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Pfeil, Johann Gottlob Benjamin
Die Geschichte des Grafen von P. — Leipzig, 1757 [VD18 14314797]

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https://doi.org/10.11588/diglit.27262#0078
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64 eMAh W"
allezeit eigen ist, ansah? Die Bestürzung, ihn
wieder zu sehen, war dieUrsache meiner Ohnmacht.
Ich zrttre, wenn ich bedenke, daß ich vielleicht
seinen Versuchungen auss neue bloß gestellt bin.
Sehen Sie hier die wahre Ursache meiner Un-
ruhe. Meine Tugend ist das einzige, das ich
noch besitze. Ich beschwöre Sie, wofern Sie
noch ein menschliches Herz haben, verbergen Sie
diese Tugend vor ihrem grausamsten Feinde. Las-
sen Sie mich ihn niemals wieder sehen, und be-
freyen Sie mich von den fürchterlichen Gedanken,
daß ich ihm in meinem gegenwärtigen Elend Ver-
bindlichkeit schuldig seyn sollte. Verschweigen Sie
endlich seine Laster. Die Menschenliebe befiehlt
es Ihnen und mir. Nur die Größe der Pflich-
ten, die ich Ihnen schuldig bin, hat mich bewe-
gen können, sie Ihnen zu entdecken. Die Er-
staunung, in die mich die Erzählung der Fan-
chon setzte, überstieg alle Gränzen der Einbil-
dung. Ich gieng träumend von ihr weg, ohne
daß es mir möglich war, länger bey ihr zu blei-
ben. Was für ein Ungeheuer ist Worden, rief
ich. Bin ich nicht die Tugend selbst gegen ihn ?
Ich begehe Ausschweifungen, und bereue sie. Er
scheint sie zu hassen, damit er sich desto unbe-
merkter ihnen widmen kann. Ich wünsche wenig-
stens tugendhaft zu seyn, wenn ich eö nicht wirk-
lich bin, und er stellt sich tugendhaft, damit er
mit mehr Sicherheit die abscheulichsten Laster be-
gehen möge. Ich war stolz auf mich, daß ich
mir nicht so viel Niederträchtigkeiten als Worden
vorzu-
 
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