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Platner, Ernst Zacharias; Bunsen, Christian Karl Josias von; Roestell, Friedrich Wilhelm; Niebuhr, Barthold Georg; Hoffmann, Friedrich; Gerhard, Eduard; Sarti, Emiliano
Beschreibung der Stadt Rom (Band 3. Die sieben Hügel, der Pincio, das Marsfeld und Trastevere, Dritte Abtheilung): Das Marsfeld, die Tiberinsel, Trastevere und der Janiculus, oder der Beschreibung zehntes und elftes Buch — Stuttgart und Tübingen: in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung, 1842

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https://doi.org/10.11588/diglit.71136#0361
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Pantheon,

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Gebäudes lag. Nach einer anderen in unseren Zeiten von
Piale *) geäusserten Meinung war es zu dem grossen Saale
der Thermen des Agrippa bestimmt. Die Säulen, die Marmor-
bekleidung und überhaupt die prachtvolle Anlage im Innern
des Pantheons entspricht allerdings mehr dieser Bestimmung
als der eines Schwimmbades. Aber es lässt sich gegen diese
Annahme einwenden, dass nach allen Anzeichen der nach-
malige Tempel an dem einen Ende jener Thermen, und nicht
in ihrer Mitte stand, wo sich die Hauptsäle dieser Gebäude,
die angeblichen Pinakotheken, befanden, und wo sie auch
Vitruv in der von Piale selbst angeführten Stelle mit dem
Namen Ephebeum anzeigt. Auch sind diese Säle in anderen noch
vorhandenen Resten römischer Thermen keine Rundgebäude.
Der Zusammenhang des Rundgebäudes des Pantheons
mit den Thermen des Agrippa beweist seine gleichzeitige
Erbauung mit denselben.**) Und da die Inschrift der Vorhalle
diesen berühmten Feldherrn und Schwiegersohn des August
als den Erbauer anzeigt, so folgt daraus, dass er selbst es
war, auf dessen Veranstaltung die Umwandlung jenes Gebäudes
in einen Tempel erfolgte. Der allerdings befremdend schei-
nende Umstand, dass nach den vorerwähnten Anzeichen selbst
die Verbindung des Pronaos mit der Vorhalle nicht nach
einem übereinstimmenden Plane erfolgte, lässt sich nur durch
die Annahme erklären, dass man dem Tempel anfangs nur
einen Pronaos, aber keine Vorhalle zu geben gedachte.
Anzeichen von einem Eingange an der heutigen Hinter-
seite des Rundgebäudes, der von den Thermen zu demselben
führte, sind bis jetzt nicht bemerkt worden. Dieser Eingang
war jedoch höchst wahrscheinlich, und zwar in der heutigen
Tribune vorhanden. Er wurde aber vermuthlich bei der ver-
änderten Bestimmung des Gebäudes zugemauert, um dadurch
den Zugang von den Thermen aufzuheben. Aber obgleich
der Zusammenhang mit den Mauern desselben wahrscheinlich
dabei noch fortbestand, so wurde doch das Pantheon dadurch

*) Del Corpo rotondo del Panteon etc. Dissertazione di Stefano
Piale, Roma 1834.

**) In der Allg. Einl. S. 123 ff. ist ausgeführt, dass das Pantheon
etwas früher als die Thermen erbaut wurde, und von seiner
Bestimmung als zum Lakonikon gehörig gehandelt worden.
 
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