72
in unsere Zimmer mit ihren Holztäfelungen und Holzmöbeln.
Auch das Porzellan darf mit zur brauchbaren Zimmerplastik
gerechnet werden, aber nur, wenn es sich um Figuren handelt,
die nach künstlerischen Gesichtspunkten geformt worden
sind wie etwa die Gruppe „Junge Hunde“ aus der Kopen-
hagener Porzellan man ufaktur (Abb. 25). Die gute Porzellanplastik
nimmt sogar einen wichtigen Platz ein, da sie mit ihren freund-
lichen Farben, ihren wechselnden Lichtern, ihrer Grazie und
Gefälligkeit überall sich einfügt und nur ganz geringer Isolierung
bedarf.
Ausblick.
Wir stehen gegenwärtig in einer Zeit der planmäßigen
Geschmacksveredelung und Volksbildung. Natürlich wird dabei
die Beziehung zur Plastik nicht beiseite gelassen. Schon haben
einige Städte verstanden, gute, volkstümliche Skulpturen aufzu-
stellen. Von ganz besonderer Wirkung sind die mit Recht gern
errichteten Brunnen mit ihrem plastischen Figurenschmuck
aus Sage und Märchen. Solche Brunnenskulpturen sind mehr
wert für die Erziehung zur Plastik als die hochragendste
Denkmalsfigur. An dieser geht der müde Wanderer stumpf
vorüber, während das rieselnde Wasser ihn anlockt; der am
Brunnenrand Rastende wird dann ganz von selbst auf die
plastischen Gestalten aufmerksam; er glaubt, sich am Gegen-
stand der Darstellung zu erfreuen, genießt dabei aber unbewußt
den Reiz der schönen Linien und bildet sein Kunstverständnis.
Auch im eigenen Heim wird bald Platz für gute Plastik
geschaffen werden. Wenn ein jeder in seinem Teile mithilft,
so wird die edle Formkunst in einigen Jahren wieder zu neuem
Leben und beglückender Wirkungskraft erwachen. Vielleicht
ersteht sogar eine ähnliche Liebe zur Plastik wie vor nunmehr
hundert Jahren, allwo ein Wilhelm von Humboldt auf dem
Sterbebett den Seinen anbefahl: „Gedenket meiner nicht in
Trauer, sondern in Heiterkeit; und haltet mir die Gipse rein,
denn das ist die Hauptsache!“
in unsere Zimmer mit ihren Holztäfelungen und Holzmöbeln.
Auch das Porzellan darf mit zur brauchbaren Zimmerplastik
gerechnet werden, aber nur, wenn es sich um Figuren handelt,
die nach künstlerischen Gesichtspunkten geformt worden
sind wie etwa die Gruppe „Junge Hunde“ aus der Kopen-
hagener Porzellan man ufaktur (Abb. 25). Die gute Porzellanplastik
nimmt sogar einen wichtigen Platz ein, da sie mit ihren freund-
lichen Farben, ihren wechselnden Lichtern, ihrer Grazie und
Gefälligkeit überall sich einfügt und nur ganz geringer Isolierung
bedarf.
Ausblick.
Wir stehen gegenwärtig in einer Zeit der planmäßigen
Geschmacksveredelung und Volksbildung. Natürlich wird dabei
die Beziehung zur Plastik nicht beiseite gelassen. Schon haben
einige Städte verstanden, gute, volkstümliche Skulpturen aufzu-
stellen. Von ganz besonderer Wirkung sind die mit Recht gern
errichteten Brunnen mit ihrem plastischen Figurenschmuck
aus Sage und Märchen. Solche Brunnenskulpturen sind mehr
wert für die Erziehung zur Plastik als die hochragendste
Denkmalsfigur. An dieser geht der müde Wanderer stumpf
vorüber, während das rieselnde Wasser ihn anlockt; der am
Brunnenrand Rastende wird dann ganz von selbst auf die
plastischen Gestalten aufmerksam; er glaubt, sich am Gegen-
stand der Darstellung zu erfreuen, genießt dabei aber unbewußt
den Reiz der schönen Linien und bildet sein Kunstverständnis.
Auch im eigenen Heim wird bald Platz für gute Plastik
geschaffen werden. Wenn ein jeder in seinem Teile mithilft,
so wird die edle Formkunst in einigen Jahren wieder zu neuem
Leben und beglückender Wirkungskraft erwachen. Vielleicht
ersteht sogar eine ähnliche Liebe zur Plastik wie vor nunmehr
hundert Jahren, allwo ein Wilhelm von Humboldt auf dem
Sterbebett den Seinen anbefahl: „Gedenket meiner nicht in
Trauer, sondern in Heiterkeit; und haltet mir die Gipse rein,
denn das ist die Hauptsache!“