund der Verordnung der Reichs-
regierung erfolgt, so gerecht wie nur möglich
durchgeführt werde.
Feuer im Dorf
GroW Anwesen abgebrannt
Langenalb (Amt Wor beim), 7. März. Hier
ertönte heute nacht gegmi 1.30 Uhr Feuer-
a l a r m. In dem Anwesen des Landwirts Karl
Weidner war aus noch unbekannter Ursache
ein Brand ausgebrochen, dem binnen kurzer Zeit
das q roßeDo P P e l w ohnh n u s u n d d e
Oekono m iege b ä u d e zum Opfer fielen.
Bon den Fahrnissen und Vorräten war nichts
mehr zn retten. Das Vieh konnte noch rechtzei-
tig in Sicherheit gebracht werden. Durch den
Brand ist auch die Familie des Ratschreibers
Friedrich Weber obdachlos geworden. Der
Gebaudeschäden wird ans etwa 12 000 RM. ge-
schätzt, der Fahrnisschaden ebenfalls auf rund
12 000 RM.
MmUMMg aas mMiWn
AmLM?
Ellmendingen (Amt Pforzheim), 7. März.
Heute nacht gegen halb 3 Uhr ist hier das Hans
des Fritz Hauber, Inhaber einer mechanischen
Werkstätte mit Tankstelle, niedergÄrannt. Hau-
ber ist ein Führer der hiesigen Nationalsoziali-
sten. . Man vermutet nun einen Politischen
Racheakt, da mit großer Wahrscheinlichkeit
Brandstiftung angenommen wird. Das
Feuer ist nach 2 Ühr ausgebrochen, zur selben
Zeit, als es gerade auch im benachbarten Lan-
genalb brannte.
Die hiesigen Gendarmeriebeamten, die eben
auf dem Weg nach Langenalb waren, bemerkten
als erste den Brand bei Hanber und weckten die
Familie, die in tiefem Schlaf lag. Da das Trep-
penhaus schon brannte, konnten sich die Insassen
nur noch unter großer Gefahr retten. Die Orts-
feuerwehr ward bald zur Stelle und konnte dem
Brand Einhalt gebieten. Abgebrannt ist nur das
obere Stockwerk. Der Geschäftsraum und der
Laden sind nicht beschädigt. Noch in der Nacht
wurden die Ermittlungen nach der Brandurfache
unter Leitung des LandvatZ Weng aus Pforz-
heim ausgenommen.
CchMnftim in Karölwim
Hardheim (Amt Buchen), 7. März. Am
Sonntag morgen wurden die hiesigen Einwoh-
ner durch Feueralarm aus dem Schlafe ge-
schreckt. In der O elmühIe war Feuer aus-
gebrochen, das die MahAnühle, das Wohnhaus
und einen Anbau in kurzer Zeit vernichtete.
Der Feuerwehr, die alsbald am Brandplatze
eintraf, gelang es unter großer Mühe, das
Weitergresten des verheerenden Elements auf
das Sägewerk zu verhüten und dadurch grö-
ßeren Schaden abzuwenden. Ueiber die Brand-
ursache ist nichts bekannt.
Sauldorf (A. Meßkirch), 8. März. In der
Nacht zum Dienstag gegen halb 3 Uhr brach
in dem alleinstehenden Anwesen des Land-
wirts und Schweiuehändlers Joseph Mühl-
herr Feuer aus, dem Scheuer Stallung und
angebante Hölzremise zum Opfer fielen. Das
Wohnhaus konnte durch tatkräftiges Eingreifen
der Sauldorfer Feuerwehr gerettet werden. Es
hat jedoch durch Wasserschäden schwer gelitten.
Verbrannt ist das gesamte landwirtschaftliche
Inventar. Das Vieh konnte gerettet werden.
Nach Lage der Dinge muß Brandstif-
tung angenommen werden. Der ungerichtete
Schaden dürfte etwa 15 000 RM. betragen.
Fürstenbrrg, Amt Donaueschingen, 7. März.
Das Anwesen des Landwirts Emil Preis
wurde durch Feuer schwer beschädigt. Das Bich
konnte gerettet werden. Man vermutet auch
hier Brandstiftung.
ZMNWW mlt 2W zentnrr
ZMWstvN
Kirchheimbolanden, 7. März. Die hiesigen
Nordpfälzischen Hartsteinwerie führten am
Samstag nachmittag in ihrem Stembruch im
W i n ke l b a ch t a l, nahe am Rothenkircher-
hof, dem fvüher so bedeutenden Kloster, eine
Ateiusprengung durch,
welche wohl die größte bisher durchge-
flthrte Sprengung in Deutschland hinsicht-
ilch Sprengstofflademenge und Gesteins-
anfall gewesen sein wird.
10100 Kilogramm brisanter Sprengstoff war
in 8 Sprengkammern bei 2 Kammerminenla-
gern aufgespeichert und löste gegen 3 0 0000
Tonnen Gestein aus. Die Bruchwand-
länge mißt 112 Meter, bei einer durchschnitt-
lichen Höhe von 50 Meter und einer Tiefe von
25 Meter. Die Zündung erfolgte elektrisch.
Die gewaltige Sprengung stand unter der
Leitung von Ingenieur Walk von der
Sprengstoff-Verkaufsgesellschaft in München
und verlief bei durchschlagendem Erfolg ohne
eben Zwischenfall.
Das Gelände war im ganzen Umkreis ge-
sperrt und obwohl der Termin der Sprengung
nicht allgemein bekannt war, hatte sich doch
eine große Zuschauermenge eingefunden.
Das Geophysikalische Institut der Universi-
tät Göttingen hat die Erdevschütterungswellen
der Sprengung zu Studienzwecken mit den
feinsten Seismographen erfolgreich registriert.
AM-AWWlirg in 58 Mimten
Ulm, 7. März. Im nächsten Sommerfahr-
llan ist bereits eine Usberstcht über die neue
'lektrische Strecke Ulm—Augsburg vorgesehen.
Fm Sommer wird man nämlich von Mün-
hen bis Ulm elektrisch' fahren können. Das
bat natürlich wesentliche Erleichte-
rungen im Fährbetrieb zur Folge.
Vor allem wird der elektrische Betrieb eine
vcseMiche Zeitersparnis für den Reisenden
wringen. Personenzüge werden künftig die
84,8 Kilometer lange Strecke Ulm—Augsburg
il durchschnittlich etwa 120 Minuten bewäl-
tigen, das bedeutet eine Zeitersparnis von
Uwa einer halben Stunde, für die verhältnis-
mäßig kurze Strecke eine ganz beträchtliche
Zeitspanne. Beschleunigte, zuschlagsfreie Per-
wnenziige werden etwa 85—90 Minuten brau-
chen, Während die Schnellzüge die Strecke
in 58 bis 75 Minuten durchfahren werden.
Die notwendigen Fahrplanänderungen, die
vor allem durch die Einschaltung von Trics-
wagenzügen verursacht sino, schaffen eine Reihe
sehr günstiger Verbindungen, wenn es sich auch
leider nicht vermeiden läßt, daß andere An-
schlüsse ungünstiger werden.
Ergebnislose Durchsuchung sozialdemokrati-
scher Gebäude tn Karlsruhe.
Karlsruhe, 8. März. Am Montag nachmit-
tag um halb 6 Uhr wurde der Zugang des
Verlagshauses des „Volksfreun d"' poli-
zeilich gesperrt und sämtliche Geschäfts- und
iedaktionsräume gründlich durchsucht. Die
Durchsuchung dauerte mehrere Stunden. Ir-
gendwelches zu beanstandende
Naterial wurde nicht gefunden.
Am Dienstag vormittag halb 9 Uhr wurde die
Absperrung aufgehoben.
Wie im „Volksfreun d" fand am Mon-
tag abend auch eine Durchsuchung der Räume
des sozialdemokratischen Gewerk-
schaftshauses, das unter dem Namen
,)Volkshaus" bekannt ist, nach Material
und Waffen statt. Die Absperrung durch die
Polizei dauerte bis tief in den Nachmittag hin-
ein. Auch hier zeitigte die Durchsuchung kein
belastendes Material. Im Gewerk-
schaftshaus sind neben den Wirtschaftsräumen
das Arbeitersekretariat sowie die Büros ver-
schiedener Verbände, so der Buchdrucker, der
Maschinisten, .Papierarbeiter usw. unterge--
bracht.
Mißglückter S.-A.-Sturm ans das Freibur-
ger Gewerkschaftshaus.
Freiburg i. Br., 8. März. Nachdem am
Montag abend die SA.-Formatioueu vom hie-
sigen RaHausplatz verschwunden waren, tauch-
ten sie gegen 9 Uhr vor dem Gewerk-
schaftshaus auf und verlangten die Strei-
chung der-auf diesem Gebäude gehißten Fahne
der „Eisernen Front". Die im Gewerkschafts-
haus befindliche Belegschaft des Reichs-
banners weigerte sich entschie-
den, dieser Forderung Folge zu leisten und
alarmierte das Ueberfallkommando.
Daraufhin erschien eine starke Polizei-Abtei-
lung mit Karabinern, umstellte das Gebäude
und säuberteden Vorplatz. Durch diese
Maßnahme gelang es, unheilvolles Blutver-
gießen zu vermeiden, wofür der Polizei, die
durchaus energisch und korrekt vorging, ganz
besondere Anerkennung gebührt.
MM MöelKerg
Ziegelhausen. (Aus klang des Wahl-
kampfes. In der Nacht vor dem Wahltag
hielten Angehörige der hiesigen Badenwachl-
Ortsgruppe bei der kath. Kirche Wache. Gegen
3 Uhr morgens kam ein Trupp Nationalsoz'.a-
listen bei der Kirche vorbei und gab, ohne daß
hierzu ein Anlaß geboten worden wäre, seinem
Mißfallen über die dort aufgestellte Wache durch
allerhand Redensarten Ausdruck. Wenn es hier-
bei nicht zu Schlägereien kam, so ist dies nur
dem besonnenen Verhalten des Badenwachtfüh-
rers zu verdanken, der seine Leute kurzerhand :n
das Wachtlokal zurücknahm. Bei dieser Gelegen-
heit wurde von einem Mitglied der SA eine
mit flüssigem Brennstoff gefüllte
Flasche gegen den Eingang des Wachlokals
cpwörsen. Die Badenwacht konnte eine evtl. In-
brandsetzung der Flüssigkeit verhindern.
MMk MmWm
Schriesheim. (L u f t - u n d T r a u b e n k u r-
ort an der sonnigen Bergstraße.)
Unter diesem Titel gab der Verkehrsv^rein einen
neuen Prospekt heraus. Prägnant wird eingangs
Schriesheims Loge, dann seine so interessante
geschichtliche Vergangenheit davgslegt. Ein Blatt
-ist der Baumblüte gewidmet und anschließend
werden zehn Vorzüge des Ortes aufgeführt. Tue
Bedeutung des Weinbaues wird ebenfalls an-
schaulich dargelegt. Neber olles Wissenswerte gibt
oas praktische Äüchlein dem Fremden erschöp-
fend Auskunft. In vielen Bildern wird das
Geschriebene vortrefflich ergänzt. Auf die Barg
geht die Entstehung Schriesheims zurück.
Schönau und nachher Ellwangen werden schon
früher als Besitzer genannt, später erscheinen die
Herren von Strahlenberg, dann geht die Burg
in den Besitz der Pfalzgrafen Wer. Vom letzter!
Beisitzer, dem Grafen von Oberndorfs, kaufte sie
jüngst der Schloßwirtfchaftsinhaber. Das Büch-
lein wird seinen Zweck nicht verfehlen. **
Neckarhaufen. (U nglücklicher Slur z)
Der 50jährige Heinrich Volkert kam beim
Schwemefütteru so unglücklich zu Fall, daß
er oineu U n te rf ch e n k elb r u ch -erlitt und
in die Klinik nach Heidelberg gebracht werden
mußte.
Hockenheim. (Beim Spiel verun-
glückt.) Zwei Knaben spielten hier mit
einem Verl; dabei hackte der eine Junge dem
7jährigen Edgar Roth unglücklicherweise zwei
Finger ab. Der Verletzte wurde in die Kli-
U'k nach Heidelberg gebracht.
Naörn und
Freiburg i. Br. (Gefängnis wegen
A m t s u n te rf ch I a gu n g.) Vor der hiesigen
Großen Strafkammer hatte sich der frühere Ge-
nwiuderechner von K o ll m a r s reu te (Amt
Emmendingen) wegen Amtsunterschlagung zu
verantworten. Unter Zubilligung mildernder
Umstände wurde der Angeklagte zu vier Mo-
naten Gefängnis verurteilt. Die unterschlagene
Summe wurde seinerzeit ersetzt, so daß die Ge-
meinde keinen Schaden leidet.
Schwenningen a. N. (Zwangsver st e r a e-
r u n g.) Das Werk der Dampfziegelei Gebr.
Schlenker, das zwaugsversteigert wurde, ist zum
Preise von 215 000 RM von der neugebNdeten
Ziegelwerk G. m. b. H. Schwenningen erworben
worden.
Kjöelberarr EHWMMt
Vorsitzender: Land- und Amtsgerichtrat
Schuler.
Heidelberg, den 7. März-
Untreue und Unterschlagung.
Der 34 Jahre alte Telefonist I. war Un-
terkasster in einem Sparverein. Als solchem
wird ihm vorgeworfeu, er habe 313 Mark ün«
terschlagen, indem er Rückzahlungsquittungen
fälschte und das Geld, das er auf diesem
Wege in die Hand bekam, für sich behielt. Der
Angeklagte gibt die Verfehlungen zu; er will
aus Not gehandelt haben. Vier Fälle sind
nachgewieseu. Der Delinquent ist vorbestraft
mit 8 Monaten Gefängnis wegen Eigentums-
vergehens. — Der Staatsanwalt beantragte
3 Monate Gefängnis. Das Gericht verurteilte
den Angeklagten wegen fortgesetzter Untreue
und Unterschlagung zu 2 Monaten Gefängnis.
Neuartige Heiratsanzeige.
Diese originelle Hocbzei-tsanzeige, die die
Bilder der Vermählten enthält,' ersann ein
junges Lübecker Paar, und es mag sein, daß
diese praktische Methode sehr bald überall
Nachahmer findet. Wird doch durch diesen lie-
benswürdigen „Steckbrief" allen Bekannten auf
höchst einfache Weise die oder der „Künftige
vougestellt.