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Pfeil, Johann Gottlob Benjamin
Die Geschichte des Grafen von P. — Leipzig, 1757 [VD18 14314797]

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https://doi.org/10.11588/diglit.27262#0312
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nicht, ihn zu finden. Trauriges Geschenk der
Ehre! Ich empfand das erste mal ihre Beschwer-
lichkeiten. Kaum hatte ich mich einen Augenblick
in die Einsamkeit verborgen, in dem Gefühl mei-
ner Schmerzen einige Undrung zu finden, als mir
das unruhige Geräusch, mit dem sie mich umgab,
auch so gar das elende Vergnügen, ungestört zu
seufzen, raubte. Ich hatte nicht einmal die Frey-
heit, dasjenige, was ich empfand, merken zu
lassen. Man würde eher über mich gelacht, als
mich beklagt haben. Ich mußte also meinen
Schmerz unter einer lächelnden Mine verbergen,
hunderterley Thorheiten ansehen, die mir damals
doppelt verdrüßlich waren, und wohl gar bisweilen
einige thörichte Rollen über mich nehmen. Kaum
hatte ich einige Stunden Ruhe genossen, als ein
ganzes Vorzimmer von Clienten auf mich wartete.
Ich erschien. Man empfieng mich mit einer Men-
ge Thorheiten, womit der Eigennutz dem Stolz
zu schmeicheln glaubt, und ich mußte sie durch eine
Menge anderer beantworten. Dem mußte ich
Glück wünschen, den dritten meines Schutzes ver-
sichern , und dieß alles mit der freundlichen und
ruhigen Mine, welche sehr oft das wesentlichste
Verdienst eines Hofmanns auömacht; und doch
seufzte zu eben der Zeit mein Herz voll Verdruß
und Unruhe. Meine Pflicht rief mich zum König.
Ich mußte eben diese gezwungne Rolle fortspielen.
Der Nachmittag Zwang mich in Gesellschaften.
Sie waren mir abgeschmackter, als alles übrige,
und doch mußte ich in ihnen lächerlicher, als an
.einem
 
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