Donnerstag, den LV. März 1W8
Nr. 7S
Aus aller Wett
Das FlWWWimMlk bei Dikmuiben
Vollständige Aufklärung unmöglich
London, 29. März. Major Cooper, der
Sachverständige für Flugunfälle im britischen
Lustsahrtministerium begab sich im Flugzeug
nach Axmudden, um die Nachforschungen über
die Ursachen des Unglücks der „City of Liver-
pool" aufzunchmen. Eine vollständige Aufklä-
rung des UngWcksfallss wird voraussichtlich nie-
mals möglich sein, da die Maschine nur noch ein
Trümmerhaufen ist.
Augenzeugen berichten, daß sich eine Explosion
ereignet "habe, während das Flugzeug sich noch
in der Lust befand und daß die Maschine bereits
ibvannte, bevor sie auf dem Boden zerschellte.
Dys Flugzeug hatte fünf Minuten vor der Ka-
tastrophe einen Funkspruch verbreitet, daß an
Bord alles in Ordnung sei.
Eine Deutsche ums Leven gekommen.
Brüssel, 29. März, Nach den letzten Fest-
stellungen der belgischen Fluggesellschaft Ca-
dena befand sich unter den tödlich verunglück-
ten Passagieren nur ein einziger deutscher
Fahrgast, nämlich ein Fräulein namens Voß,
das, aus Barmen stammend, in Köln an Bord
gegangen war.
Die Opfer sind nicht zu identifizi ren.
Brüssel, 29. März. Trotz aller Bemühungen
scheint es unmöglich, die völlig verkohlten Lei-
chen zu identifizieren. Dagegen konnte ein
Teil der 450 Kilo schweren Fracht, der eigen-
artigerweise unversehrt blieb, geborgen wer-
den, darunter die Flugpost.
Weder die nach Tausende zählende Menge
der Neugierigen noch Pressevertreter haben
zum Ort der Katastrophe Zutritt.
SM Amann -en Kopf abgeschlagen
Werdau (Sachsen), 29. März. Gestern
abend erschien beim Eendarmeriebeamten in
Langenbernsdorf die Ehefrau Elsa des
Schlossers Bärenwald und gab an, daß sie
ihren Mann erschlagen habe. Sie bat, in Haft
genommen zu werden.
Beim Betreten der Wohnung bot sich ein
grauenhaftes Bild. Der Ehemann lag in
einer großen Blutlache, einen Meter
davon der Kopf, der durch Beilhiebe vom
Rumpfe getrennt war, daneben das Beil.
Der Kopf wies schwere Verletzungen im Ge-
sicht und am Schädel auf.
Der Grund zur Tat dürfte in einer schon seit
Jahren bestehenden Zerrüttung der Ehe zu
suchen sein.
StlMlklicht AamillMtraMle
Drei Tote.
Nordhausen, 29. März. In Rothes-
hütte erschoß heute nacht der Oberförster
Schmidt seinen achtjährigen Sohn und ver-
stbte dann Selbstmord. Me Frau des
Oberbörsters vergiftete sich mit Gas.
Die Motive der Tat sind noch ungeklärt.
Ein murr öruWrr RMlwagrn
Konstrukteur: Ferdinand Porsche.
Berlin, 29. März. Wenn nicht alles täuscht,
dann wird Deutschland noch bei den diesjähri-
gen großen motorsportlichen Wettbewerben
durch einen neuen Rennwagen vertreten sein,
Dr. ing. Ferdinand Porsche hat nämlich
einen neuen Rennwagen konstruiert und be-
reits im Mai wird der erste Wagen bei H o r ch
in Zwickau erstehen.
Interessante, allerdings noch nicht genaue
Einzelheiten sind über den neuen Wagen be-
reits bekannt geworden, Es wird ein einsitzi-
ger Rennwagen sein, mit einem 16-Zylinder-
Motor mit 3—4 Liter Hubvolumen, Doppel-
kompressor und einer Bramsleistung von etwa
300 PS. Als Höchstgeschwindigkeit soll der
Wagen etwa 280 Kilometer in der Stunde er-
reichen.
Es sollen dr -eineue Rennwagen die deut-
schen Farben bei den bevorstehenden interna-
tionalen Prüfungen vertreten, für die als, er-
ster Fahrer Hans Stuck einen zweijährigen
Vertrag erhalten hat. Als Fahrer der beiden
weiteren Porsche-Wagen werden Hermann
Prinz zu Leiningen, Caracciolas langjähriger
Beifahrer Sebastian und Rosenberger, der er-
folgreiche frühere deutsche Bergfahrer, genannt.
Auf -er Spur -er „Atlantmue"-
Attentäter?
London, 28. März. Der Chef der Boulog-
ner Polizei, Liger, ist dieser Tage hier ein-
getroffen. Liger befindet sich in geheimer
Mission in England. Er wird dem Vernehmen
nach, zusammen mit Scotland Pard Ermitt-
lungen anstellen, die zur Aufklärung der Ur-
sache der Brandkatastrophe auf der
„Atlanti. ue" führen sollen.
Die französische Polizei geht dabei von der
Annahme aus, daß der Brand auf einen S a -
botage - Akt zurückzusühren ist und daß
gewisse Spuren nach England weisen. Es ist
jetzt ausfindig gemacht worden, daß ungefähr
ein Monat vor der Katastrophe ein in Eng-
land befindlicher Ausländer einem Arbeits-
losen das Anerbieten gemacht hatte, gegen
hohe Entlohnung einPaket auf den Damp-
fer zu schaffen.
Der Name des Schiffes wurde dem Arbeits-
losen erst später bekannt gegeben. Er hat dann
aber das Angebot abgelehnt. Liger will letzt
versuchen, dieser rätselhaften Persönlich-
keit des Auftraggebers nachzuspüren.
RMe Ausbeute -er EvenSe-in-
EM-Mon
Peking, 29. März. Einige Mitglieder der
1927 von Sven Hedin ausgerüsteten Erpedn-on
zur ethnographischen und geologischen Erfor-
schung von Zentralasien sind jetzt, mit
reichen Schätzen beladen, hierher nach Peking
zurückgekehrt. Sie brachten u. a. 10 000 Ma-
nuskripte" auf Holztaföln aus der Zeit der Han-
Dynastie (206 v. Ehr.) mit, 50 000 Fundstücke
aus der Steinzeit, verschiedene antike Gefäße
und wertvolles geologisches Material.
In einigen Monaten, wenn auch die Ge-
lehrten zurück sind, die sich noch im Grenzge-
biet von Tibet, Sinkiang und Mongolei befin-
den, wird man sich daran machen, die Ergeb-
nisse der Etpedition, die von größtem
wissenschaftlichen Wert sind, zu ord-
nen und zu beschreiben. An dieser wichtigen
Arbeit wird sich auch der gelehrte Jesuit P.
Dheilard de Chardin, eines der fremden Mit-
glieder des Geologischen Landesamtes in Pe-
king, beteiligen, der sich schon in der Mongo-
lei "mit der Sven Hedin-Expedckion getroffen
hatte.
Anschlag auf eine» Personenzug.
Schweinfurt, 29. März. Ein ruchloser An-
schlag wurde heute nacht auf den Personenzug
Bamberg—Würzburg bei Schonungen
verübt. Eine Unterstandshütte war
bei der nachts unbewachten Haltestelle Main-
burg auf die Gleise geschoben wor-
den, so daß die Lokomotive in voller Fahrt
auf das Hindernis auffuhr.
Die Hütte wurde zertrümmert und beiseite
geschoben.
Zwei Dienstknechte bei einem Brand ums Leben
gekommen.
Bogen (Niederbayern), 28. März. Des Nachts
entstand in March bei Loetzendorf in dem Anwe-
sen des Landwirts Aigner Feuer, dem das ganze
Anwesen mit Ausnahme des Austraghäuschens zum
Opfer fiel. Der Brand forderte auch zwei Men-
schenleben.
Die beiden Dienstknechte Steinbauer und Dieck
kannten leider nicht mehr geweckt werden. Dir
halbvevkohlten Leichen wurden am Morgen aus den
Trümmern geborgen.
Wiederverhastung von Gontards.
Berlin, 29. März. Der Reichskommissar für
das preußische Justizministerium, Landtagsprä-
sident Kerrl, hat auf Grund eines Vortrages
des Gsneralstaatsanwaltss bei dem Landge-
richt l Berlin, Wilde, persönlich die sofor-
tige Wiederverhaftung des General-
direktors Paul von Gontard, der gegen
Sicherheitsleistung von 500 000 Mark aus der
Haft entlassen worden war, angeordnet und
Anweisung erteilt, die Eröffnung der gericht-
lichen Voruntersuchung zu beantragen.
Landung und Start Udets in 3000 Meter
Höhe.
Pontresina, 29. März. Der nach seiner Not-
landung im Veltlin ins Engadin zuvückgekehrte
deutsche Flieger Ad et ist gestern zweimal bei
der Diavolezza-Hülte in der Höhe von rund
3000 Meter mit feinem auf Skiern montierten
Eindecker auf einem Firnfeld gelandet und
vom Landungsplatz glatt gestartet.
ISprozentige Gehaltskürzung bei den ameri-
kanischen Beamten.
Washington, 29. März. Präsident Roose-
velt hat angeordnet, daß die Gehälter der
Regierungsbeamten ab 1. April um 15 Prozent
gekürzt werden.
— Nach einem Jahre identifiziert. Den Bemüh-
ungen der Rhsinpolizei ist es jetzt gelungen, die
am 29. März 19S2 in Ludwigshafen gelan-
dete männliche Leiche zu identifizieren. Mit Hilfe
des bei dem Toten gefundenen Eheringes wurde
festgestellt, daß es sich bei dem Unbekannten um
den französischen Staatsangehörigen Ernst Hau-
messer aus Hessenheim im Elsaß handelt.
— Ein Wohnhaus gasvergiftet. In einem
Hause der Goebenstraße in Frankfurt am
Main sollte ein Kammerjäger das Ungeziefer
einer Wohnung vernichten. Für eine Vergasung
der Räume mit schwefliger Säure hatte der
Mann aber so mangelhaft wbgsdichtet, deH nach
kurzer Zeit das ganze Haus vergast war und
die Hausbewohner „flüchten" mußten. Die
Feuerwache Bockenhsim wurde alarmievt; sie
sicherte das Haus vor weiteren Vergasungen
durch stärkere Abdichtungen, so daß der Kam-
merjäger seine Arbeit zu Ende führen konnte.
— In die weite Welt . . . Seit Montag vor-
mittag wird in Frankfurt a. M. der 12jährige
Schüler Werner Hühnlein vermißt. Der
Junge verließ morgens die Wohnung seiner
Eltern, Wintevbachstraße 47. In einem Brief
an seine Eltern hat der Schüler mitgeteilt, daß
er in die weite Welt wandern wolle. Werner
Hühnlein hat keinen Pfennig Geld bei sich.
— Anzugsstosfe aus einem Schaufenster ge-
stohlen. In einer der letzten Nächte wurde von
einem unbekannten Täter das Schaufenster
eines Frankfurter Textilwarengeschäftes
eingeschlagen. Der Täter entwendete vier gate
Anzugsstoffe im Werte von 3>'O Mark.
— Ermordung eines achtjährigen Knaben.
Auf dem Speicher eines Hauses der Schulstraße
in Delitzsch (Rb. Merseburg) wurde die
Leiche des achtjährigen Harry Teresniak auf-
gefunden. Der Mörder, der 18jährige
Streitbart, wurde verhaftet, ebenso seine El-
tern, die als Mitwisser in Frage kommen.
Streitbart zeigt keinerlei Reue und legte erst
nach langem Zureden ein Geständnis ab.
— Raubmörder Hannack gestellt und wieder
entflohen. Der vor längerer Zeit aus der Bre-
mener Strafanstalt Oslebshausen geflüchtet«
Raubmörder Hannack, dem es bereits zweimal
gelungen ist, der Polizei zu entkommen, wurde
am Montag nachmittag in der Nähe des Nei-
ligeu-Geist-Feldes in Hamburg von einem
Beamten erkannt und gestellt. Auf dem Trans-
port zur Wache ist es Hannack jedoch wiederum
gelungen, zu entkommen. Er versetzte dem Be-
amten, der ihn mit der Waffe m der Hand ab-
führte, plötzlich einen Faustschlag und rannte
davon. Nachgesandte Schüsse verfehlten das
Ziel.
- Film-Unfall Marlene Dietrichs. Wie aus
Hollywood gemeldet wird, ist Marlene
Dietrich bei einer Filmaufnahme durch Sturz
vom Pferde verunglückt. Sie hat einen
Nervenchok und Hautabschürfungen davonge-
tragen. Der Unfall ereignete sich, als sm jun-
ger Schauspieler namens Havdy Albright, der
die Rolle eines Reitlehrers spielte, Marlen«
Districh die Zügel übergab. Dabei scheute das
Pferd und Marlene Districh Mvzte aus dem
Damensattel.
— Der Start zum Mount-Evereft verscho-
ben. Der Start zum Fluge aus den Mo«»).
Everest, der ursprünglich für Montag cmgefcht
worden war, mußt« nämlich verschoben wächen.
Zu den ungünstigen SichtvsxhUtnissen, die bis-
her herrschten, haben sich nämlich jetzt stark
Winde gesellt.
Aberglcmben: 25W Wahrsager in Berlin
Der „Evangelische Pressedienst"
schreibt:
„Wie eine Riesenfpinne hockt der Aber-
glaube über dem deutschen Volk und verstrickt
immer weitere Teile in ihr Netz. Ehen werden
nicht nach Liebe, Stand und Blut geschlossen,
sondern nach dem Geburtsdatum und dem Rat
der Sterne. Geschäfte, Prozesse usw. werden
nicht nach sachlichen Ggstchtspunkten unternom-
men, sondern nach den Angaben der Astrolo-
ge n. Das Lebenshoroskop ist zu einer Massen-
ware geworden. Wenn ein neues Jahr beginnt,
erheben die Hellseher und Sterndeu-
ter ihre Prophetenstimme. Weitverbreitete
astrologische Zeitungen stellen in aufdringlicher
Weise politische Prophezeiungen auf.
Und was die Astrologen nicht tun, das besor-
gen vollends die Hellseher, Kartenleger-
innen und alle die zahllosen Existenzen, die
von der Industrie des Aberglaubens, den magi-
schen Parfüms, Pendeln, Salben und „Anten-
nen" leben. In Berlin gibt es 2500
Wahrsager. Gegen „Erdstrahlen" werbe«
WschirmaPParate zu hohem Preis angepriesen,
die angeblich die Todeswirbungsn der geheim-
nisvollen Strahlen ausheben. Es gibt „Mb-
s ch i rmbet tde cken", „-S chwingungslebensgürtel",
Armbänder, Strumpfbänder, Halsketten gegen
den geheimnisvollen Feind. Talismane werden
zu teuren Preisen versandt: „Abraxas bringt
Ihnen Glück, jetzt und über das neue Jahr hin-
aus, weisen Sie es nicht zurück."
Es ist eine geradezu erschreckende Verfilzung
von Geschäftsgeist und Aberglauben. Geschäfts-
leute, Diplomaten, hochgebildete Menschen Hal-
ten sich Hellseher, so wie man seinen Hausarzt
hat. So nistet sich der Aberglauben ein, ver-
wirrt die Geister und wiM sich verhängnisvoll
aus, wenn nicht von allen nüchtern denkenden
Menschen mit aller Kraft dagegen gMmpft
wird. Freilich, wo der gesunde Glaube ver-
schwindet, da hat der Merglaube immer Hoch-
blüten gehabt/
Goebbels über Umfragen
Sehr beachtenswerte Ausführungen des Ministers für Nolksaufklärung
Berlin, 29. März. Der Reichsminifter für
Volksaufklärung und Propaganda, Dr. Goeb-
bels, sprach ani Dienstag abend auf einer Ver-
anstaltung der „Fachorganisation der Filmschaf-
fenden Deutschlands" über „Die zeitgemäßen
Aufgaben des deutschen Films". Dr. Goebbels
begann mit der Feststellung, daß der Film einer
schweren Krise verfallen sei, einer Krise nicht
materiellen, sondern geistigen Ursprungs. Eine
durchgreifende Reform sei notwendig. Zur Er-
läuterung der Richtlinien, nach denen sich Wrck-
tig die Produktion vollziehen soll, benannte er
fünf Filme, in denen sich ihm die Produk-
tionsmöglichkeiten positiv und negativ am deut-
lichsten ausgeprägt hätten.
In erster Linie der „Potsmki n". Dieser
Film sei trotz ausgesprochenster Tendenz ein
Kunstwerk ohnegleichen, ein Vovbild dafür, wie
politisch weltanschauliche Gesinnung mit allen
Mitteln modernster Technik zum Ausdruck ge-
bracht werden könne. Freilich sei es gerade die
Gesinnung gewesen, die das nationale Deutsch-
land veranlaßt habe, gegen den Film Stellung
zu nehmen. Dann die „Anna Karenina", mit
der Garbo den Beweis geliefert habe, daß d^r
Film kein Surrogat sei, sondern in höchstem
Maße eigene künstlerische Werte besitze. Die „Ni-
belungen" hätten gezeigt, daß auch ein so abge-
legenes Thema sehr aktuell sein könne, während
der sogenannte Patriotische Film der letzten
Jahre alles, nur nicht zeitgemäß gewesen sei.
Hier sei vielfach Gesinnung in so primitiver
Form vermittelt worden, daß man glauben
könne, die Zeit bewege sich nur im Parademarsch
und Trompetengeschmetter. Schließlich nannte
Goebbels noch den „Rebell", das Vorbild eines
Mf. Ir. Sauer pöMlicher
Kausyrölat
Der Universitätsprosessor der Theologie, Dr
Josef Sauer, derzeitiger Rektor der Universi-
tät, Freiburg i. Br., ist vom Heiligen Vater
Papst Pius XI. mit der Würde eines päpstlichen
Hausprälaten ausgezeichnet wocken.
*
Sauer ist Professor der Patrologie, der christ-
lichen Archäologie und Kunstgeschichte. Das Er-
gebnis seiner Forschungen und Reisen hat er in
einer Fülle von Werken, Aufsätzen und Unter-
suchungen niedergelegt. Aber auch seinem Hei-
matland Baden gilt seine kunstbegeisterte Liebe.
nationalistischen Films, der auch den politischen
Gegner überzeugen müsse. Man halbe hier den
Beweis, daß ein Film um so größere Wirkungs-
möglichkeiten habe, je schärfer seine Kontur her-
ausgearbeitet sei. Bisher sei über der Film an
seinen großen Möglichkeiten vorübsrgsgangsn.
In einer Zeit, in der sich ein revolutionäres
Drama ohnegleichen vollziehe, fehle es nicht cm
Stoff, wiö so oft geklagt wecke, sondern nur a«
dem Mut, es anzufassen. Hier liege der eigent-
liche Grund der Filmkrise. Anstatt sich den gro-
ßen Aufgaben der Zeitgsstaltung zuzuwenden,
hübe man sich mit Amüsement begnügt. Jetzt in
der neuen nationalen Umwelt zum Fahnenträger
der Idee zu werden, dafür müßten frsilich neu«
Kräfte gewonnen werden. Wer 14 Jähre lang
der Fahne des Systems gefolgt, sei, halbe nicht
die moralische Qualifikation, jetzt eine neue
Fahne zu hissen. Wer künftig am Film mitschaf-
fen wolle, habe dies zu tun im vollen Bewußt-
ssin, daß nichts Lebendiges entstehen könne ohne
Willensrichtung, ohne klare Tendenz. Wir sind
ehrlich genug, das offen wuszüsprechen, was das
System vor uns verhüllte, aber unsere Absicht ist
nicht parteipolitische begrenzt, sie gilt dem gan-
zen Volk. In diesem Sinne sehe die Regierung
ihre Aufgabe nicht nur in der Zensur, sondern
noch mehr in der Förderung des Films. Die
Kunst sei frei und müsse frei bleiben, allerdings
mit dem einen Vorbehalt, daß sie sich an be-
stimmte sittlich-nationale Normen gebunden
fühle, ohne die öin völkisches Zusammenleben
unmöglich sei. Es sei ein weiter "Spielraum von
dem Punkte, wo die Zensur einsetze, bis zu dem
Film, den die Regierung als Muster einer gan-
zen Jabresproduktion bervorheben wecke.
Seit 1909 ist er Konservator für kirchliche Kunst
und Altertumsdenkmale. Einer Reihe von wis-
senschaftlichen Gesellschaften gehört er außerdem
als Mitglied oder Vorsitzender an, so u. a. der
Historischen badischen Kommission, dem Mün-
sterbauverein, dem Alemannischen Institut, der
Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft. Im
vergangenen Jahrs wurde er zum zweiten Mal,
außer der Reihe, zum Rektor der Freiburger
Universität gewählt, ein sprechendes Zeugnis für
das hohe Ansehen, das Sauer als Mensch und
Gelehrter genießt. Nun hat auch der Heilige
Stuhl seins Verdienste um die Geschichte der
christlichen Kunst durch diese schöne Auszeich-
nung gewürdigt und anerkannt.