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rung. Er ergriff zugleich die Hand seiner Gelieb-
ten, sie nach dem Geistlichen hinzuführen. Es
war die äußerste Gefahr. Ich sagte ihm heim-
lich, daß ich zuvor allein mit ihm sprechen müßte.
Er folgte mir mit einigem Zwang in ein Neben-
zimmer. Niemals war mein Herz in größrer Ver-
wirrung zu reden gewesen. Ich zitterte vor der
Antwort des Hauptmanns auf meine Fragen, und
doch mußte ich sie nothwendig wissen. Ich fragte
ihn nach seinem wahren Namen, und wer le Blanc
wäre. Er erröthete, und gestand mir nach einiger
Verwirrung, daß er es selbst sey. Gott! was für
ein Dolch in meine Brust! Kaum konnte ich die
noch übrige Frage wegen seiner Aeltern und Auf-
erziehung thun. Der Hauptmann umarmte mich
nach einem kleinen Stillschweigen. Haben Sie
Mitleiden mit einem Unglücklichen, sprach er, und
rechnen Sie ihm den Mangel eines GlückögutS
nicht zu, das er sich nicht selbst hat geben können.
Ich weis nichts von dem Schicksal meiner Geburt.
Ich bin von meinem zweyten Jahre an in einem
Kloster unter dem Namen le Blanc auferzogen
worden. Ich habe so viel nach der Zeit erfahren,
daß ich von Hugenotten gebohren bin. Aber ich
habe niemals das Glück gehabt, diese Aeltern zu
kennen. Man bestimmte mich zum geistlichen
Stand. Er war mir eben so wenig gefällig, als
die Religion selbst, in der man mich erzogen hatte»
Ich verließ heimlich Frankreich, mich von beyden
zu befreyen, und um unbekannter zu bleiben, v-
änderte ich meinen Namen. Das Glück hat
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rung. Er ergriff zugleich die Hand seiner Gelieb-
ten, sie nach dem Geistlichen hinzuführen. Es
war die äußerste Gefahr. Ich sagte ihm heim-
lich, daß ich zuvor allein mit ihm sprechen müßte.
Er folgte mir mit einigem Zwang in ein Neben-
zimmer. Niemals war mein Herz in größrer Ver-
wirrung zu reden gewesen. Ich zitterte vor der
Antwort des Hauptmanns auf meine Fragen, und
doch mußte ich sie nothwendig wissen. Ich fragte
ihn nach seinem wahren Namen, und wer le Blanc
wäre. Er erröthete, und gestand mir nach einiger
Verwirrung, daß er es selbst sey. Gott! was für
ein Dolch in meine Brust! Kaum konnte ich die
noch übrige Frage wegen seiner Aeltern und Auf-
erziehung thun. Der Hauptmann umarmte mich
nach einem kleinen Stillschweigen. Haben Sie
Mitleiden mit einem Unglücklichen, sprach er, und
rechnen Sie ihm den Mangel eines GlückögutS
nicht zu, das er sich nicht selbst hat geben können.
Ich weis nichts von dem Schicksal meiner Geburt.
Ich bin von meinem zweyten Jahre an in einem
Kloster unter dem Namen le Blanc auferzogen
worden. Ich habe so viel nach der Zeit erfahren,
daß ich von Hugenotten gebohren bin. Aber ich
habe niemals das Glück gehabt, diese Aeltern zu
kennen. Man bestimmte mich zum geistlichen
Stand. Er war mir eben so wenig gefällig, als
die Religion selbst, in der man mich erzogen hatte»
Ich verließ heimlich Frankreich, mich von beyden
zu befreyen, und um unbekannter zu bleiben, v-
änderte ich meinen Namen. Das Glück hat
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